Medienwoche EröffnungEs war ein waghalsiger Versuch, der nur Scheitern konnte: Zur Eröffnung der Medienwoche@IFA, dem Fachkongress zur Messe, sollte es sich um die Zukunft der Öffentlich-Rechtlichen drehen. "Less is more? Die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunk", war der Titel der Veranstaltung. Und die stürzte schon nach wenigen Minuten ab, sozusagen. Caroline Thomson von der BBC sollte ihren Beitrag zum Thema via Skype-Videocall aus London beitragen  - und wurde prompt durch einen Verbindungsabbruch unterbrochen.

Gut, dass die Verbindung wieder zustande kam, denn Thomson vermittelte sympathische öffentlich-rechtliche Perspektiven und den vielleicht interessantesten Beitrag dieses Vormittages. Denn während der Druck privater Medien und insbesondere Verlagshäuser auch in Großbritannien groß ist und ähnliche Forderungen gestellt werden wie bei uns, so demonstriert die BBC gleichzeitig, wie man dem auch positive Signale setzen kann.

"We must never forget, that we are spending other peoples money", lautet da das von ihr angeführte Stichwort. So spricht die BBC deutlich offener über Restrukturierung und Einsparmaßnahmen als es ARD und ZDF in Deutschland tun. Und noch dazu offensiver, wenn auch natürlich nicht freiwillig. Ihr Vortrag öffnete in erster Linie die Augen in Bezug auf die Eigendarstellung und das Selbstverständnis von ARD und ZDF bei uns. Eine so klar formulierte Verantwortung vor der eigenen Haustür zu kehren und die Systeme von ARD und ZDF zu optimieren, fehlt in Deutschland leider.

Mindestens so bedauernswert: Nach Thomsons Skype-Keynote fiel die Attraktivität der Eröffnungsveranstaltung ab. RBB-Intendantin kritisierte in ihrer Keynote die Gängelung im Online-Bereich, Springer-Mann Christoph Keese schwärmte von Apples Geräten, dem App-Geschäft. Die Aussagen - sie waren erwartbar. Immerhin: Dass Springer 90 Prozent seiner Umsätze im Digital-Geschäft über Beteiligungen und nicht durch journalistische Angebote erzielt, ist eine Erklärung für die Begeisterung etwa durch die iPad-App iKiosk endlich auch mit journalistischen Inhalten Gelder im Digital-Geschäöft zu erzielen.

Das dann folgende Panel war wie üblich etwas zu groß besetzt um eine lebhafte Diskussion aufkommen zu lassen. Mit dabei: Einige der üblichen Verdächtigen. Etwa SPD-Medienmann Marc Jan Eumann, erfahrener Medienkongress-Tourist wie es auch Dr. Tobias Schmid, Bereichsleiter Medienpolitik der Mediengruppe RTL Deutschland ist. Die Keynote-Speaker von RBB und Springer waren mit der von Partie wie auch Sascha Lobo und Journalist und N24-Chef Stefan Aust. Während Lobo für die kurzweilige Unterhaltung und zwischenzeitlich interessante Einwürfe, die leider nicht wirklich aufgegriffen wurden, zuständig war, überraschte Aust etwa mit der Ankündigung mit N24 mehr Vielfalt ins Privatfernsehen bringen zu wollen.

Bislang machte sein Sender eher mit Sparmaßnahmen Schlagzeilen und ein neues Motor-Magazin mit Mola Adebisi klingt noch nicht nach Offensive. Doch davon abgesehen drehte sich entsprechend dem Thema dieses Vormittages um die Beschränkungen der Öffentlich-Rechtlichen bzw. deren Fehlen. Die Argumente hier waren eine Wiederholung dessen, was die vergangenen Medienkongresse schon zur Genüge zu Tage gefördert hatten.

RBB-Intendantin Dagmar ReimUnter Dauerbeschuss war RBB-Intendantin Dagmar Reim: Sie hatte etwas schwammig Sparmaßnahmen in der ARD angekündigt, zu denen sie jedoch auf Nachfrage ihrer Panel-Kollegen nichts Konkreteres sagen wollte oder konnte.  Immerhin schien auch ihr die BBC-Position gefallen zu haben. "Less is more", so Reim im Bezug auf das ARD-Angebot. Stefan Aust gefiel das und warf doch gleich die Frage in den Raum ob man nicht auch die Programmfläche  reduzieren könnte - und schlug vor Phoenix zu streichen. Dass es ihm und N24 gelegen käme, kann sich jeder denken.

Neue Erkenntnisse bescherte das Panel leider nicht. Bis auf die leise Einsicht von RBB-Intendantin Reim, dass weniger auch mehr sein kann. Es bleiben noch anderthalb Kongress-Tage um in detaillierten Veranstaltungen vielleicht etwas mehr in die Tiefe zu gehen. Ob das gelingt, werden Sie in den kommenden beiden Tagen bei DWDL.de lesen können. Jetzt aber werden wir uns auch - wie alle anderen Kollegen dem Büffet widmen. Denn neben durchwachsenen Eröffnungsrunden und Herrn Eumann ist auch das eine Konstante bei jedem Medienkongress.