Rolf BartoleitRalf Bartoleit ist nicht zu beneiden. Der 9Live-Geschäftsführer kann derzeit weder vor noch zurück. Die am Mittwoch veröffentlichten Geschäftszahlen der ProSiebenSat.1 Media AG sprechen einmal mehr von rückläufigen Umsätzen bei 9Live. Das Call-In-Geschäft hat seinen Höhepunkt in Deutschland längst überschritten, wie auch der Rückzug manches Senders bzw. Produzenten belegt. 9Live hat dies rechtzeitig erkannt und auf die internationale Expansion gesetzt.

Eine Lösung für das Heimatgeschäft ist damit allerdings noch nicht gefunden. Leicht lässt sich sagen, dass man als ProSiebenSat.1 Media AG die FreeTV-Lizenz von 9Live doch für ein höherwertigeres Programm nutzen könnte. Doch hier kommt der Haken: Jegliche Abkehr vom Call-In-Geschäft würde zu einer erhöhten Abhängigkeit vom derzeit ohnehin schwachen Werbemarkt führen. Dazu kommen noch die hausgemachten Probleme bei SevenOne Media.
 

 
Damit bleibt 9Live vorerst wohl einfach aus Mangel an Alternativen eine ziellose Mischung aus Call-In-Sendungen und Wiederholungen alter ProSiebenSat.1-Produktionen, mit der abseits des klassischen Werbemarkts abgeschöpft wird, was noch abzuschöpfen ist. Am Vorabend hält man im Übrigen auch weiterhin an der völlig erfolglosen Marke NeunTV fest. Es sollte "die Frauenadresse im deutschen Free-TV" werden. Doch eine Entwicklung fand nie statt, nachdem der ehrenwert innovative Ansatz einer Live-Sendung mit Margarethe Schreinemakers nicht funktionierte.

9Live selbst konnte oder wollte in den vergangenen Monaten keine Aussage zu den Plänen und Aussichten für 2009 treffen. Auf mehrfache Nachfrage des Medienmagazins DWDL.de im November, Dezember, Januar und Februar blieb die Frage stets unbeantwortet. Anfangs noch mit Verweis darauf, dass der jetzige 9Live-Chef Bartoleit den Job erst zum 1. Oktober angetreten sei. Kennen sollte er das Unternehmen allerdings gut genug: Er war zuvor schon stellvertretender Geschäftsführer und über drei Jahre Programmleiter.