„Heilige fucking Scheiße ey.“ Nein, ist nicht von mir. Originalton Fritzi Frühling aka Kitty Ketchup aka Inez Bjørg David aka die große Serienhoffnung von RTL. Jetzt wird Sendung, was lange geplant ist, und wenn der neue Seriendonnerstag nicht funzt wie er soll, dann sieht es verdammt düster aus in Köln-Deutz. Oder um den Worst Case mit bereits eingeführtem Fluch zu bebildern: „Heilige fucking Scheiße ey.“

RTL muss sich ändern, will es nicht künftig in einer Liga mit all den anderen Sendern spielen. Klug hat man inzwischen erkannt, dass der Erfolg von DSDS und Supertalent überaus endlich ist und dass Günther Jauch und Thomas Gottschalk höchstens für ein paar Leuchtturmshows taugen. Zudem keimt wohl die Einsicht, dass man Daniel Hartwich nicht alle doofen Spielshows, die in der Unterhaltungsabteilung rumliegen, moderieren lassen kann. Es muss Frischware her, und besorgt hat die nun die Fiktionsabteilung.

Mit drei Serien steigt sie am kommenden Donnerstag ein und wird alle Jungs enttäuschen, die auf weitere Wiederholungen der Rummskrachbummsserie „Cobra 11“ gewartet haben. Jetzt sind die Mädels dran. Eindeutig. Sie spielen in allen drei Serien die Hauptrolle. Fast wirkt es ein bisschen, als habe sich bei RTL die Gleichstellungsbeauftragte durchgesetzt. Nein, stimmt nicht, war nur ein Scherz, und das Frauenbild bei RTL bedarf sicherlich noch einmal einer gesonderten Betrachtung. 

Die erste Heldin im Bunde ist in – Achtung, blödestmöglicher Titel - „Doc meets Dorf“ besagte Zitatgeberin. Fritzi Frühling gilt als aufstrebende Ärztin, ist in den schönsten Kollegen der Großstadt erfolgreich verliebt und muss nur noch eben im brandenburgischen Kaff namens Kanada den Erbhof ihrer Tante verkaufen. Aber - „Heilige fucking Scheiße ey“ – alles kommt anders. Sie verliert erst den Mann, tritt ihm in die Eier, was sie den Job kostet, und dann will Kanada sie auch noch als Dorfärztin. Zuviel für die Frau, die künftig in einer Praxis mit dem örtlichen Tierarzt residiert, der zufällig auch noch ihre Jugendliebe ist, die sie einst so schnöde für die Karriere am Wegesrand hat liegen lassen.

Das lässt sich in der ersten Folge durchaus schwungvoll an und laviert gekonnt mit der aus „Doctor’s Diary“ bekannten Mischung aus Groschenromanambiente und bitterem Ernst. Auch wenn Inez Bjørg David als Darstellerin der auch Kitty Ketchup genannten Fritzi Frühling ein wenig an Präsenz vermissen lässt, entwickeln sich doch hier und da sehr witzige Momente, weil natürlich all die Landeier in größtmöglichem Kontrast zu der sich ach so hip wähnenden Großstadtmedizinerin stehen.

Als Romantic-Drama-Serie kündigt RTL die Serie an und verspricht für die acht 45-minütigen Folgen ein größtmögliches Durcheinander. Leider geht es aber schon in Folge zwei bergab, bleibt der Schwung des Auftakts im ländlichen Morast stecken. Trotzdem reicht es aber noch für die Prognose, dass dieses Projekt durchaus seine Fans finden könnte.

Schlechter sieht es da schon bei den beiden anderen Serien aus. „Christine. Perfekt war gestern“ heißt jene, die direkt auf die unfreiwillige Landärztin folgt, was fatal ist, denn hier spielt ausgerechnet Diana Amft die Hauptrolle, also jene Frau, die „Doctor’s Diary“ sehr geprägt hat und eigentlich als Besetzung für „Doc meets Dorf“ die offensichtlichere Besetzung gewesen wäre. Es ist vielleicht sogar löblich, dass man sich bei RTL dagegen entschieden hat.

Weniger löblich ist, dass die neue Amft-Serie so gar nicht in die Puschen kommen mag. Christine ist eine alleinerziehende Mutter, die keinen Mann hat, aber dringend einen braucht, weil ihr Ex eben auch eine Neue hat. Das ist mäßig bis langweilig inszeniert und so durchsichtig, dass sich rasch das Gähnen einstellt. Man muss schon auf den Untertitel schauen, um das witzig finden zu können. Comedy-Serie steht da, und nach der Sichtung zweier Folgen frage ich mich: Warum?

Noch ein bisschen schlimmer wird es beim zweiten Halbstünder. „Sekretärinnen – Überleben von 9 bis 5“ heißt der und ist exakt so doof wie der Titel klingt. Eine unbedarfte Trottelin kommt aus Versehen auf den Assistenzstuhl eines echten Büroekels und wird fortan nicht nur von diesem, sondern auch von ihren missgünstigen Kolleginnen gemobbt, wo es geht. Natürlich macht sie ihre Sache trotzdem gut, und natürlich sind die bösen Kolleginnen am Ende die Gelackmeierten. So absehbar, so langweilig.

Es darf also bezweifelt werden, dass RTL mit diesen drei Serien den ganz großen Wurf landet. Zu offensichtlich das Bemühen, Frauen vor den Bildschirm zu holen, um mehr Werbung für Kosmetik, Lebens- und Putzmittel absetzen zu können. Zu dünn bei den kurzen Serien das inhaltliche Gerüst. Und ob die acht Folgen von „Doc meets Dorf“ reichen, das Format zum Erfolg werden zu lassen, muss sich zeigen. Klappt es nicht, steht halt wenigstens noch Fritzi Frühlings flammender Fluch parat: „Heilige fucking Scheiße ey.“