Dass RTL nach dem Ende einer "DSDS"-Staffel ankündigt, diese überarbeiten zu wollen, gehört schon fast zur Tradition. Der Dauermarktführer hat es in den letzten Jahren gerade auch durch kleine, aber stetige Fortentwicklungen seiner Formate geschafft, seinen unangefochtenen Platz an der Spitze zu behaupten. Doch in den letzten Monaten wurde RTL kalt erwischt: Die Quoten brachen reihenweise massiv ein, gerade auch bei Aushängeschildern wie "DSDS". Obwohl die aktuelle Staffel noch lange nicht zu Ende ist, kündigt Unterhaltungschef Tom Sänger daher nun im "Spiegel" tiefgreifende Änderungen an.

Nach zehn Jahren reiche es nicht mehr aus, "an kleinen Rädchen zu drehen", so Sänger. "Wir müssen drastischer sein, am großen Rad drehen". Er wolle prüfen, welche Änderungen innerhalb des internationalen Formats möglich seien. Am Ende dieses Prozesses könne eine völlig neue Dramaturgie stehen - der bisherige stets gleiche Ablauf von "Auftritt, Anruf, Abschied" habe sich jedenfalls überlebt. Und Sänger schließt nicht mal mehr aus, dass am Ende nicht mehr "DSDS", sondern ein ganz neues Format stehen könnte, wenngleich RTL derzeit schon für Bewerbungen für die nächste Staffel aufruft.

"Ich bin kein Alarmist, aber wir führen sehr ernste Gespräche mit allen Partnern", lässt Sänger wissen. Casting soll es im RTL-Programm aber in jedem Fall auch weiterhin geben. Er glaube "überhaupt nicht", dass sich die Idee der "15 Minuten Ruhm" überlebt habe. Daher wird auch das "Supertalent", das zuletzt ebenfalls unter sinkenden Quoten litt, fortgesetzt. Die Änderungen, die Sänger ankündigt, klingen teils so banal, dass man sich schon fragen muss, wie es jemals dazu kommen konnte, dass es anders war: Man wolle auf einheimische statt internationale Künstler setzen, den Casting-Charakter stärken, die Kandidaten mehr in den Mittelpunkt stellen. Ab Ende des Monats beginnen die Offenen Castings, ab sofort kann man sich online für die neue Staffel bewerben. Eine Änderung gibt's auch für den Gewinner: Ihm winken nicht nur 100.000 Euro, sondern auch ein Auftritt in Las Vegas.

Und dann klingt bei Tom Sänger auch noch etwas Selbstkritik durch: Er kündigte eine "Entwicklungsoffensive" in den nächsten Monaten an. Man wolle so viel in die Entwicklung neuer Ideen investieren wie lange nicht. Die Lage sei "nicht dramatisch", aber man müsse wieder "mutiger, risikofreudiger, schneller" werden. Die Stärke von RTL sei immer die Verlässlichkeit gewesen. "Die Gefahr ist, dass sie zur Erwartbarkeit wird", so Sänger im "Spiegel".