Der Sender hat mehr Geld springen lassen: Für die zweite Staffel der Late Night „Boomarama“ bei Tele 5 hat Aurel Mertz ein neues Studio bekommen - und einen neuen Produktionspartner. „Da bin ich einfach auf Strandgutmedia zugegangen und habe gefragt, ob die darauf Bock haben. Die meinten dann: ‚Ja, machen wir!‘ und das Ergebnis davon gibt es jetzt zu sehen“, sagt Moderator Aurel Mertz backstage nach einer Aufzeichnung der Sendung. Neben ihm sitzt Andreas Geier. „Wenn man überlegt, wer das in Berlin produzieren könnte, kommt man recht schnell auf Strandgutmedia. Bei uns haben Joko & Klaas ja auch angefangen“, merkt der Geschäftsführer der Produktionsfirma an. „Es wurde durch Tele 5 noch einmal deutlich investiert. Ich denke, dass man das der neuen Staffel auch ansieht und honorieren sollte.“



Mittelpunkt der halbstündigen Sendung bleibt der Gastgeber, der schon in Kindheitstagen seine eigene Late Night im Blick hatte. Fällt es da schwer, wenn jetzt mehr und mehr Menschen mitreden wollen? Die schnelle Antwort fällt sympathisch ehrlich aus: „Das ist bis heute schwer. Ich bin da schon auch sehr eigensinnig.“ Aber Veränderung war nötig, sagt Produzent Andreas Geier: „Ich habe ein großes Talent gesehen und eine sehr kleine Show, die vor einem blauen Vorhang stattfindet. Da war es wichtig, dass wir dem Ganzen eine neue Form geben. Natürlich ist auch ein bisschen Autorenleistung dazugekommen. Aber am Ende ist „Boomarama“ Aurel und er „Boomarama“.

Der 26-Jährige ordnet ein: „Mir ist es wichtig, dass die Grundidee von mir kommt. Das Schöne an Tele 5 ist, dass mir in dieser Hinsicht Freiheit gegeben wird. Aber wenn man mir plausibel erklärt, dass dieses oder jenes blöd ist und noch etwas dran gedreht werden muss, dann nehme ich das aber natürlich auch an. Die Währung ist ja: Was ist lustig?“ Nur wie sieht er denn aus, der Witz des Aurel Mertz? „Ich mache Humor sehr sehr gerne auf meine Kosten. Das bedeutet mir viel. Dadurch, dass ich aufgrund der Produktionsbedingungen nicht besonders tagesaktuell arbeiten kann, ist es wichtig, dass ich mich zum Lachs mache, wenn es sein muss.“ Er möge es, Vorurteile zu brechen.

Manchmal aber, auch das sieht man in der zweiten Staffel, bricht sich die Albernheit ihren Weg. „Ich stehe nicht so sehr auf diesen ‚Kennste-kennste-Humor‘. Aber manchmal bleibt einem auch nichts anderes übrig. Es muss ja leider auch manchmal die Lebenswirklichkeit der Zuschauer treffen“, sagt der LateNight-Host und lacht. Auch sein Sendeplatz verdirbt ihm nicht die Laune. „Die Nachtsendeplätze sind gar nicht so schlecht. Ich habe ja einen prominenten nach Wrestling. Gerade für diese Größe von Fernsehen und für solche Produktionen ist doch die Nacht mega dankbar. Wenn man nachts schaut, freut man sich, dass noch etwas läuft. Ich freue mich nach Mitternacht noch etwas anderes zu sehen als eine ‚Tatort‘-Wiederholung in den Dritten.“ Mit „Boomarama“ produzieren Strandgutmedia, Mertz und Tele 5 eines der wenigen Formate, die man im deutschen Fernsehen wirklich als Late Night bezeichnen kann. Ein Genre, das oft missverstanden wird.

"War ‚TV total‘  wirklich eine Late Night? Oder war es nicht eine Comedy-Show mit Talk-Elementen, die nur spät lief?“

 Andreas Geier, Geschäftsführer Strandgutmedia

„Late Night ist immer so eine Sache“, pflichtet Produzent Andreas Geier zu. „Bei dem Begriff gibt es immer unterschiedliche Erwartungen. Late Night, wie sie Harald Schmidt gemacht hat, ist nach amerikanischem Vorbild. Aber dann verwässert das alles schon. War ‚TV total‘  wirklich eine Late Night? Oder war es nicht eine Comedy-Show mit Talk-Elementen, die nur spät lief?“ Da sei, so der Geschäftsführer von Strandgutmedia, „Boomarama“ schon deutlich näher dran. „Was Aurel seit seiner Kindheit macht, ist eher klassische Late Night: sehr viel Talk und nicht dauernd Einspieler, sondern zur klassischen Form der Late Night zurückzukehren. Tele 5 macht es und ist bereit die mitzutragen.“

 Aber warum tut sich dieses Genre im deutschen Fernsehen zu schwer? Mertz: „Ich habe manchmal das Gefühl, dass Late Night in Deutschland daran scheitert, in ein lockeres Gespräch zu kommen. Die meisten Gäste deutscher Shows bringen kein Sendebewusstsein mit, sondern stattdessen eine Erwartungshaltung: Ihnen solle doch was geboten werden, dabei müssten sie etwas anbieten. Da fehlt die Lust, auch mal aus sich herauszugehen. Ich hoffe immer, dass ein launiges Gespräch mehr Wert ist als die CD fünf Mal in die Kamera zu halten oder sich darüber zu unterhalten, wie total toll die Arbeit an der CD/dem Film war.“

"Hauptsache es hat gekracht!"

Aurel Mertz

Das ist drüben in den USA anders. Von dort kommen auch seine Vorbilder. „Ich bewundere Jimmy Fallon dafür, wie positiv er ist und was er für eine Energie raus haut. Damit kann ich mich ganz gut identifizieren. Er ist aber tatsächlich nicht mein Lieblings-Late-Night-Talker“, sagt Mertz. Festlegen will er sich aber irgendwie dann doch nicht: „Ich bin ein riesiger Fan von Craig Ferguson. Ich finde auch Conan O'Brien großartig, weil er diesen cartoonigen Humor hat. Jimmy Kimmel hat so eine sympathische Art, fies zu sein. Joko und Klaas machen das auch in gewisser Hinsicht.“ Mit dem Blick auf den deutschen Markt ergänzt der Tele 5-Moderator: „Aber es müssen sich mehr Leute mehr Dinge trauen. Denn es ist Fernsehen und es bringt nichts, prüde zu sein, damit ist niemandem geholfen. Man muss auch mal sagen: Scheiß doch drauf, was am nächsten Tag irgendwo steht. Hauptsache es hat gekracht!“