Foto: Die ZeitAm Donnerstag erscheint "Die Zeit" zum ersten Mal wieder mit einem Magazin. Giovanni di Lorenzo begegnet dem Erstverkaufstag...

...mit großem Lampenfieber und der Hoffnung und Erwartung, dass die Leser, die das "Zeit-Magazin" vermisst haben, und diejenigen, die es nicht mehr Erinnerung haben, gleichermaßen einverstanden sind. Wir haben vor acht Jahren (bei der Einstellung des Magazins) in kürzester Zeit 30.000 an Auflage verloren. Natürlich freuen wir uns, wenn einige derer wieder zur "Zeit" zurückfinden.

Wann kam Ihnen die Idee zur Neuauflage des Magazins?


Viele von uns hatten noch Phantomschmerzen, weil immer das Gefühl da war: Das Magazin fehlt uns. Im Sommer vergangenen Jahres dachte ich: jetzt oder nie.

Was zeichnete diesen richtigen Zeitpunkt aus?

Ich hatte, zusammen mit meinem Mitstreiter Rainer Esser, das Gefühl, dass es gewisse Konstellationen gab, in denen man die Chance ergreifen sollte - bevor sie vielleicht nie wieder kommt. Wir hatten in den beiden vergangenen Jahren eine gute "Zeit" - im doppelten Sinn. Beflügelt durch die guten Zahlen, haben wir uns gewünscht, dass wieder in das Herzstück investiert wird - in die Zeitung also, von der alles andere im Verlag abhängt. In den Jahren davor lag der Schwerpunkt der Investitionen bekanntlich auf den LineExtensions wie z.B. "Zeit Wissen".

Es war also keine Entscheidung aus Notwendigkeit?

Man muss Veränderungen immer dann anstreben, wenn die Zeiten gut sind. In schlechten Zeiten wird man selbst verändert. Den größten Fehler, den man in guten Zeiten begehen kann, ist der, das Handeln zu unterlassen.

Was lässt sich denn nun auf einer Magazinseite besser machen als auf einer Zeitungsseite?

Sie werden hoffentlich das Gefühl dafür bekommen, wenn sie es in den Händen halten. Die Anmutung der Geschichten ist anders. Sie ist intimer, persönlicher und weniger kurzatmig als auf klassischen Zeitungsseiten. Natürlich ist auch das kleine Format eine großartige Abwechslung - auch das haben sich unsere Leser gewünscht. Wann immer ich Lesergruppen hier bei uns im Haus habe, kommt die Frage: "Warum ist die 'Zeit' so groß?"
 


Eine gute Frage.

In der Tat. Aber ich verändere das Format der "Zeit" nicht, denn ich befürchte, dass es mit einer falschen Bedeutung aufgeladen werden könnte. Es könnte zu leicht missverstanden werden als ein Versuch, die Inhalte der "Zeit" zu popularisieren oder trivialisieren.
 
Das scheint in Deutschland die Angst fast aller Zeitungsmacher zu sein...

Es gibt Marktforschungen, in denen die gleichen Texte auf unterschiedlichen Formaten angeboten wurden, und das Urteil war eindeutig: Das kleinere Format wurde als trivialer wahrgenommen. Alle erfolgreichen deutschen Tageszeitungen sind noch immer im Großformat. Deshalb wird die neue "Frankfurter Rundschau" ein spannender Versuch.

Ihre Prognose dazu?


Zuerst einmal wünsche ich den Kollegen von der Rundschau nur das Beste. Jeder Qualitätstitel, der funktioniert, ist ein Erfolg für die gesamte Branche. Die Entscheidung für das Tabloid-Format ist mutig - und in einer prekären Lage getroffen worden. Die neue "Rundschau" ist ein zukunftsweisender Versuch - so oder so.