Wow, damit habe ich nicht gerechnet. Danke. Dass ausgerechnet ich mit dieser Auszeichnung geehrt werde, damit habe ich echt nicht gerechnet. Ich dachte, dass ich keine Chance habe gegen die Kollegen. Was bin ich gegen Schader, Heinser und Niggemeier? Jetzt stehe ich hier und habe nichts vorbereitet. Echt jetzt, keine Rede in der Tasche. Ehrlich.

Also, dann versuche ich es mal so. Ich danke meinen Eltern. Ohne sie wäre ich nicht möglich gewesen. Und dann gedenke ich noch meines Deutschlehrers. Herr Bürger hat mir mit vielen Fünfen sehr deutlich gemacht, dass ich und das Schreiben besser auf Distanz bleiben sollten. Ich weiß, manche denken jetzt, dass dem Manne ein Denkmal gebührt.

Wem kann ich noch danken? Ich habe ja noch etwas Zeit. Vielleicht Tom Buttler, der mich zum Schreiben gebracht hat. Gegen meine Widerstände und mein Argument, dass Bürger sich mit seinen Fünfen doch als perfekter Würger erwiesen hat. Damals bei „Sounds“ war das. 1979. Meine erste Plattenkritik. Und jetzt das hier. Wow.

Ach, da fällt mir noch einer ein. Ich danke dem großen Ulrich Reitz, dem Robbie Wiliams unter den Chefredakteuren. Der hat mir 1999, als ich noch bei der Rheinischen Post Redakteur war, mit seiner ganz besonderen Art der Realitätswahrnehmung sehr geholfen, den Weg in die Selbstständigkeit zu finden. Danke Ulli.

Ja, und dann ist da noch das deutsche Fernsehen. Danke, deutsches Fernsehen. Danke, dass du seit nunmehr 23 Jahren, seit ich dich professionell begleite, so ausdauernd Schwäche zeigst. Danke, dass du nur manchmal wirklich gut bist und mir in den Zwischenräumen so viel Raum gibst für Verbesserungsvorschläge. Manchmal liege ich abends noch lange wach und bete für Typen wie Thomas Bellut und Volker Herres. Lieber Gott, sage ich dann, lass die beiden noch lange wirken, lass sie weiter Programme machen, die nach ihren Worten „keinem wehtun“. So lange sie das tun, sieht mich mein Sachbearbeiter bei der Agentur für Arbeit nicht.

Danke auch an meinen Haussender WDR, der so ganz wunderbar sein drittes Programm in die Belanglosigkeit geführt hat. Was wäre ich, könnte ich mich nicht aufregen über Sendungen wie „Die schönsten Misthaufen in Nordrhein-Westfalen“, eine Rankingshow, in der der WDR komischerweise nicht vorkommt. Ich hoffe, das wird unter Tom Buhrow nicht entscheidend besser. Sonst brechen mir noch die Themen weg. Außerdem mag ich die innere Schizophrenie dieser Anstalt, die auf der einen Seite den größten Mist auf Sendung bringt, mir aber auf der anderen erlaubt, einmal im Monat eine Medienkolumne im wunderbar kritischen Radiomagazin „Politikum“ einzusprechen. Manchmal denke ich: Komisch, an einem Tag pinkele ich dem WDR ans Bein, am nächsten Tag gibt er mir Beschäftigung. Irgendwie spricht das dafür, dass die Anstalt vielleicht nicht ganz so verderbt ist wie ich sie manchmal beschreibe. Zumal sie ja auf dem Umwege über den endlich wieder moderierenden Friedrich Küppersbusch auch dem geschätzten Kollegen Niggemeier Lohn und Brot verschafft.

Ich will jetzt aber nicht zu positiv werden. Nicht dass wir uns missverstehen. Ich lebe davon, dass das Fernsehen schlecht ist, dass das System so unzureichend funktioniert wie es der Föderalismus nun mal so mit sich bringt. War das nicht wunderbar, wie der große ARD-Vorsitzende Lutz Marmor die Talkshowdebatte nach dem angekündigten Abschied von Reinhold Beckmann für beendet erklärte? Süß. So hat mein Vater früher auch immer den hausinternen Zwist beendet. „Ich will jetzt nichts mehr hören“, hat er gebrüllt. Dann haben wir alle kurz gekuscht, genauso weitergemacht und uns amüsiert über die Machtlosigkeit des großen Vorsitzenden.

Wahrscheinlich sind sie in den Anstalten schon dabei, jetzt ganz schnell die Verträge ihrer verbliebenen Plauderrunden-Heroen bis mindestens 2016 zu verlängern. Damit nur ja keine Sendeplätze freiwerden, die man mit Qualität füllen kann. Damit Herres noch weiter gegen alle Wahrheit jammern kann, dass er doch gerne gutes Programm ermöglichen würde, es aber wegen der Quoten-Gicht der ARD nicht hinkriegt. Schuld sind halt immer die anderen und notfalls das System.

Seid gewiss, liebe Fernsehmacher. Ich habe ein Auge auf euch. Ich werde sehr genau registrieren, was ihr da tut. Ich werde nicht müde, euch immer wieder auf die Finger zu hauen. Und auch wenn ihr so tut, als kümmere euch das nicht. Ich will der stete Tropfen sein, der euer Stein gewordenes Hirn höhlt. Angesichts der Pfunde, die ich mir auf der Fernsehcouch schon zugelegt habe, sage ich es ganz offen, und bitte nehmt es als Drohung: Big Hoff is watching you.