Aufhänger des Gesprächs mit "FAZ"-Kollegen Michael Hanfeld ist die jüngste Eskalation um von den türkischen Behörden einkassierte Drehmaterial (DWDL.de berichtete) von Michel Friedman für die Sendung "Conflict Zone" und in China wurde DW-Journalisten zuletzt die Akkreditierung zum G20-Gipfel verwehrt. Das Interview in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom Dienstag dokumentiert einmal mehr die Empörung von Intendant Limbourg.



Doch man liest zwischen den Zeilen auch Schulterklopfen. "Die Krisen in der Welt haben zugenommen, und viele Regierungen zögern nicht, autokratische und diktatorische Mittel anzuwenden", erklärt Limbourg. "Auf der anderen Seite treten wir sicherlich noch etwas deutlicher für unsere Werte ein und formulieren, worum es uns geht – nämlich um den Transport der demokratischen Werte Deutschlands. Das wird nicht überall gerne gesehen. Die genannten Reaktionen zeigen, wie nötig das ist."

Mit anderen Worten: Nur wer unbequem und relevant ist, werde bei der Arbeit gestört. In der Tat gelang es dem Haus unter Führung von Peter Limbourg seit dessen Amtsantritt im Herbst 2013, sich neu aufzustellen. Der Umbau hat Limbourg intern nicht nur Freunde beschert, aber extern für eine lange nicht gekannte Aufmerksamkeit gesorgt. Aus dem inhaltlich schwer definierbaren Auslandssender sollte im TV ein auf englisch sendender Nachrichtenkanal werden, der dem internationalen Wettbewerb standhalten kann.

Doch DW News tut sich weiterhin schwer. International spielt man  noch nicht in einer Liga mit der Konkurrenz aus Frankreich oder Großbritannien. Es wirkt fast befremdlich wie die Deutsche Welle nach Kräften imitieren muss, was manche gerne in ihr sehen würden. Peter Limbourg im "FAZ"-Gespräch: "Wir müssen auch sehen, dass auch andere Länder sehr viel stärker in ihren Auslandsrundfunk investieren." Eine zuletzt genehmigte Budget-Steigerung von 280 auf 300 Millionen Euro reiche dafür nicht aus.

"Die Franzosen beispielsweise liegen etwa fünfzig bis siebzig Millionen Euro drüber", erklärt Limbourg und formuliert seine Erwartungen sehr deutlich: "Es sollte schon der Anspruch unseres Landes sein, dass man sich mit anderen Nationen vergleichen kann. Von der BBC spreche ich gar nicht. Die liegt mit ihrem Auslandsrundfunk bei ungefähr 500 Millionen Euro." Die eigentliche Aufregung um die Behinderung der Arbeit von DW-Journalisten rückt beinahe in den Hintergrund.

Peter Limbourg will die Politik in Berlin einmal mehr bei Ehre und Eitelkeit packen: Wer eine laute deutsche Stimme im von nationalen Interessen und Medienangeboten geprägten internationalen Nachrichtengeschäft haben will, muss die Deutsche Welle auch entsprechend ausstatten. Eine minimale Budget-Korrektur reiche dafür nicht.

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