Foto: WDRWie entdeckt man diesen bekannten und schon häufig gefilmten Mikrokosmos denn immer wieder neu?

Einfach machen. Das ist meine goldene Regel. Wenn Sie sich ein Thema zu lange durch den Kopf gehen lassen und überlegen, ob das nicht schon einmal gemacht worden ist, dann haben sie schon verloren. Natürlich gibt es auch klassische Themen, die immer wieder neu aufgelegt werden. Nehmen sie den Dogwalker oder Christmas-Shopping in New York. Aber wer Spaß an seiner Arbeit hat, wird genügend neue Geschichten entdecken. Ich habe jetzt gerade erst eine Reportage über das Mit- und Gegeneinander kleiner alteingesessener und familiär betriebener Geschäfte mit ihren leidenschaftlichen Besitzern und den großen Weltkonzernen gemacht. Die Stadt bietet so viele Kontraste, die sich herauszustellen lohnen.

Finden Sie für all diese Themen auch genügend Sendeplätze?

Absolut. Im Gegenteil, wir kommen gerade fast nicht hinterher. Es gibt in der ARD sehr zu meiner Freude noch viele Reportageplätze. Da gibt es den Weltspiegel am Sonntagabend im Ersten, der immer noch relativ lange Reportagen zeigt. Viele Dritte Programme haben Auslandsmagazine, dann gibt es Halbstunden-Formate und es gibt Phoenix. Wir haben keine Probleme unsere Beiträge an den Mann zu kriegen.
 
 
Der Korrespondent als Klinkenputzer?

Man ist als Korrespondent im Ausland im Grunde ein freier Unternehmer, der seine Ideen und Geschichten erst einmal verkaufen muss. Bevor ich mit einem Kamerateam losziehen kann, muss mir auch jemand Geld dafür geben.

Können Sie die anhaltende Gebührendebatte in Deutschland verstehen? Das öffentlich-rechtliche Korrespondentennetz ist nicht gerade billig...

Es ist teuer, ja. Aber gerade weil die ganze Welt durch das Internet scheinbar immer näher zusammenrückt - und ich betone scheinbar - ist es so furchtbar wichtig verlässliche Quellen zu haben. Natürlich kann man sich in Deutschland Meldungen der Nachrichtenagenturen nehmen, bearbeiten und so erzählen, was in New York passiert. Aber kann ich irgendwann noch sicher sein, wer mir was erzählt und woher er es weiß? Drei- oder viermal die Woche bei den Vereinten Nationen zu sein und Hintergrundgespräche zu führen um so fundierter berichten zu können, ist sicher Luxus - aber ein unheimlich wertvoller auch für den Zuschauer. Und der merkt, ob sich jemand vor Ort auskennt oder nur in aller Eile von einem Geschehen zum nächsten reist.
 
Woran machen Sie das fest?

Hier in New York bekommt man kaum etwas davon mit, wenn zum Beispiel private Fernsehsender ein Reporterteam in der Stadt haben. Aber in Polen war es so, dass zum Beispiel bei Hochwasserkatastrophen die Kollegen der Privatsender kamen und sicher auch solide gearbeitet haben. Aber es fängt mit der Sprache und den Sprachkenntnissen an. Die waren auf Übersetzer angewiesen, hatten keine Ortskenntnis. Und spätestens bei komplexeren Themen fehlt dann oft auch das Hintergrundwissen - und das kann dann nicht gut sein. Guter Journalismus kostet gutes Geld.