Premiere-Chef Mark WilliamsAuf der Premiere-Hauptversammlung im vergangenen Jahr schien die Welt noch in Ordnung. Der damalige Vorstandsvorsitzende Michael Börnicke versprach nicht nur aus heutiger Sicht utopisch wirkenden Kundenzahlen in Höhe von 10 Millionen  und eine verheißungsvolle Zukunft. Seitdem wurde fast die komplette Führungsriege ausgewechselt, die Abonnentenzahlen drastisch nach unten korrigiert und Millionenverluste eingefahren.

Angesichts dessen verwundert es nicht, dass sich auf der außerordentlichen Hauptversammlung der Frust der Anteilseigner entlud. Die Kritik richtete sich vor allem an die ehemaligen Vorstands-Vorsitzenden Georg Kofler und Michael Börnicke. Von ihnen sei man "belogen und getäuscht" worden, wetterte etwa Daniel Bauer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. Die beschönigten Abonnentenzahlen bezeichnete er als Skandal und forderte den Aufsichtsrat auf, Schadensersatz-Ansprüche zu prüfen. Premiere-Vorstand Enßlin wies das allerdings umgehend zurück: Es habe sich nur um eine andere, aber nicht falsche Klassifizierung der Abonnenten gehandelt, daher gebe es keine Grundlage für Schadensersatz-Ansprüche.

Auch an der neuen Premiere-Führung gab es harsche Kritik vor allem der Kleinanleger. So wurde bemängelt, dass das Sanierungskonzept den Aktionären nicht vorgestellt wurde. Die Premiere-Führung verwies auf Geschäftsgeheimnisse und ein Gutachten, das Premiere als sanierungsfähig ansieht, wenn das Konzept umgesetzt werde.

Trotz der dicken Luft: Der neue Premiere-Boss Mark Williams, der auch noch Franz Beckenbauer als Fürsprecher auffuhr, erhielt wie erhofft und erwartet grünes Licht für die geplante Kapitalerhöhung in Höhe von 412 Millionen Euro, die Grundlage für den Sanierungsplan für das Unternehmen ist. 99,6 Prozent des anwesenden Grundkapitals stimmten dieser Kapitalerhöhung zu. Premier-Aktionäre werden in einem bestimmten Verhältnis Bezugsrechte erhalten, alle nicht von anderen gezeichneten Papiere wird Hauptaktionär News Corp. übernehmen. Allerdings haben einige Aktionäre Widerspruch eingereicht.

Mark Williams gibt sich optimistisch: "Die Zustimmung für die Kapitalerhöhung gibt uns die Chance, aus Premiere ein erfolgreiches Unternehmen zu machen. Im Anschluss an die Re-Kapitalisierung können wir die erforderlichen Investitionen in den Bereichen Programm, Marketing und Vertrieb, Kundenservice und Technologie vornehmen, um die benötigte Steigerung der Abonnentenzahlen zu erreichen." Premiere will nun keine Zeit verlieren.  Die Bezugsfrist soll so bald wie möglich nach Eintragung der heutigen Beschlussfassung über die Kapitalerhöhung und der Billigung des Prospekts durch die BaFin beginnen, sodass die Kapitalerhöhung noch im 2. Quartal abgeschlossen werden kann.