Die Emmy-Nominierungen haben es in diesem Jahr wieder bewiesen: Ein großer Publikumserfolg führt noch lange nicht zu einem großen Emmy-Erfolg - eher im Gegenteil. "Empire" war im Frühjahr der erfolgreichste Serien-Neustart im Network-Fernsehen seit über einem Jahrzehnt - und fürs Publikum so überzeugend, dass von Woche zu Woche mehr einschalteten. Die Academy-Mitglieder ließ das hingegen weitgehend kalt. Eine Nominierung als Beste Drama-Serie blieb "Empire" versagt. Insgesamt gab es nur drei Nominierungen, in namhaften Kategorien schaffte es einzig Taraji P. Henson für ihre Rolle der Cookie Lyon als beste Hauptdarstellerin auf die Nominierungsliste.

Und auch wenn man sich die weiteren großen Quotenhits anschaut, dann fällt die Emmy-Bilanz mau aus. "The Walking Dead" ist die beim jungen Publikum meistgesehene Serie der USA überhaupt. Ihre immerhin vier Nominierungen gab es aber allein in untergeordneten Kategorien wie Make-Up oder Special Visual Effects. "The Big Bang Theory" als erfolgreichste Sitcom ist anders als in den letzten Jahren nicht mehr als beste Comedy-Serie nominiert, zudem fiel Vorjahressieger Jim Parsons auch aus der Nominiertenliste für den besten Hauptdarsteller in einer Comedyserie. "Scandal" brachte es auf nur eine einzige Nominierung für eine Gastrolle, Kerry Washington fiel nach zwei Jahren aus dem Nominiertenfeld. Dafür findet sich dort nun Viola Davis für "How to get away with Murder" - doch für mehr als überschaubare zwei Nominierungen reichte es auch hier nicht. Übrigens: "NCIS" als seit vielen Jahren meistgesehene Network-Serie brachte es in zwölf Staffeln auf insgesamt vier Nominierungen, zuletzt 2013. Als klassisches Krimi-Procedural ist es aber natürlich per se nicht wirklich preisträchtig.

Dass die Emmys seit vielen Jahren mit dem Network-Fernsehen fremdeln ist nicht neu. Auch "The Good Wife", das lange Jahre das Fähnchen der Networks in der Drama-Serien-Kategorie hochgehalten hat, ging wie schon im Vorjahr diesmal leer aus. Auch Vorjahres-Siegerin Julianna Margulies fehlt diesmal auf der Nominiertenliste für die beste weibliche Hauptdarstellerin. Da die Serie von CBS bislang angesichts ziemlich mauer Quoten vor allem aus Prestige-Gründen verlängert wurde, ist das für die Macher eine schon recht besorgniserregende Entwicklung. Womöglich können aber Christine Baranski, Alan Cumming oder Michael J. Fox einen Emmy für "The Good Wife" sichern.

Auf mehr Emmy-Ehren gehofft haben dürfte man auch bei The CW, vor allem mit Blick auf die sonst auch von Kritikern gelobte Serie "Jane the Virgin". Sie war nicht nur bei den Golden Globes als beste Comedy-Serie nominiert, Gina Rodriguez gewann sogar die Auszeichnung als beste Hauptdarstellerin. Auch bei diversen anderen Verleihungen stand "Jane the Virgin" hoch im Kurs. Die Emmys hatten hingegen kein Herz für die Telenovela-Adaption: Gerade mal eine Emmy-Nominierung gab's - kurioserweise in der Kategorie "Outstanding Narrator". Dass die Academy-Mitglieder sich nicht von den Golden-Globe-Nominierungen beeinflussen lassen, zeigte sich auch an diversen anderen Stellen wieder.

Besonders deutlich im Falle der Showtime-Serie "The Affair". Bei den "Golden Globes" wurde sie Anfang des Jahres nicht nur als beste Drama-Serie gefeiert, Ruth Wilson konnte auch den Preis für die beste weibliche Hauptdarstellerin mit nach Hause nehmen. Und bei den Emmys? Gab es nicht mal eine einzige Nominierung in einer der unzähligen Kategorien. Dafür gab es nun die seit langem überfällige Nominierung für Tatiana Maslany, die in "Orphan Black" nicht eine Paraderolle spielt, sondern gleich ein Dutzend, von den Academy-Mitgliedern bislang anders als bei vielen anderen Verleihungen nicht beachtet wurde.

Auch mit diversen anderen Serien werden die Emmys schon seit vielen Jahren nicht warm. "The Americans" ist so ein Fall (diesmal nur zwei Nominierungen, darunter beste Gastdarstellerin), oder auch "Sons of Anarchy" und "Justified", die trotz der jeweils finalen Staffel keine oder kaum Nominierungen einheimsen konnten, ebensowenig wie ihre Darsteller. Vergleichsweise wenig Widerhall fand auch das Finale von "The Newsroom", hier gab's nur eine Nominierung für Jeff Daniels als Hauptdarsteller. Vorher hoch für Nominierungen gehandelt, dann aber leer ausgegangen sind unter anderm auch Lena Dunham und "Girls" selbst als Serie, Kimmy-Schmidt-Darstellerin Ellie Kemper, Vincent D'Onofrio von "Daredevil". Auch Serien (und deren Darsteller) wie "Suits", "The Leftovers", "The Comedians" oder "Togetherness" wurden weitgehend übergangenen. Und dann soll in dieser alles andere als vollständigen Liste auch eine nicht fehlen: Zum ersten Mal seit 2008 blieb auch die älteste Emmy-Veteranin (erste Nominierung: 1951) ohne eine Nominierung: Trotz finaler Staffel von "Hot in Cleveland" schaffte es Betty White diesmal nicht unter die Emmy-Anwärter.