Jack, „How to get away with murder“ ist ein Spiel voller Lügen und Geheimnisse. Trainiert man damit sein Pokerface?

(lacht) Nein, ich bin ein ganz mieser Poker-Spieler. Ich bin anderen Menschen gegenüber sehr vertrauensselig.

Ganz anders als Ihre Rolle des Connor Walsh.

Connor ist ein interessanter Typ, denke ich. Wissen Sie, was mich an "How to get away with murder" am meisten fasziniert - und was mich dazu bewegt hat, mitzumachen, waren die Charaktere die Peter Nowalk (Schöpfer der Serie, Anm. d. Red.) im Sinn hatte.

Sagt das nicht jeder Schauspieler über sein aktuelles Projekt?

Anders als in Krimiserien oder auch den meisten Anwaltsserien gibt es hier moralisch gesehen kein schwarz und weiß. Alle Figuren sind auf die ein oder andere Art kompromittiert. Ich halte das für eine nachvollziehbarere Darstellung von menschlichem Verhalten weil niemand per se gut oder böse ist und solche Rollen dann viel reduzieren würden. Das macht unserer Serie nahbarer, aber auch komplizierter. Ich hoffe das ist jetzt nicht zu kompliziert.

Und was hat Sie an der Rolle gereizt?

Ich kann mich in ihm wiedererkennen, obwohl er eigentlich ganz anders ist als ich. Er ist dieser Typ, von dem erwartet wird, Klassenbester zu sein - der dann plötzlich einen Gang runterschaltet als er Oliver kennenlernt. Erst um ihn zu benutzen und sich dann in ihn verliebt. Das hat aus Connor - einem egoistisch, narzisstischem Typen - einen Beschützer gemacht, der sich für andere interesiert und sich kümmert, besonders um Oliver. Ich glaube ich habe tatsächlich viel von Connor gelernt.

Inwiefern ist er denn „ganz anders“?

Er ist unglaublich selbstbewusst und souverän, manchmal regelrecht arrogant. Ich bin nicht so selbstbewusst und genieße es sehr da mal in die Haut von jemandem zu schlüpfen, der jeden Tag so souverän auftritt. Das hat mir persönlich interessanterweise sehr geholfen.

Es gibt inzwischen längst Fan Fiction über Connor und Oliver. Das muss doch sowas wie der ultimative Beweis dafür sein, dass die Fans eine Serie und ihre Charaktere lieben.

Ja, das stimmt wohl. Aber ich habe nicht viel davon gelesen. Ein paar Comic-Strips gab es auch schon. Aber ist natürlich toll, wenn auch irgendwie bizarr.

Schauen sie sich die Serie eigentlich dann nochmal an, wenn sie läuft?

Nein. Ich mein, ich habe es gemacht aber das hat mich nur verunsichert und das ist dann nicht gerade hilfreich. Vielleicht ändert sich das ja mal.

Was verunsichert Sie denn?

Ich weiß nicht. Das geht mir auch mit Fotos so. Wenn ich ein Foto von mir selbst sehe, bei Facebook zum Beispiel, dann scroll ich lieber schnell drüber.

Der Ruhm kam auch sehr schnell. „How to get away with murder“ ist ihre erste große Rolle und gleich eine vielbeachtete Serie.

Ja, das ging alles ziemlich schnell. Das war schon bizarr. Wissen Sie, ich habe das Glück, dass Shonda als Producerin der Show viel Erfahrung darin hat, ihre Serien zu besetzen und dabei manchmal auch auf weitgehend unbekannte Schauspielerinnen und Schauspieler zu setzen. Sie und auch Peter (Nowalk) haben immer eine Tür offen, um Unterstützung zu geben oder sich einfach nur anzuhören wie verrückt das gerade alles ist. Ich mein "Fans schicken Dinge zu meinem Elternhaus in Michigan. Was soll ich tun?". Aber verstehen sie mich nicht falsch: In neun von zehn Fällen war der Austausch mit Fans extrem schön und darauf versuche ich mich zu konzentrieren.

Und wie sieht der eine von zehn Fällen aus?

Am härtesten ist Social Media. Es ist fantastisch, dass ich mich in Sekunden direkt mit einem Fan in, sagen wir, Thailand austauschen kann. Aber es gibt ja unter Schauspielern den klugen Ratschlag: "Lies nie die Kritiken" und im Social Media-Zeitalter heißt es jetzt: "Ließ nie die Kommentare". Aber man kann denen nicht gänzlich aus dem Weg gehen. Ich lerne damit umzugehen, ich bin da ein sehr sensibler Typ. Mit all diesen Trollen im Netz, da reicht schon ein fieser Kommentar und er zieht dich runter. Obwohl man sich einredet: Ich kenn den oder die gar nicht. Warum geht mir das gerade so nahe?

In der Serie geht es immer wieder darum Risikos einzugehen. Welches war ihr bislang größtes Risiko im Leben?

Ein Leben als Schauspieler zu wählen ist bis jetzt das größte Risiko, das ich eingegangen bin. Das ist so ein Glücksspiel und ich hatte all die Privilegien, die man haben kann als weißer Mann in der Entertainment-Industrie.

Was macht die Schauspielerei zum Glücksspiel?

Die Unsicherheit. Das Fehlen einer Roadmap für die eigene Zukunft. Man kann sich eine Rolle in einer Serie wie "How to get away with murder" nicht verdienen, weil in der Schauspielerei nicht automatisch Fleiß und Erfahrung belohnt werden wie in anderen Berufen. Das führt zu einer Inkonsistenz und der permanenten Angst zurückgewiesen zu werden. Projekte als Schauspieler sind vergleichweise kurz, wenn man nicht gerade eine Hit-Serie erwischt hat. Dann wird dein Leben zu einem permanenten Bewerbungsgespräch, dass dich nur so viel Wert sein lässt, wie es Dir die Castings ermöglichen. Das kann demoralisieren. Ich habe einige Freunde, die so glücklich sind einen Job zu haben und nicht permanent vorsprechen und sich bewerben zu müssen.

Was wären Sie geworden, wenn Sie sich nicht für die Schauspielerei entschieden hätten?

Arbeitslos. Ich weiß es nicht. Nein, hoffentlich nicht arbeitslos. Vielleicht irgendwas in der Politik. Oder mit Tieren. Oder ich wäre zur See gegangen. Ich war kürzlich erst in Monaco und habe all die Yachten gesehen. Da hätte ich mir vorstellen können anzuheuern und in See zu stechen.

Jack, herzlichen Dank für das Gespräch.