Herr Lanz, im Netz sammelt eine Petition immer mehr Stimmen gegen Sie. Es geht um ihre Talkshow von vergangener Woche Donnerstag, bei dem u.a. Sahra Wagenknecht zu Gast war. Einfache Frage: War das ihrer Meinung nach eine gute Sendung?

Das war sicher an der einen oder anderen Stelle verbesserungswürdig. Frau Wagenknecht war bereits mehrfach bei uns in der Sendung, und wir haben uns auch bereits mehrfach kontrovers auseinandergesetzt. Ich weiß von ihr, dass sie - wie wenig andere - auch Lust auf politische Auseinandersetzung hat und politischen Streit schätzt. Und weil sie ein Vollprofi ist, ist sie solchen Diskussionen auch - wie wenig andere - gewachsen. Genau deshalb verläuft ein Gespräch mit ihr niemals nach einem vorher festgelegten Muster oder abgesprochenen Inhalten, sondern entwickelt sich, teils sehr dynamisch. Und was ist eigentlich schlimm daran, wenn man sich auch im Fernsehen leidenschaftlich streitet?

Grundsätzlich erstmal nichts.

Das ist doch niemals persönlich gemeint! Ganz im Gegenteil! Wir haben uns nach der Sendung noch eine ganze Weile sehr freundlich und unter vier Augen unterhalten und auch genau darüber gesprochen. Dennoch: Wenn das energische Nachfragen zu rustikal und sogar persönlich war, dann bedaure ich das. Das habe ich ihr im Übrigen bereits in einem längeren Telefonat gesagt.

Und abseits der persönlichen Ebene? Halten Sie die Sendung inhaltlich für gut?

Auf der inhaltlichen Ebene sage ich: Es muss möglich sein, kritische Fragen zu stellen. Und ich finde, es ist legitim zu fragen, welche Haltung die Linkspartei - deren Ikone Frau Wagenkecht nun einmal ist - beispielsweise zu Europa hat, und wie das gemeint ist, wenn in einem Parteiprogramm-Entwurf in Bezug auf die EU die Adjektive „militaristisch“ und „diktatorisch“ auftauchen. Sie sagte in der Sendung zwar, das sei unglücklich formuliert, eine klare Distanzierung war das aber nicht. Und daran entzündete sich die Debatte.

"Mein Fehler. Daraus lerne ich, glaube aber auch, dass Meinung und Haltung in einer Sendung, die den eigenen Namen trägt, wichtig ist."

Markus Lanz

In der Frau Wagenknecht eben sehr bedrängt wirkte, kaum ausreden konnte…

Sie haben völlig recht: Allein durch die Konstellation - also, eine Frau gegen zwei Männer - entstand zwangsläufig der Eindruck: Das ist jetzt unfair. Weil aber Frau Wagenknecht jemand ist, der sich sehr kraftvoll wehren kann und das auch tat, habe ich das in diesem Moment nicht so eingeschätzt. Mein Fehler. Daraus lerne ich, glaube aber auch, dass Meinung und Haltung in einer Sendung, die den eigenen Namen trägt, wichtig ist.

Aber ist eine eher unterhaltende Talkshow wie ihre ZDF-Sendung überhaupt das richtige Pflaster für eine politische Auseinandersetzung? Mancher Kritiker im Zuge der Petition fragt sich, warum Sie sich auf das Metier begeben.

Wer die Sendung hin und wieder einschaltet, der weiß, dass politische Gespräche längst ein fester Bestandteil sind. Und, ja, wir sind auch ein Meinungstalk. Politiker sind sehr häufig unsere Gäste, und ich schätze die Debatte mit ihnen. Und ich glaube, das gilt auch umgekehrt.

Nur geht es bei anderen politischen Gästen selten so sehr um Sachpolitik wie bei Wagenknecht, meist um Privates…

Wenn wir Politiker in der Sendung haben, dann geht es um politische Positionen, um die teils harten Brüche, die Spitzenpolitiker verkraften müssen, um die Frage, wie sie mit Machtfülle und - noch spannender - Machtverlust umgehen.

Herr Lanz, herzlichen Dank für das kurze Gespräch.

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