Die Trends der TV-Saison 2017/18
"Young Sheldon" bringt frischen Comedy-Wind zu ProSieben
Lange hat ProSieben nach einem neuen Sitcom-Hit Ausschau gehalten – und während die Neuauflage von "Will & Grace" die Erwartungen nicht erfüllen konnte, sorgte "Young Sheldon" für beeindruckende Quoten. Im Windschatten von "The Big Bang Theory" legte die US-Produktion den erfolgreichsten Serienstart bei ProSieben seit vielen Jahren hin und hielt bis zum Ende der ersten Staffel ein starkes Quoten-Niveau. Dabei hatte es anfangs einige Zweifel gegeben, weil sich "Young Sheldon" mit Blick auf Machart und Humor doch deutlich von der Mutter-Serie unterscheidet. Doch die Sorgen waren unbegründet, im Herbst soll's weitergehen.
Foto: CBS
"Wer weiß denn sowas?" treibt ARD-Vorabend in neue Höhen
Die ARD war vom Erfolg ihrer Vorabend-Quizshow derart angetan, dass man die Staffel prompt noch einmal verlängerte – ganze 165 Folgen von "Wer weiß denn sowas?" liefen in der vergangenen Saison auf dem einst so komplizierten Sendeplatz um 18:00 Uhr. Den Rekord hält eine Folge aus dem Februar mit 4,64 Millionen Zuschauern. Moderator Kai Pflaume und seine prominenten Mitstreiter konnten gegenüber dem Vorjahr somit noch einmal viele Fans hinzugewinnen. Beeindruckend ist aber auch der Erfolg beim jungen Publikum, wo zum Ende der Staffel hin immer öfter zweistellige Marktanteile erzielt wurden. Da schaute selbst so mancher Privatsender neidisch zu den öffentlich-rechtlichen Kollegen hinüber.
Foto: ARD
"Sat.1-Frühstücksfernsehen" baut Marktführerschaft am Morgen aus
Der 30. Geburtstag liegt noch gar nicht allzu lange zurück, doch auch 2018 ist beim "Sat.1-Frühstücksfernsehen" wieder Partystimmung angesagt – denn so erfolgreich wie momentan war die Live-Sendung schon seit 2012 nicht mehr. In den ersten fünf Monaten des Jahres sorgte das Magazin für mehr als 15 Prozent Marktanteil und war an manchen Tagen einer der wenigen Lichtblicke des Senders. Am Erfolg hat sich übrigens auch nichts geändert, seit RTL mit "Guten Morgen Deutschland" wieder etwas besser fährt. Ob es Sat.1 gelingt, das "Frühstücksfernsehen"-Feeling in eine andere Tageszeit zu retten, bleibt allerdings abzuwarten – Ende Juli soll das "Endlich Feierabend!" den Sendeplatz um 18 Uhr in Schwung bringen.
Foto: Sat.1 / Thorsten Eichhorst
Dauerbrenner "GZSZ" zündet gegen den Trend noch mehr
Und noch ein Dauerbrenner, der noch immer für Spitzen-Quoten gut ist: Auch die RTL-Soap "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" war zuletzt stärker unterwegs als in den Jahren zuvor. Lag der durchschnittliche Marktanteil der Serie im Jahr 2015 bei weniger als 17 Prozent in der Zielgruppe, so nimmt "GZSZ" derzeit sogar Kurs in Richtung 20 Prozent. Vor allem der bis in die Primetime verlängerte Mallorca-Strang beflügelte die Quoten – jüngst waren sogar über 24 Prozent für die Produktion von UFA Serial Drama drin. Leicht nach oben ging's zudem für "Alles was zählt". Aber auch RTL II und Filmpool zeigen, dass sich die Weiterentwicklung täglicher Serien lohnt: "Köln 50667" und "Berlin – Tag & Nacht" bauten ihre Zuschauerzahlen ebenfalls aus.
Foto: RTL
"Big Bounce" wird zum Hoffnungsschimmer im Show-Himmel
Sicher, die Trampolin-Show "Big Bounce" war inspiriert vom Erfolg, den RTL mit "Ninja Warrior Germany" feierte. Und doch ist es dem Sender und der Produktionsfirma Endemol Shine gelungen, eine Eigenentwicklung ins Programm zu bringen, die eine spürbar eigene Note hat. Von den Zuschauern wurde das auch dann noch honoriert, als "Big Bounce" nicht mehr im Zusammenspiel mit dem Dschungelcamp programmiert wurde. Die letzten beiden Folgen erreichten deutlich mehr als drei Millionen Zuschauer, mit im Schnitt fast 18 Prozent Marktanteil zählte die Sendung mit Matthias Opdenhövel und Wolf Fuss zu den erfolgreichsten RTL-Neustarts der Saison.
© RTL / Hertrich
DMAX wird für tägliches Mammut-Projekt belohnt
Wenn kleine Sender in Eigenproduktionen investieren, dann ist das Risiko meist groß - erst recht, wenn es sich dabei um ein Großprojekt handelt wie jenes, auf das sich DMAX eingelassen hat. Gleich 20 Folgen hat der Sender von seiner Doku-Reihe "A2 - Abenteuer Autobahn" produzieren lassen, um sie täglich im Vorabend zu zeigen. Aus Quotensicht hat sich das gelohnt: Zum Auftakt waren fast eine halbe Million Zuschauer dabei, nach den ersten Wochen lag der durchschnittliche Marktanteil bei fast drei Prozent in der Zielgruppe. Ein gelungenes Experiment, das nach einer Fortsetzung schreit.
Foto: DMAX
Bundesliga-Rekorde und "Babylon"-Beachtung für Sky
Fast 30 Prozent Marktanteil fuhr Sky zum Saison-Ende mit der Fußball-Bundesliga am Nachmittag ein – ein fulminanter Erfolg für den Pay-TV-Sender. Dabei war diese Entwicklung zu Beginn der Saison noch nicht abzusehen, immerhin hatte man einige Bundesliga-Rechte an Eurosport verloren. Doch obwohl man dadurch weniger Spiele zeigen konnte, gelang Sky das Kunststück, mehr Fans denn je zu erreichen. Abseits des Live-Sports machte der Sender aber auch bei der Fiction einen großen Schritt nach vorn: "Babylon Berlin" war bei Zuschauern und Kritikern gleichermaßen gefragt. Als Lohn heimste die zusammen mit der ARD in die Wege geleitete Serie bereits zahlreiche Preise ein.
Foto: Sky
Hartz-IV-Themen stellen schillernde Millionäre in den Schatten
Über Jahre hinweg konnte sich RTL II auf die Glamour-Geschichten um Carmen und Robert Geiss verlassen, doch inzwischen ist dem Millionärs-Ehepaar aus Quotensicht zu einem großen Teil die Luft ausgegangen. Interessant an der Entwicklung ist, dass der Sender zuletzt vermehrt mit dem genauen Gegenteil den Geschmack seines Publikums trifft: Formate wie "Hartz und herzlich" oder "Armes Deutschland" sorgen für Spitzen-Quoten. Aber auch mit "Die Gruppe – Schrei nach Leben" und "Voller Leben – Meine letzte Liste" zeigte RTL II, dass der Sender inzwischen längst nicht nur "Fun" ist. Dazu passt, dass man mit seinem von Wahl-Format "Endlich Klartext" sogar den Deutschen Fernsehpreis gewann.
Foto: RTL II
"Bachelor" und "Adam sucht Eva" beweisen: Sex sells
Über die Werte, die Formate wie "Der Bachelor" vermitteln, lässt sich ja bekanntlich streiten. Fakt ist aber, dass die Zuschauer noch immer Gefallen an Fernsehen dieser Art finden. Zuletzt zeigte der Quoten-Trend sogar klar nach oben: "Der Bachelor" legte bei RTL mit im Schnitt fast 20 Prozent Marktanteil die erfolgreichste Staffel seit fünf Jahren hin, auch "Die Bachelorette" war im vorigen Jahr so gefragt wie lange nicht. Hinzu kommt die Nackt-Kuppelei "Adam sucht Eva", die ihre Quoten ebenfalls steigern konnte. In Zeiten sinkender Marktanteile kann sich RTL also zumindest auf die alte Weisheit verlassen: Sex sells.
Foto: RTL / Arya Shirazi
Disney Channel findet in die Erfolgsspur zurück
Als der Disney Channel Anfang 2014 den Weg ins Free-TV antrat, setzte bei Super RTL das große Zittern ein. Tatsächlich konnten die Kölner ihrer Marktführerschaft locker behaupten, während Disney mit seinem Sender auf der Stelle trat. In den ersten fünf Monaten des Jahres hat sich allerdings einiges geändert: Seit dem Wechsel an der Senderspitze, mit der auch einige Justierungen im Programm einhergingen, ziehen die Quoten plötzlich spürbar an. Zuletzt reichte es sogar gleich zwei Mal für mehr als 13 Prozent Marktanteil in der Kinder-Zielgruppe. Ein wenig Fortune gehört aber natürlich auch dazu: Mit der Serie "Miraculous" hat der Disney Channel einen echten Glücksgriff gelandet.
Foto: Disney Channel
ZDF-Samstagskrimis zunehmend auf "Tatort"-Niveau
Ja, der "Tatort" ist die erfolgreichste Krimireihe im deutschen Fernsehen. Alleine in diesem Jahr schalteten im Schnitt weit mehr als neun Millionen Zuschauer am Sonntagabend ein. Doch auch abseits des "Tatorts" bleibt Krimi noch immer das gefragteste Genre, was vor allem das ZDF regelmäßig unter Beweis stellt. Insbesondere die Samstagskrimis erweisen sich als feste Bank, die sich mit zwischenzeitlich mehr als acht Millionen Zuschauern zunehmend auf "Tatort"-Niveau begeben. Und so werden die Sender wohl auch weiterhin auf Mord und Totschlag im Programm setzen.
Foto: ZDF/Simon Vogler
"Blauer Planet" fördert Doku-Geheimrezept zu Tage
Großer Aufwand = große Aufmerksamkeit. So in etwa lässt sich der Erfolg der Doku-Reihe "Der blaue Planet" beschreiben, den die ARD im Frühjahr feierte. Bis zu fünf Millionen Zuschauer schalteten ein, um die großartigen Bilder zu sehen - Reichweiten dieser Art gelingen bei Dokus hierzulande eigentlich nur noch dem ZDF mit "Terra X". Besonders beachtlich: Auch beim jungen Publikum stieß die Reihe auf reges Interesse, verbuchte in der Spitze mehr als zehn Prozent Marktanteil. Geholfen hat wohl auch der große Aufschlag in der Primetime. Wie schön, dass ein solches Format nicht am Programmrand gezeigt wird.
Foto: ARD