Broadcast-Fernsehen? Kabel-Fernsehen? Pay-TV à la HBO? Nein: Es musste erst Netflix kommen, dass Kevin Spacey erstmals seit Ende der 80er Jahre wieder ins Serien-Business einsteigt. Und Spacey erklärte kürzlich bei seiner viel beachteten MacTaggart-Vorlesung in Edinburgh, warum das so war: Während alle klassischen Sender bei der Vorstellung des Serienkonzepts entweder sofort abgewinkt oder die Produktion eines Piloten verlangt haben, war Netflix der einzige Anbieter, der schlicht und einfach an "House of Cards" glaubte - und direkt ohne aufwändige und teure Pilotproduktion gleich zwei Staffeln bestellte.

Diese mutige Entscheidung sorgt nun jedenfalls für neue Konkurrenz im Rennen um den Emmy für den besten Hauptdarsteller in einer Drama-Serie. Kevin Spacey, der einst für "American Beauty" im Film-Bereich schon den Oscar als bester Hauptdarsteller gewonnen hat, ist mit seiner Rolle als so machtbewusster wie skrupelloser und brillianter Polit-Strippenzieher Francis "Frank" Underwood, der auf Vergeltung sinnt, nachdem der frisch gewählte Präsident ihn bei der Wahl des Außenministers unerwartet übergangen hat, jedenfalls alles andere als ein Außenseiter.

Doch Kevin Spacey hat harte Konkurrenz. Da ist zum Einen natürlich Bryan Cranston zu nennen, der den Emmy in dieser Kategorie für seine Rolle als Walter White, der sich in "Breaking Bad" vom Highschool-Lehrer zum Drogenkönig wandelt, schon drei Mal mit nach Hause nehmen konnte. Die letzte Auszeichnung datiert allerdings schon aus dem Jahr 2010. 2011 war "Breaking Bad" wegen des Wechsels vom Frühjahr in den Herbst nicht nominierbar, 2012 musste sich Cranston Damian Lewis, der den Emmy für die Rolle des Nicholas Brody in "Homeland" bekam, geschlagen geben. In der zweiten Staffel ist der nach vielen Jahren Gefangenschaft im Irak befreite Soldat, der dort "umgedreht" wurde, in ein politisches Amt aufgestiegen. Lewis ist fraglos wieder im Kreis der Mitfavoriten in diesem Jahr. Im vergangenen Jahr war "Homeland" der große Abräumer und siegte sowohl als Beste Serie, als auch in den beiden Hauptdarsteller-Kategorien - ganz so überlegen dürfte die Serie in Staffel 2 aber wohl nicht mehr sein.

Ja, und dann ist da auch noch Jon Hamm - fast schon eine tragische Figur auf den Spuren von Steve Carell. Carell schaffte es, trotz sechs Nominierungen als bester Hauptdarsteller für die Rolle des Michael Scott in "The Office", kein einziges Mal zu gewinnen. Insgesamt war Carell sogar zehn Mal nominiert - auch als Produzent - gewann aber kein einziges Mal. Tja: Und Jon Hamm ist in diesem Jahr zum sechsten Mal für seine Rolle des Don Draper nominiert und ging bislang immer leer aus. Und insgesamt ist es auch seine zehnte Nominierung, die bislang jedes Mal erfolglos verlief. Nachdem "Mad Men" zuletzt die Gunst der Academy-Mitglieder verloren zu haben scheint - im vergangenen Jahr gab es keinen einzigen Emmy für die Serie - scheint er auf dem besten Weg, es Steve Carell gleich zu tun.

Auf keine solch triste persönliche Emmy-Historie zurückblicken muss Jeff Daniels - er hat nämlich gar keine. Die Rolle des Nachrichtenanchors Will McAvoy in Aaron Sorkins neuestem Streich "The Newsroom" ist nämlich die este Nominierung für den Schauspieler, der sich bis "The Newsroom" aufs Film-Fach verlegt hatte. In seiner Rolle setzt er es sich zum Ziel, eine neue Nachrichtensendung zu etablieren, die sich auf kritischen und investigativen statt des üblichen Sensationsjournalismus konzentriert. Gerade im Medienbereich hat eine solche Serie natürlich viele Anhänger - außerhalb Milieus hat sie es schon schwieriger und gehört nicht zu den großen Abräumern bei HBO - was natürlich nicht ausschließt, dass es für einen Emmy reichen könnte. Durchsetzen müsste er sich dann aber auch noch gegen Hugh Bonneville. Er war bereits im vergangenen Jahr für seine Rolle als Graf von Grantham in der britischen Historien-Serie "Downton Abbey" nominiert und findet sich nun erneut in diesem Rennen wieder.

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