Im Frühjahr dokumentierte das Medienmagazin DWDL.de die Probleme im deutschen Fernsehmarkt schon einmal in einer ausführlichen Bestandsaufnahme unter dem Titel "Das deutsche Fernsehen - ein Patient vor dem Burnout." Die Reaktionen damals zeigten schon, dass die Stimmung in der Produzentenlandschaft angespannt ist. Wenigen den großen Sendern gut verbundene Produktionsfirmen mit vorsichtig optimistischer Haltung steht ein ganzer Markt an TV-Produzenten gegenüber, die unter Preisdumping leiden und das Abwürgen von Kreativität und Mitspracherecht beklagen.

In einem am Montag veröffentlichten DWDL.de-Interview äußerte sich jetzt TV-Produzent Frank Schmidt über die Herausforderungen im Produzentenmarkt. Seine Positionen mögen manchen Sender zwar erfreuen, doch mit Aussagen wie "Fiction geht auch für die Hälfte" sorgte er gleichzeitig bei Schauspielern wie Produzenten für Aufregung in der Branche und scharfe Kommentare. Einmal mehr spürte man die Anspannung im Markt, die zuletzt bittere Folgen hatte, wie auch TV-Produzentin Sylvia Fahrenkrog-Petersen, Inhaberin der TV-Produktionsfirma Good Times in ihrer empörten Reaktion anklingen lässt.

"Jaja, alles geht für die Hälfte und wenn es erst mal für die Hälfte geht, dann kann man doch bei der nächsten Staffel sicher wieder irgendwo die Hälfte sparen und wer das nicht aushält, der fällt einfach um oder bringt sich um - wichtig ist doch nur, dass die Renditen der Sender stimmen und dafür arbeiten wir doch, oder?", kommentiert die spürbar aufgebrachte TV-Produzentin unter dem Interview. Sie spielt dabei auf den plötzlichen Tod ihres Mannes Karl-Heinz Angsten im vergangenen Jahr und den Selbstmord von Günter Stampf vor einigen Wochen an.

Preisdumping ist das Reizthema unter TV-Produzenten - und das sicher nicht erst seit gestern. Aber seit der halbwegs überstandenen Werbekrise, in denen die Sender von Produzenten Opfer bzw. hilfe erwarteten, wurden die Budgets in den meisten Fällen nicht wieder angepasst. Einmal im Preis gedrückt, immer im Preis gedrückt. So sehen es viele Produzenten. Frank Schmidt jedoch eröffnete am Montag eine andere Perspektive: "Wenn es uns gelingt Dramaserien für deutlich geringere Budgets zu produzieren, schaffen wir damit auch neue Sendeplätze für dieses Genre und das ist wiederum gut für die gesamte Produktionslandschaft."

Doch diese, freundlich formuliert, kuriose Sichtweise teilen nicht viele in der Branche. Marc Lepetit, Producer und Leiter Business Development bei Phoenix Film sieht ein ganz grundlegendes Problem. "Die Frage ist nicht, dies zu verurteilen, sondern ein System zu etablieren, in dem - wie bei den Amerikanern eben auch mit Formaten wie "Trailer Park Boys" oder "Reno 911" - es möglich ist, gute, interessante Qualität herzustellen und dabei einen Großteil der Branche vernünftig zu beschäftigen. Der Teufel sind nicht die Produzenten, die so agieren - der Teufel ist die Tatsache, dass wir es mit mittelmässiger Fiction hinbekommen haben, Zuschauer zu verjagen - und jetzt eben mit weniger Geld den Sendeplatz füllen müssen", kommentiert Lepetit.