Einige sprechen in diesem Jahr von der härtesten Konkurrenz jemals im Bereich der Dramaserien. Auch wenn man da sicher unterschiedlicher Meinung sein kann, zeigt sich die Stärke des Feldes schon an der Qualität der Serien, die es nicht auf die Liste der Nominierten für die beste Drama-Serie geschafft haben. "The Americans" etwa, "Masters of Sex", "Justified" oder auch "Ray Donovan" - eine Liste, die man noch lange fortsetzen könnte. Von den Serien der großen Networks mal ganz zu schweigen. Die fanden im Drama-Bereich mal wieder fast überhaupt keine Gnade vor den Augen der Academy-Mitglieder. Nur zwei Damen halten noch das arg zerfledderte Fähnchen der Big Four hoch.

Da wäre zum Einen Kerry Washington, die für ihre Rolle als Olivia Pope in der ABC-Polit-Soap "Scandal" auf einen Emmy als Beste Hauptdarstellerin hoffen darf, zum Anderen ist es Julianna Margulies, die für ihre Rolle der Alicia Florrick in "The Good Wife" zum zweiten Mal nach 2011 die goldene Statue mit nach Hause nehmen könnte. Insgesamt wäre es schon ihr dritter Gewinn, nachdem sie 1995 für ihre Nebenrolle der Carole Hathaway in "Emergency Room" geehrt wurde. CBS hat für "The Good Wife" kräftig die Werbetrommel gerührt und damit Margulies immerhin zurück auf den Nominierten-Zettel gebracht, nachdem sie letztes Jahr fehlte. Doch für die angestrebte Nominierung als Beste Dramaserie hat es nicht gereicht - obwohl man mit dem Tod einer Hauptfigur zum Ende der Staffel nochmal ordentlich Buzz generiert hatte.

Doch so stammen die sechs als beste Drama-Serie nominierten Produktionen auch in diesem Jahr wieder aus dem Pay-TV, Basic Cable - oder von Netflix. Denn "House of Cards" schaffte es ebenso unter die Nominierten wie die brillanten Hauptdarsteller Kevin Spacey als inzwischen zum Vizepräsidenten aufgestiegener Polit-Intrigant Frank Underwood und Robin Wright als dessen nicht minder berechnende Frau Claire in den personalen Kategorien. Der Polit-Thriller, der in Staffel 2 noch eine Spur ruchloser wurde und mit einem echten Schocker gleich zu Beginn aufwartete, hat den Reiz des Revolutionären aber ein wenig verloren. An die Tatsache, dass Netflix im hochklassigen Serien-Bereich mitmischt und damit ganz natürlich zum heißen Emmy-Anwärterkreis gehört, hat man sich erstaunlich schnell gewöhnt.

Der einzige Neuling in der Königskategorie kommt diesmal von dem Emmy-Dominator der letzten Jahre und Jahrzehnte: HBO. Es ist die Serie "True Detective", die erstaunlicherweise in dieser Kategorie eingereicht wurde und nicht beim Rennen um den Emmy für die Beste Miniserie, wo sie mit ihrer abgeschlossenen Handlung streng genommen eher hingehört hätte. Und diese Entscheidung stieß bei Weitem nicht nur auf Gegenliebe, schließlich kombiniert der "fast zu perfekte Krimi", wie wir ihn in unserer Serien-Vorstellung bezeichnet haben, ein bekanntes Genre mit einer außergewöhnlich prominenten Besetzung - Matthew McConaughey und Woody Harrelson sind beide als beste Hauptdarsteller nominiert. John Landgraf von FX etwa kommentierte: "Es ist unfair, wenn HBO Schauspieler, die man nicht für eine Serie gewinnen kann, für Projekte mit sehr begrenzter Folgenanzahl holt und diese dann in der Dramaserien-Kategorie einreicht. Es ist offensichtlich unfair gegenüber Leuten wie Matthew Rhys, die für viele Jahre unterschrieben haben." Rhys wurde für seine Rolle in "The Americans" nicht nominiert. Bei aller berechtigten Anerkennung für "True Detective" eine Kritik die nicht ganz von der Hand zu weisen ist.

Alle anderen nominierten Serien sind quasi "alte Hasen" im Emmy-Rennen. Und doch wäre es überraschend und erfrischend anders, wenn "Game of Thrones" den Emmy als Beste Serie diesmal mit nach Hause nehmen könnte. Es ist in diesem Jahr zwar die Serie mit den meisten Nominierungen überhaupt - 19 an der Zahl - und sie hat in den vergangenen drei Jahren auch schon zehn Emmys mit nach Hause nehmen können - doch es sind meist der Sound, die Kostüme oder die Spezialeffekte, die die Academy-Mitglieder für auszeichnungswürdig halten. Einziger Darsteller, der mal einen Emmy bekommen hat: Peter Dinklage 2011 für seine Rolle des Tyrion Lannister, für die er auch diesmal wieder nominiert ist. Auch Lena Heady könnte als beste Nebendarstellerin geehrt werden. Ob die Academy aber trotz der immer weiter anwachsenden Fangemeinde eine Fantasy-Serie als beste Drama-Serie überhaupt ansehen wird, scheint doch eher fraglich.

Auch "Downton Abbey" darf eher als Außenseiter gelten, zumal die vierte Staffel nicht unbedingt als die Beste gilt. Vielleicht wäre es aus Sieges-Sicht besser gewesen, in der Miniserien-Kategorie zu verbleiben, die man im 1. Jahr noch gewählt hatte und die man damals für sich entscheiden konnte. Seit Staffel 2 treten die Briten im Bereich der Dramaserien an und tun sich seitdem deutlich schwerer. Eine Auszeichnung für Michelle Dockery (Hauptdarstellerin), Jim Carter, Maggie Smith oder Joanne Froggatt (allesamt Nebendarsteller/innen) wäre womöglich noch eher drin. Letztes Jahr gab es aber insgesamt nur einen Emmy - damit aber immerhin noch einen mehr als für "Mad Men".

Der einstige Emmy-Liebling ist nämlich schon lange in der Gunst der Academy-Mitglieder abgestürzt. Von 2008 bis 2011 hatte "Mad Men" jedes Jahr den Emmy für die beste Drama-Serie mit nach Hause nehmen dürfen - doch seitdem ist es wie verhext. 2012 gab es trotz 17 Nominierungen keinen einzigen Emmy, 2013 trotz 12 Nominierungen wieder null Statuen. In diesem Jahr reichte es schon nur noch zu acht Nominierungen. Die Chance, in die Geschichtsbücher als erste Produktion mit fünf Emmys in der Kategorie "Beste Drama-Serie" einzugehen, besteht auch dieses Jahr. Doch ein Sieg käme schon einer dicken Überraschung gleich, zumal sich nun auch noch das Publikum langsam abwendet: Der erste Teil der finalen Staffel hatte mit einem erstaunlich starken Quotenrückgang zu kämpfen. Und da Teil 2 noch fehlt, ist es auch noch ein Jahr zu früh für ein letztes Abschiedsgeschenk der Academy-Mitglieder. Auch Jon Hamm gilt in der Kategorie "Bester Hauptdarsteller" nicht als größter Favorit - und würde im Falle seiner Nicht-Wahl schon zum siebten Mal in Folge leer ausgehen. Kollegin Elisabeth Moss ist zum ersten Mal seit fünf Jahren gar nicht erst nominiert - dafür übrigens Christina Hendricks für die beste Nebenrolle.

Wollen die Academy-Mitglieder auf Nummer Sicher gehen, dann wählen sie aber ohnehin "Breaking Bad". Die Serie über den Weg Walter Whites vom Chemie-Lehrer zum skrupellosen Drogenbaron hätte es ohne Frage mehr als verdient, noch einmal einen Emmy als beste Serie mit nach Hause zu nehmen. Im vergangenen Jahr gelang es der Serie von Vince Gilligan erstmals in der Königskategorie zu gewinnen. Damals fiel die Abstimmung mitten in den Hype ums Finale - der nun schon fast ein Jahr zurückliegt. Und das ist vielleicht das Einzige, auf was die Konkurrenten hoffen können. Neben der Serie selbst ist übrigens auch wieder Bryan Cranston als Bester Hauptdarsteller nominiert. Gewonnen hat er diesen Preis schon 2008, 2009 und 2010, zuletzt war er aber leer ausgegangen. Anna Gunn und Aaron Paul haben ebenfalls schon Preise für als beste Nebendarsteller bekommen und nun noch einmal die Chance.

Was es sonst noch zu sagen gibt? "Homeland", das 2012 noch dominiert hatte und sowohl in der Kategorie Beste Dramaserie wie auch Beste Hauptdarstellerin und Bester Hauptdarsteller gesiegt hat, ist abgestürzt. Übrig ist nur noch Claire Danes als beste Hauptdarstellerin - sie könnte den Emmy zum dritten Mal in Folge gewinnen. Mandy Patinkin wurde zudem für seine Nebenrolle des Saul Berenson nominiert. Mehr erhofft haben dürften sich auch die Macher der Showtime-Serie "Masters of Sex". Letztlich reichte es für fünf Nominierungen, die prominenteste für Lizzy Caplan als Beste Hauptdarstellerin. Weiter nicht so recht auf Kritikerliebe stößt "The Newsroom". Vorjahressieger Jeff Daniels könnte aber seinen Emmy als Bester Hauptdarsteller verteidigen.