"Ja, haben die denn die letzte Staffel 'Game of Thrones' nicht gesehen??" - so oder so ähnlich schallte es durch die sozialen Medien, nachdem die diesjährigen Emmy-Nominierungen bekannt gegeben worden waren. Mit insgesamt 22 Nominierungen sammelte die HBO-Serie zwar so viele Nominierungen wie keine andere Produktion ein, was so mancher Fan vermisste, waren aber die Namen prägender Schauspieler in der Serie.

Kit Harington etwa, der in "Game of Thrones" in der Rolle des Jon Snow zu sehen ist. Für die fünfte Staffel hatte er 2016 noch eine Nominierung für die beste Nebenrolle bekommen. Nun war er in der Hauptdarsteller-Kategorie eingereicht worden - und zog den Kürzeren. Nicht besser erging es beispielsweise seiner Kollegin Emilie Clarke, die 2013, 2015 und 2016 ebenfalls nominiert war (und stets leer ausging), nicht aber in diesem Jahr, generell gab es keine Hauptdarsteller-Nominierungen für die Serie. Kleiner Trost: Zum großen Finale von "Game of Thrones" im kommenden Jahr dürften die Academy-Mitglieder dann nochmal einen noch genaueren Blick auf die Serie werfen - Farewell-Nominierungen (und vielleicht auch -Preise) wären nichts ungewöhnliches.

Apropos fehlende Nominierung für einen Darsteller: Auffällig abwesend auf der Nominierungsliste ist in diesem Jahr auch Liev Schreiber. Drei Jahre in Folge war er für seine Rolle des "Ray Donovan" als bester Hauptdarsteller nominiert, gewann aber nie. In diesem Jahr wird es mangels Nominierung auch nichts. Ungleich verteilt sind die Sympathien der Emmy-Academy unterdessen im Falle von "This is us": Während Milo Ventimiglia und Vorjahressieger Sterling K. Brown erneut auf einen Preis hoffen können, steht von den weiblichen Kolleginnen auch in diesem Jahr wieder niemand unter die Nominierten.

Bei den Emmys völlig unverständlicherweise auch beim dritten Anlauf komplett außen vor war auch diesmal "Billions". Showtime hatte bekanntlich noch nie das beste Standing bei den Emmys - angesichts dessen darf man mit der durchaus stattlichen Anzahl von neun Nominierungen für "Twin Peaks" schon ganz zufrieden sein, in den prominenteren Kategorien reichte es aber nur für Regisseur David Lynch - ansonsten wurde die Serie in den Kategorien, auf denen das größte Augenmerk der Öffentlichkeit liegt, übergangen. Generell outete sich die Academy aber nicht gerade als Fan von Reboots und Revivals: "Will & Grace" flog mit Ausnahme von Nebendarstellerin Megan Mullally weitgehend unterm Radar, den Publikumshit "Roseanne" bugsierte spätestens der rassistische Tweet der Hauptdarstellerin aus dem Rennen, nur Laurie Metcalf schaffte es hier auf die Liste.

Ohnehin tat sich die Academy mit den Publikumshits einmal mehr schwer. "The Good Doctor" als erfolgreichster Dramaserien-Neustart? Keine einzige Nominierung, auch nicht für Freddie Highmore. Der erfolgreichste Sitcom-Neustart "Young Sheldon"? Keine einzige Nominierung, auch nicht für Hauptdarsteller Iain Armitage.

Nachdem Hulu im vergangenen Jahr mit "The Handmaid's Tale" der große Abräumer wurde (und auch in diesem Jahr wieder zu den Top-Favoriten zählt), hatte man sich bei dem Streaming-Dienst auch für die ambitionierte Serie "The Looming Tower" über die Vorgeschichte von 9/11  einige Chancen ausgerechnet. Jeff Daniels wurde für seine Rolle zwar nominiert, für eine Nominierung als Beste Limited Series reichte es aber nicht. Und falls man bei Netflix gedacht hat, mit "Ozark" eine ähnliche Erfolgsgeschichte wie einst "Breaking Bad" schreiben könnte: Auch hier kann sich in den Hauptkategorien erstmal nur Jason Bateman als Hauptdarsteller Hoffnungen machen.

Etwas mehr verdient gehabt hätten eigentlich auch "Mindhunter" (einzig eine Gastdarsteller-Nominierung für Cameron Britton) oder "American Vandal" (ebenfalls nur eine einzige Nominierung). Auch der wunderbaren NBC-Sitcom "The Good Place" hätte man mehr gewünscht, immerhin wurde hier zumindest Ted Danson bedacht. Dass die Zahl der langen Gesichter steigt, ist allerdings angesichts der immer weiter steigenden Anzahl an Serien aber auch kein Wunder: Schon der Sprung auf die Nominierten-Liste ist bei bald 500 Serien inzwischen alles andere als einfach.