"Seit einiger Zeit spüre ich, dass meine Energie nicht mehr ausreicht, um mit voller Kraft mein Amt als Intendant auszufüllen." Mit diesen Worten begründete Helmut Reitze am Freitag vor dem Rundfunkrat des Hessischen Rundfunks in Frankfurt seinen Rückzug. Es ist ein überraschender Abschied, immerhin war Reitze erst vor zwei Jahren mit großer Mehrheit wiedergewählt worden - seine aktuelle Amtszeit begann erst im Januar und sollte ursprünglich noch bis 2020 andauern. Reitze wird nun noch bis Anfang nächstes Jahres im Amt bleiben, bis der Rundfunkrat über seine Nachfolge entschieden hat.

Der Rundfunkrats-Vorsitzende Jörn Dulige zeigte Verständnis für Reitzes Entscheidung, äußerte allerdings auch sein Bedauern. "Reitze hatte trotz aller Sparanstrengungen immer die Qualität der Programme im Blick. Ein wichtiges Anliegen war ihm von Beginn an die konsequente Ausrichtung auf Hessen und die Identifikation der Hessen mit ihrem Sender", so Dulige am Freitag. Reitze übergebe einen erfolgreichen Hessischen Rundfunk. Dies unterstreiche die vielfältigen programmlichen Erfolge, die in seiner Amtszeit erreicht worden seien. Armin Clauss, Vorsitzender des Verwaltungsrats: "Helmut Reitze steht für die Zukunftssicherung des Hessischen Rundfunks und seiner Programmangebote. Der Verwaltungsrat wird mit ihm einen verlässlichen Partner verlieren, der sich stets für einen leistungsfähigen und unabhängigen hr eingesetzt hat."

Helmut Reitze war im Oktober 2002 als Nachfolger von Klaus Berg zum hr-Intendanten gewählt worden. Bereits während seiner Studienzeit war der gebürtige Gudenberger für den hr tätig. Von 1975 bis 1980 arbeitete er als Fernsehreporter und Redakteur im hr-Studio Kassel, ehe er 1985 zum ZDF wechselte, wo er später das "heute-journal" moderierte und Korrespondent in Washington und Brüssel wurde. 1993 bis 1995 war Reitze zweiter Chefredakteur von ARD-aktuell und zuständig für "Tagesschau" und "Tagesthemen" in Hamburg, bis er um März stellvertretender Chefredakteur des ZDF wurde.

Vor mehr als sieben Jahren hatte Reitze jedoch überraschend darauf verzichtet, den ARD-Vorsitz zu übernehmen - auch damals war übrigens von einer angeschlagenen Gesundheit die Rede. Damals stand allerdings auch die Bewältigung des Bestechungsskandals um den ehemaligen Sportchef Jürgen Emig auf der Tagesordnung. In den vergangenen Jahren war Reitzes Amtszeit als Intendant des Hessischen Rundfunks hingegen vermehrt von harten Sparkursen geprägt - alleine im vergangenen Jahr machte der Sender fast sieben Millionen Euro Minus. Trotz mehrerer Sparrunden gelang es Reitze, die Einschaltquoten des hr Fernsehens im Sendegebiet auszubauen. Erst kürzlich hatte sich der hr zudem mit dem Start von hessenschau.de im Netz neu positioniert.

"Ich bin stolz darauf, dass es gelungen ist, den Hessischen Rundfunk im digitalen Medienmarkt wettbewerbsfähig aufzustellen", sagte Reitze am Freitag rückblickend. "Ohne eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Intendanz, Geschäftsleitung, Mitarbeitern und Gremien wäre dies nicht möglich gewesen."