Foto: PhotocaseErneut regt sich Unmut zwischen Vertretern der Print-Branche und den öffentlich-rechtlichen Sendern, nachdem das ZDF am Dienstag dieser Woche in seinen Nachrichtensendungen "Heute" und "Heute Journal" über den Besuch des BBC-Chefs Mark Thompson auf der Medienwoch@IFA berichtet hatte, der unter anderem über die Vorzüge des öffentlich-rechtlichen Fernsehens sprach.

Schwere Geschütze fahren "SZ" und "FAZ" auf, die den Bericht und die Anmoderation des Beitrags im "Heute Journal" durch Moderator Claus Kleber als "Propaganda" für die Internetaktivitäten der Öffentlich-Rechtlichen bezeichnen. In der "Welt" ist von "Missbrauch" der ZDF-Nachrichten die Rede. Kleber hatte in seiner Moderation gesagt, dass sich mit Blick auf den Streit zwischen Sendern und Verlegern nun in Berlin eine "Stimme von Gewicht gemeldet habe", die "aus dem Mutterland des öffentlich-rechtlichen Qualitätsfernsehens" komme.
 


Vorgeworfen wird dem Mainzer Sender unter anderem, dass Thompson auf Einladung des ZDF an der Kongressveranstaltung teilgenommen haben soll, um für die Interessen der hiesigen Öffentlich-Rechtlichen zu werben. Zudem führe der entsprechende Nachrichten-Beitrag die Zuschauer mit Falschinformationen bewusst in die Irre, ist bei "FAZ.net" zu lesen, da die derzeitigen Bestimmungsentwürfe des anstehenden Rundfunkänderungsstaatsvertrages nicht korrekt wieder gegeben worden seien. Auch der Kern des eigentlichen Streits zwischen Verlegern und Sendern sei nicht korrekt erfasst worden.

"Die Welt" kritisiert, dass im ZDF-Beitrag nicht erwähnt worden sei, dass sich die BBC auf Grund ihrer Struktur – zum Beispiel hinsichtlich ihrer Aufsicht und Werbefreiheit –  nicht mit ARD und ZDF vergleichen ließe.

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Beim ZDF weist man die Vorwürfe weit von sich.  Die Einladung Thompsons sei nicht durch das ZDF erfolgt, sondern durch das Medienboard Berlin-Brandenburg, das die Medienwoche@IFA ausrichtet, erklärt ZDF-Specher Alexander Stock auf Nachfrage des Medienamagazins DWDL.de.
 
Allerdings, so räumt Stock ein, habe  ZDF-Intendant Markus Schächter die Organisatoren unterstützt, da er Thompson gut kenne und der BBC-Chef zugesichert habe, eine andere Gelegenheit für einen Besuch auf einem deutschen Medienkongress wahrzunehmen, nachdem er seine Teilnahme bei den vom ZDF veranstalteten Mainzer Tagen der Fernsehkritik in diesem Frühjahr absagen musste.

Da es sich um den ersten Deutschland-Besuch des BBC-Chefs gehandelt habe, hält man in Mainz die Berichterstattung darüber für legitim. Zudem habe man beim ZDF das in der Branche umstrittene Thema des Rundfunkänderungsstaatsvertrags in dieser Woche insgesamt erst zum zweiten Mal thematisiert, nachdem am 12. Juni zum ersten Mal über die Runde der Intendanten berichtet worden sei, heißt es in Mainz.

Hinisichtlich der Art der Berichterstattung sieht ZDF-Sprecher Stock keine Mängel. "Der Bericht war nicht einseitig", sagte er dem Medienmagazin DWDL.de. Innerhalb von zwei Minuten ließe jedoch nicht die gesamte Strategie der BBC darstellen, räumte er ein.