Timm KlotzekWas war die ärgerlichste Reaktion von Verlagsseite, als Sie mit der Idee eines Eltern-Magazins ankamen?

Da gab es eigentlich keine. Es ist sehr wohlwollend aufgenommen worden. Der größte Erklärungsbedarf lag darin, ein Eltern- und kein Kindzentriertes Magazin zu machen. Vor allem die Eltern im Verlag haben kräftig genickt und verstanden, dass die Themen, über die wir uns beim Autofahren oder Grillen unterhalten, super in Journalismus umzusetzen sind.

Ihre beiden Kinder sind fünf und zwei Jahre alt, das dritte kommt im Juni – muss man Eltern sein, um bei „Nido“ mitarbeiten zu können?

Es hilft natürlich, Kinder zu haben und viele der Themen nachvollziehen zu können, weil man Sie schon oft diskutiert hat. Und in der Tat ist es schwierig, jemandem, der keine Kinder hat, in der Diskussion schonend beizubringen, dass ein Vorschlag Quatsch ist oder derjenige etwas nicht verstehen kann.

Gab es für dieses Projekt bei G+J einen Klotzek-Bonus?

Ich glaube schon, dass man sich mit einem erfolgreichen Heft wie „Neon“ einen gewissen Vertrauensvorschuss erarbeitet. Aber niemand könnte im Haus etwas machen, von dem der Rest sagt „Was für ein Quatsch!“. Da muss man sich ganz bescheiden hinten anstellen und auf Sach- und Argumentationsebene hantieren.

Anders gefragt: Wie sehr nervt es Sie als Blattmacher, wenn Sie mit Vorschusslorbeeren überschüttet werden?

Gar nicht. Ist doch super! Gerade in den Media-Agenturen hat es unheimlich geholfen, als ich sagen konnte „Lebensgefühl-Journalismus … eine ganz andere Art von ‚Neon’ … versteht Ihr, was ich meine!?“ Früher wurde man da teilweise noch etwas kuhäugig angeschaut und nach Zahlen und Schubladen gefragt.

Wie sehr ist „Nido“ denn tatsächlich das Lebensgefühl von Ihnen und Ihrer Redaktion oder doch eher ein abgefragtes Lebensgefühl einer gewünschten Zielgruppe?

Du darfst nie nur Dein eigenes Lebensgefühl abbilden, ohne nach links und rechts zu schauen. Es muss natürlich immer bei den Lesern auf Resonanz treffen. Dieses Ding ist kein Ego-Shooter für mich, bei dem dann meine Frau sagt „Ha, genau!“. Wir müssen versuchen, den Nerv der Zielgruppe und nicht der Redaktion zu treffen. Wenn sich das überschneidet, ist es natürlich am einfachsten und angenehmsten.

Spüren Sie einen Druck, jetzt den „Neon“-Erfolg wiederholen zu müssen?

Es ist anstrengend, ja. Man muss sich konzentrieren und ein paar Bälle mehr in der Luft halten, ja. Aber es ist sicher kein Anlass zur Beschwerde. Das ist doch das Tolle, wenn so ein Magazin, an dem man lange gearbeitet hat, dann endlich auf den Markt kommt. Das ist doch ein Fest, wenn man endlich raus darf aufs Spielfeld. Ein Fußballer jammert ja auch nicht „Oh mein Gott, ich muss am Mittwoch nach Barcelona und das wird mir gerade ein bisschen zu viel.“ Außerdem ist vieles, was bei „Neon“ noch intuitiv lief, jetzt bei „Nido“ viel reflektierter und mit Marktforschung gestützt.

Was würde Sie als Blattmacher persönlich mehr freuen: Wenn die Presse das Heft in den Himmel lobt, aber keiner es kauft. Oder lieber der mediale Verriss und bombastische Kiosk-Zahlen?

Es muss sich verkaufen. Und das allerwichtigste: immer wieder!