DVB-T2
steht für: Digital Video Broadcasting – Terrestrial, 2nd Generation
Unter Anhängern des digitalen Antennenfernsehens sorgt der Nachfolgestandard von DVB-T schon seit geraumer Zeit für Euphorie. Bislang galt der terrestrische Empfang digitaler TV-Signale stets als Schmalspurdigitalisierung: arg begrenztes Spektrum, kein HD. Und daher insbesondere für die großen Privatsender auch als Auslaufmodell. Das hat sich geändert, seit den Technik-Experten mit der zweiten Generation ein Durchbruch in Sachen Bandbreiteneffizienz gelungen ist. Die Folgen: das Signal wird robuster übertragen, das Umschalten geht schneller, bei gleichem Bandbreitenbedarf können mehr Programme mit besserer Qualität inklusive HD empfangen werden.

In etlichen Ballungsräumen Deutschlands beginnt im Juni der offizielle DVB-T2-Betrieb. Die Nutzer des Antennenfernsehens brauchen dafür neue Hardware. DVB-T2 enthält nämlich keine Abwärtskompatibilität zu DVB-T, weil sie die Leistungsfähigkeit des neuen Systems reduzieren würde. Die öffentlich-rechtlichen HD-Programme sind wie im Kabel oder über Satellit kostenfrei empfangbar, während die hochauflösenden Angebote der Privaten verschlüsselt werden und ein Zugangsentgelt erfordern. Bis zum Frühjahr 2017 wird dieses noch ausgesetzt – dann startet Plattformbetreiber Media Broadcast ein Bezahlpaket mit etwa 20 Privatsendern in HD. Bis 2019 soll der DVB-T2-HD-Empfang schrittweise in mittelgroße Städte und ländliche Gebiete ausgeweitet werden, ehe dort der bisherige DVB-T-Standard abgeschaltet wird.



HEVC
steht für: High Effiency Video Coding
Dieser Standard zum Kodieren von Videoinhalten ist auch unter Namen wie H.265 oder MPEG-H Teil 2 bekannt. DVB-T2 erzielt seine Verbesserungen vor allem durch den Einsatz von HEVC. Zwei große internationale Industriekomitees – MPEG (Moving Pictures Experts Group) und VCEG (Video Coding Experts Group) – hatten sich zusammengetan, um im Vergleich zu ihren Vorgängerstandards H.264 bzw. MPEG-4 AVC eine doppelt so starke Kompression bei gleichbleibender Qualität hinzukriegen. HEVC wird für die Übertragung von Inhalten in Ultra-HD- oder auch 4K-Auflösung benötigt.

Während heutige HD-Übertragungen auf Datenraten von 12 Megabit pro Sekunde kommen, Blu-rays sogar auf 25, würde Ultra-HD den alten Standard in puncto Übertragungskapazität und Kosten sprengen. HEVC geht die Sache daher anders an als seine Vorgänger: Es untersucht zahlreiche Frames im Video auf einmal, um festzustellen, was sich nicht verändert. In einer Gesprächsszene etwa sind meist Köpfe zu sehen. Deren Hintergrund bleibt in der Regel eine Weile lang derselbe, und auch die Pixel, die das Gesicht darstellen, verändern sich nur am sprechenden Mund wesentlich. Also kodiert HEVC nicht jeden einzelnen Pixel in jedem Frame aufs Neue, sondern nur diejenigen, die sich verändern. Darüber hinaus gibt es diverse weitere Stellen, an denen HEVC mit seinen Kodierungskräften clever haushaltet und dadurch effizienter wird.

HDR
steht für: High Dynamic Range
Was bislang vor allem aus Fotografie und Grafik bekannt ist, soll nach und nach auch die bewegten Bilder erobern. So genannte Hochkontrastbilder – oder Bilder mit hohem Dynamikumfang – geben große Helligkeitsunterschiede besonders detailreich wieder. Nimmt man als Beispiel einen Blick in die Natur bei strahlendem Sonnenschein, so ist das menschliche Auge besser als jede Digitalkamera in der Lage, sich den Lichtverhältnissen flexibel anzupassen. Digital erzeugte Bilder weisen stattdessen oft Über- oder Unterbelichtungen auf. Bei HDR-Bildern jedoch stehen die Pixelwerte im proportionalen Verhältnis zur tatsächlichen Leuchtdichte, die Details bleiben auch in den sehr hellen und sehr dunklen Teilen des Bildes erhalten.

Für Netflix-Technikvorstand Neil Hunt ist HDR "die größere Innovation als 4K". Seit 2015 die ersten HDR-fähigen Fernsehgeräte in den Handel kamen, hat der VoD-Anbieter angefangen, einen Teil seiner Serien in HDR produzieren zu lassen, etwa die zweite Staffel von "Daredevil" oder auch die zweite Staffel von "Marco Polo", die im Juli veröffentlicht wird. Auch Amazon Prime stellt einen Teil seiner Originals in HDR zur Verfügung. Sky hat damit beim DFL-Supercup 2015 experimentiert und während einer Live-Übertragung in Ultra HD erstmals auch HDR über die gesamte Produktionskette eingesetzt. Bis sich die Technik jedoch in nennenswertem Umfang im Wohnzimmer oder auch im Kino durchsetzt, dürfte es noch ein paar Jahre dauern.

OTT
steht für: Over-the-Top
Wenn TV- und Filminhalte via Internet-Protokoll empfangbar sind, ohne dass man dafür einen Kabel- oder Satellitenanschluss braucht, so spricht man von einem Over-the-Top-Angebot. Prominenteste Vertreter der Gattung sind Netflix, Amazon Video oder Maxdome, aber auch die Mediatheken etlicher TV-Sender kommen inzwischen over-the-Top. Im Gegensatz zu IPTV-Angeboten wie Telekom Entertain oder Vodafone TV, bei denen der jeweilige Internet-Service-Provider selbst die Programme bündelt, wird beim OTT nur dessen Infrastruktur für den Datentransport von Inhalten Dritter genutzt.

Über alle mit dem Internet verbundenen Geräte vom Smart-TV über Spielekonsole, PC, Tablet bis zum Smartphone sind die OTT-Inhalte abrufbar, sofern der jeweilige Anbieter entsprechende Apps zur Verfügung stellt. Und es werden immer mehr. Vor allem im US-Markt, wo die Zahl der Cord-Cutter schon sehr viel stärker gestiegen und die klassischen TV-Reichweiten schon sehr viel stärker gesunken sind als bei uns, überbieten sich Free-TV-Networks und Pay-TV-Sender derzeit mit immer neuen OTT-Apps. Und das, obwohl die Wertschöpfung pro Kunde bei zumeist einstelligen Abo-Preisen viel geringer ist als bei einem herkömmlichen Pay-TV-Paket. Mit seinem Sky Online hat auch Sky Deutschland den unausweichlichen Weg over-the-Top bereits beschritten.

UHD
steht für: Ultra High Definition
Nach HD kommt UHD mit der vierfachen Auflösung, daher auch 4K genannt – das hat sich inzwischen herumgesprochen, selbst wenn bis auf weiteres mehr UHD-Fernseher als UHD-Inhalte zu haben sind. Der Definition nach müssen die Geräte eine Mindestauflösung von 8 Millionen Pixeln haben. Um den in den Kinderschuhen steckenden Markt auf der Inhalteseite voranzutreiben, hat Satellitenbetreiber SES Astra im Herbst 2015 eigens einen TV-Sender mit dem sperrigen Namen UHD1 by Astra / HD+ gestartet. Dessen Zweck ist es, die Faszination von Ultra-HD-TV-Bildern mit Hilfe eines 24-Stunden-Programms zu demonstrieren. Astra hat dafür in aller Welt Clips aus den Bereichen Action, Doku, Chillout und Lifestyle zusammengekauft, die bereits in nativer UHD-Produktionsweise entstanden sind.

Langsam, aber sicher gewinnt UHD1 auch Zulieferer unter bestehenden deutschen TV-Sendern, die die Plattform für ihre ersten ultrascharfen Experimente nutzen. So steuert der Reisesender Marco Polo TV seit dem 11. April wöchentliche Reisereportagen über Mumbai, Irland oder Osttirol bei, von Spiegel TV Geschichte und Wissen kommt ab 19. April eine zehnteilige Doku über einen Segeltörn durchs Mittelmeer. Bereits Anfang des Monats hatte Arte sich an der Live-Übertragung eines Balletts aus der Wiener Staatsoper versucht. Um UHD1 sehen zu können, braucht man einen Fernseher mit HEVC-Decoder und HD+ Modul oder einen HD+ UHD-Receiver. Seit dem 7. April kann man in Deutschland auch die ersten UHD-Blu-rays kaufen. 20th Century Fox und Warner Home Video bieten zum Start zwölf Spielfilme wie "Der Marsianer" oder "Mad Max: Fury Road" an, Samsung und Panasonic die ersten beiden Player für 499 bzw. 799 Euro. Wohl nur ein Vergnügen für Early Adopter.