Diese Anzeigetafel ist einfach eine Steilvorlage. Noch vor gut einem Jahr las man auf ihr den Schriftzug „Roche & Böhmernann". Einen Umzug vom Kölner Süden in den Kölner Westen später steht dort jetzt nur noch "Och Böhmermann", wenn man das Studio der Bildundtonfabrik betritt. Es wäre eine so geile Überschrift gewesen für eine Sendungskritik. Doch das Team und Frontmann Jan Böhmermann machen es den Journalisten dann doch nicht so einfach. Das neue „Neo Magazin“ ist zu gut für ein „Och Böhmermann“. Wie gut, fällt jedoch schwer zu sagen.

Wir reden hier von sympathischem Hinterhof-Fernsehen, gemacht irgendwo in Köln-Ehrenfeld. Die Bildundtonfabrik ist ein Haufen von Menschen, die das Fernsehen noch nicht aufgegeben haben und auf der Suche nach der guten Unterhaltung lieber machen als warten, lieber drehen als fragen. Und während man leicht unterkühlt auf Einlass wartet in einem euphemistisch als Foyer bezeichneten Abstellraum hinter einem Rolltor gleich links von der Garant Tepprichreinigung, wuselt das Team der Sendung mehr oder weniger koordiniert um einen herum.

Es hat ein bisschen den netten Charme eines Premierenabend der Theater-AG, wie damals zur eigenen Schulzeit - nur mit ein paar mehr Hipstern. Wie damals sind alle Beteiligten festlich im Anzug oder Abendkleid, von Aufnahmeleitung bis zur Kamerafrau. Auch der smarte Herr im „Foyer“ trägt Fliege während er Wasser, Bier und Apfelschorle verkauft. Fehlt nur noch der obligatorische Kuchenverkauf. Dafür gab’s am Premierenabend Kartoffel- und Linsensuppe. Wurde aber nicht so gern genommen vom wartenden Publikum. Eigentlich geht es ja hier auch um Fernsehen.

Das wird dann nach einer guten Stunde Wartezeit aufgezeichnet. Am Ende sogar neun Minuten zu viel als eigentlich nötig. Was Donnerstagabend dann ins Netz bzw. über den Sender ging, war also ein wenig zusammengeschnitten. Wie schon bei „Roche & Böhmermann“ spürt man auch beim „Neo Magazin“ die Liebe zum Detail besonders in den Einspielern. Was für ein durchgeknalltes Opening - aufwändiger als der gesamte Deutsche Fernsehpreis. Die Studio-Deko wiederum ist so minimalistisch wie genial vielseitig, dank Projektion verschiedener Settings. Möglichkeit zur Verbesserung bietet der immerhin kurze, aber irgendwie verloren wirkende „heute show"-eske Nachrichtenteil zu Beginn.

Das „Neo Magazin“ könnte sich auch Medienmagazin nennen. An Anspielungen, Insider-Gags und scharfer Kritik insbesondere der Öffentlich-Rechtlichen mangelt es bei der Premiere nicht. Dazu allerlei Albernheiten - vorgetragen vom Mann mit der nötigen Fallhöhe und dem besten Tipp vor der Aufzeichnung: Jan Böhmermann, der dem Studiopublikum einfach empfahl, für eine halbe Stunde sein Abitur zu vergessen. Böhmermann hat schon immer polarisiert und wird mit der neuen Sendung sicher niemanden zum Fan machen, der ihn vorher nicht mochte. Muss er ja auch nicht - der Segen der Sparte.