Wenige Wochen vor dem Serienfinale von "Breaking Bad" ist ein gewaltiger Hype ausgebrochen. Die Zuschauerzahlen haben sich im Vergleich zur letzten Staffel noch einmal etwa verdoppelt. Bei MetaCritic.com erreichte die fünfte Staffel mit 99 von 100 möglichen Punkten eine so sensationelle Wertung, dass "Breaking Bad" als bestbewertete Serie aller Zeiten einen Eintrag im Guinness Buch der Rekorde erhält. Kurz: An der Serie über den an Lungenkrebs erkrankten Lehrer Walter White, der zum Drogenkönig aufsteigt, um zumindest vordergründig seine Familie finanziell abzusichern, kommt man derzeit kaum vorbei.

Um so erstaunlicher, dass "Breaking Bad" der Emmy für die beste Serie bislang verwehrt blieb. Für die zweite, dritte und vierte Staffel war "Breaking Bad" zwar nominiert, ging aber stets leer aus. Diesmal geht es um die erste Hälfte der fünften Staffel, die AMC in zwei Teile aufgeteilt hat - und diesmal fällt die Abstimmung mitten in den großen Abschluss-Hype, der auch an den abstimmenden Academy-Mitgliedern kaum vorbei gehen wird. Hilft das also, "Breaking Bad" erstmals zum Erklimmen des Titels in dieser Königsdisziplin zu verhelfen? Die Chancen stehen gar nicht so schlecht, auch wenn es im kommenden Jahr durch die Zweiteilung der fünften Staffel noch eine letzte Chance geben wird.

Während "Breaking Bad" also vom Hype um das Finale profitieren könnte, ist es bei "House of Cards" eher der Reiz des Neuen, der schon die Nominierung so spannend machte. Die Politserie mit Kevin Spacey als so genialen wie skrupellosen Polit-Strategen Frank Underwood, ist nämlich die erste Serie überhaupt, die in einer regulären Kategorie für den Fernsehpreis Emmy nominiert wurde, obwohl sie nicht im klassischen Fernsehen zu sehen war, sondern bei Netflix - und das übrigens, weil der VoD-Anbieter nach Angaben von Spacey der einzige gewesen sei, der schlicht an die Serie geglaubt habe und nicht erst einen teuren Piloten produziert haben wollte. "House of Cards" werden zwar eher Außenseiter-Chancen eingeräumt - doch es ist ein bemerkenswerter erster Aufschlag von Netflix bei den Emmys. Eine Konkurrenz, die den klassischen Sendern in Zukunft stets zu schaffen machen wird.

Doch "House of Cards" hat weitere starke Konkurrenz. Nicht zuletzt werden auch "Homeland" wieder gute Chancen zugerechnet - auch wenn die Serie in der zweiten Staffel nicht mehr auf ganz so ungeteilten Jubel stieß wie bei der furiosen ersten Staffel, mit der die Showtime-Serie im vergangenen Jahr den Siegeszug von "Mad Men" durchbrechen konnte, das zuvor vier Mal in Folge als beste Serie ausgezeichnet worden war. "Homeland" hatte wie so viele Serien nach der ersten Staffel damit zu kämpfen, dass die eigentliche Grundstory der Serie - ist der nach vielen Jahren im Irak aus der Gefangenschaft befreite Nicholas Brody ein Schläfer, wie CIA-Agentin Carrie Mathison vermutet, oder ein Held, für das ihn der Rest der Nation hält - im Staffelfinale aufgelöst wurde. Es gab durchaus Unmut bei manchem Fan, wie die Serie weitererzählt wurde. Gleichwohl gewann sie auch im Lauf der zweiten Staffel immer weitere Zuschauer dazu - alles falsch gemacht haben die Produzenten also sicher nicht.

Schon im vergangenen Jahr ein wenig die Luft raus war beim jahrelangen Dauersieger "Mad Men". Die Serie war 2012 drauf und dran, einen neuen Rekord mit fünf Auszeichnungen als beste Serie in Folge aufzustellen. Und dann das: "Mad Men" ging nicht nur in dieser Kategorie leer aus, sondern konnte auch von den 16 weiteren Nominierungen keine einzige in einen Emmy umwandeln. Und 2011 stand letztlich auch der Emmy für die beste Serie unterm Strich als einziger auf der Haben-Liste. Es wird also spannend, ob die Werbefachmänner um Don Draper das Ruder nochmal herumreißen können. Noch weiter in die Vergangenheit als bei "Mad Men" geht's bei "Downton Abbey". Die Serie, die mit ihrer ersten Staffel 2011 noch als beste Miniserie ausgezeichnet worden war, wechselte im vergangenen Jahr in den normalen Drama-Serien-Bereich. Gegen die hier deutlich stärkere Konkurrenz tat sich die britische Produktion schon deutlich schwerer. Auch diesmal werden ihr eher Außenseiterchancen zugerechnet, zumindest in der Kategorie "Beste Serie".

Ein schwer zu kalkulierender Faktor bleibt dabei weiterhin "Game of Thrones". Klassischerweise tut sich die Academy mit dem Fantasy-Bereich, in dem die HBO-Produktion beheimatet ist, eher schwer. Doch "Game of Thrones" hat es längst geschafft, Heerscharen von Fans zu rekrutieren, die sich nicht zu den klassischen Fantasy-Fans zählen. Im vergangenen Jahr holt "Game of Thrones" beachtliche sechs Emmys - nur stammen alle aus den Creative Arts Emmy-Kategorien, etwa für die Visual Effects, für die Kostüme, das Make-Up oder den Sound. Ob es diesmal gelingt, auch am Abend der Verleihung in den Hauptkategorien auf die Bühne gerufen zu werden, bleibt fraglich. Unverdient wäre das aber nicht.