Vox hat in letzter Zeit gewiss vieles richtig gemacht. Mit dem "Club der roten Bänder" ist es Senderchef Bernd Reichart gelungen, eine eigenproduzierte Serie zu starten, die selbst hart gesottenen Kerlen die Tränen in die Augen treibt - und schöne Formate wie die "Höhle der Löwen" und "Sing meinen Song" wurden zu Erfolgen, obwohl oder vielleicht gerade weil sie nicht den üblichen Mustern folgen. Geht es nach Reichart und seinem Chefredakteur Kai Sturm, dann soll auch "Ewige Helden" in diese Kerbe schlagen.

Erste bewegte Bilder schüren die Hoffnung, dass genau das gelingen kann. Denn ebenso wie die genannten Formate kommt auch "Ewige Helden" erst mal ungewöhnlich daher, schließlich stehen Sportler im Mittelpunkt der Sendung - und mit Sport hatte Vox in der Vergangenheit bekanntermaßen herzlich wenig am Hut. "Hinter den sportlichen Aspekten verbergen sich ganz viele menschliche Geschichten", erklärte Kai Sturm am Mittwoch im Kölner Sport- und Olympiamuseum bei der Vorstellung seines von Tresor TV produzierten Neustarts, der ab dem 2. Februar 2016 acht Wochen lang jeweils dienstags um 20:15 Uhr zu sehen sein wird.

Tatsächlich folgt "Ewige Helden" ein Stück weit dem Aufbau von "Sing meinen Song" - mit dem Unterschied, dass abends eben nicht Musiker verschiedener Stilrichtungen aufeinandertreffen, sondern ehemalige Spitzensportler, die allesamt im Leben unfassbar viel erreicht haben. Die Liste der Teilnehmer kann sich dabei durchaus sehen lassen: Mit dabei sind Schwimmerin Britta Steffen, Boxer Markus Beyer, Zehnkämpfer Frank Busemann, Biathletin Uschi Disl, Weitspringerin Heike Drechsler, Stabhochspringer Danny Ecker, Fußballer Thomas Häßler, Diskuswerfer Lars Riedel, Halfpipe-Olympiasiegerin Nicola Thost und Triathlet Faris Al-Sultan.

Sie alle verbrachten drei Wochen in Andalusien, genauer gesagt in Alcaudete - dem Heimatort der Großeltern von Bernd Reicharts spanischer Ehefrau. Oder wie Reichart scherzte: "Der Ort, an dem mir mein Schwiegervater vor 20 Jahren auf den Zahn gefühlt hat." Erst vor wenigen Wochen kehrten die Sportler mit vielen intensiven Eindrücken im Gepäck zurück nach Deutschland. Intensiv, weil die persönlichen Rückblicke auf Höhe- und Tiefpunkte der verschiedenen Karrieren bisweilen sehr emotional daherkamen, wie Britta Steffens Beispiel zeigte, das nicht nur sie selbst, sondern auch einige ihrer Sportler-Kollegen zu Tränen rührte. Momente wie diese sind es, die die Sendung auch für all jene Zuschauer interessant machen, die sich bislang womöglich gar nicht so sehr für Sport interessierten.

Und doch kommt der Sport nicht zu kurz, schließlich stellen sich die "ewigen Helden" in Spanien verschiedenen Wettkämpfen. Bei aller Harmonie innerhalb der Truppe ist das Format nämlich als Wettbewerb angelegt, in dem es unter anderem um Durchhaltevermögen, Strategie, Konzentration, Ausdauer und Kraft geht. "So fit war ich seit zehn Jahren nicht mehr", scherzte Frank Busemann, der sich der Show mit großem Ehrgeiz stellte. Nach allem, was man bislang sehen konnte, ist der Spagat zwischen persönlichen Geschichten und sportlichem Wettkampf durchaus gelungen, was auch daran liegt, dass die zehn Stars sichtlich Spaß daran hatten, sich auf das Projekt einzulassen. "Ich hatte zunächst die Sorge, bei 'Big Brother' zu landen", gab Faris Al-Sultan zu, ließ sich dann aber von Kollegen überzeugen.

Ex-Biathletin Uschi Disl wusste hingegen ganz genau, worauf sie sich einließ, denn in ihrer Wahlheimat Schweden ist das Format schon seit Jahren ein großer Erfolg. Dort und in Norwegen schalten regelmäßig mehr als die Hälfte aller Zuschauer ein, wenn sich ehemalige Spitzensportler duellieren. Seinen Ursprung hat "Ewige Helden" allerdings in Belgien, wo die Sendung seit ihrem Start vor sieben Jahren für Marktanteile von 30 Prozent sorgt. "Das wäre für Vox ein bisschen vermessen", merkte Chefredakteur Kai Sturm lachend an und versprach "ein Programm, das glücklich macht". Dass mit Vox ausgerechnet ein Privatsender das erprobte Format nach Deutschland bringt, überarscht dann aber doch, immerhin geht es um Stars, deren in ihrer aktiven Zeit vor allem die Öffentlich-Rechtlichen eine große Bühne boten.

Wohl auch deshalb dürfte es für Vox nicht ganz günstig gewesen sein, an die Bildrechte der großen Momente im Leben der zehn Sportler zu kommen. Ob "Ewige Helden" über acht Folgen hinweg ähnlich packend daherkommen wird wie die ersten 20 Minuten, die der Sender der Presse am Mittwoch in Köln präsentierte, gilt es selbstverständlich abzuwarten. Auch die Frage, ob Ruth Moschner die ideale Besetzung für die deutsche Adaption ist, wird man erst im Februar beantworten können, wenn sich die "ewigen Helden" im Fernsehen duellieren. Die Vorfreude konnte Vox allerdings schon mal wecken. Und angesichts schöner Formate wie dem "Club der roten Bänder" und "Sing meinen Song" hat man sich ein paar Vorschusslorbeeren derzeit redlich verdient.