Nach dem Wechsel der Castingshow "The Voice UK" zum größten Konkurrenten ITV muss die BBC einen weiteren, herben Verlust hinnehmen: Der "Great British Bake Off" findet im kommenden Jahr keine Fortsetzung mehr bei der BBC. Darüber informierte die zuständige Produktionsfirma Love Productions in einer Mail, aus welcher der "Telegraph" zitiert, am Montag seine Mitarbeiter. Nach über einem Jahr zäher Verhandlungen sei man nicht in der Lage, eine Einigung mit der BBC zur Verlängerung des "Great British Bake Off" zu erzielen, heißt es darin. Die Gespräche wurden entsprechend abgebrochen.

Dass der Vertrag um das Format erneuert werden muss, ist ein offenes Geheimnis. Dass Love Productions angesichts des großen Erfolgs mehr Geld sehen möchte, ebenfalls. Bei der BBC war der "Bake Off" bislang in der Doku-Abteilung mit entsprechend geringerem Budget als in der Unterhaltungssparte verankert. Im Laufe der Jahre entwickelte sich der "Great British Bake Off" jedoch zu einem so großen Erfolg, dass die Sendung erst von BBC Two ins große BBC One wechselte und sich dort mittlerweile zum erfolgreichsten Format im britischen Fernsehen entwickelte. Mit durchschnittlich 13,6 Millionen Zuschauern stellte der Auftakt der aktuellen Staffel gerade erst einen neuen Spitzenwert auf. Keine andere Sendung hatte in diesem Jahr bislang eine höhere Zuschauerzahl.

Nachdem bekannt wurde, dass Love Productions ein größeres Stück vom Kuchen abbekommen möchte, gab es immer wieder Spekulationen rund um einen Wechsel des Formats. Die BBC steht schließlich unter einem strikten Spardiktat und trennte sich aufgrund zu hoher Kosten bereits von Rechten an der Formel 1, schob BBC Three ins Internet ab und konnte bei den Geboten für "The Voice UK" nicht mehr mithalten. Nun für den "Bake Off" deutlich mehr Geld auf den Tisch zu legen, hätte dabei nicht ins Bild gepasst. Love Productions bedauert die Entscheidung zwar und gibt an, dass man immer weiter mit der BBC habe zusammenarbeiten wollen, kritisiert aber auch, dass es in den Verhandlungen keine Einigung über eine faire Bezahlung und Weiterentwicklung der Marke gegeben habe. In einem Statement bestätigte die BBC den Verhandlungsabbruch am Abend. Man habe ein sehr starkes Gebot abgegeben, liege aber dennoch in den Vorstellungen weit auseinander.

Die Entscheidung kommt dennoch einigermaßen überraschend. Zuletzt schien es nämlich, als habe sich die Verhandlungssituation der BBC in den Verhandlungen deutlich gebessert. Paul Hollywood und Mary Berry, die unverzichtbaren Juroren der Sendung, haben erklärt, einen Wechsel der Sendung nicht mitmachen zu wollen. Nun gilt es für Love Productions, beide vom Gegenteil zu überzeugen, um nicht völlig bei null zu beginnen und den Fans vor den Kopf zu stoßen.

Der "Bake Off" soll nämlich natürlich auch in Zukunft weiterexistieren, nur eben nicht mehr in der BBC. Gespräche mit anderen Interessenten sollen nun aufgenommen werden, hieß es am Abend – was am Ende nur die halbe Wahrheit war. Denn ganz offensichtlich wurde bereits verhandelt und sogar ein Abschluss erzielt. Der neue Inhaber der Rechte preschte in den Abendstunden vor und machte es schnell offiziell: Der "Great British Bake Off" wechselt zu Channel 4 und bleibt damit auch in Zukunft im frei empfangbaren Fernsehen zu sehen. Channel 4 sicherte sich für drei Jahre die Rechte an der Show und setzte sich dabei gegen den als Favorit gehandelten Privatsender ITV, aber auch Sky 1 durch. Offenbar bewahrheiten sich aber die Spekulationen rund um eine Sperrklausel, die sich die BBC nach den Erfahrungen bei "The Voice UK" in den Vertrag hat schreiben lassen sollen und eine einjährige Pause bei einem Senderwechsel verlangt: Angekündigt wurde für das kommende Jahr lediglich ein Promi-Special im Rahmen der jährlich im Herbst veranstalteten Gala "Stand Up For Cancer".

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