3.23 Uhr 14. März 2014. Alles ist ruhig im Schlafzimmer des Autors. Experten deuten das als Ausweis erhöhter Anspannung im Inneren des Autors. Noch acht Stunden und 37 Minuten bis zur Deadline.

3.25 Uhr 14. März 2014. Der Autor hat sich gedreht. Das könnte ein Anzeichen sein, dass ein weiteres Anzeichen unmittelbar bevorsteht. Noch acht Stunden und 35 Minuten bis zur Deadline.

3.29 Uhr 14. März 2014. Der Autor atmet gleichmäßig. Wahrscheinlich bewegen sich gerade seine Augen sehr schnell. Das sähe dann aus, als verarbeite er gerade das, was er gestern aufgenommen hat.

3.59 Uhr 14. März 2014. Vor dem Haus des Autors fährt ein Lastwagen vorbei. Der Autor zeigt sich davon unbeeindruckt und schläft weiter. Noch drei Stunden und eine Minute bis zum Klingeln des Weckers.

6.01 Uhr 14. März 2014. Noch 59 Minuten bis zum Klingeln des Weckers. Vermutlich formieren sich beim Autor schon die entscheidenden Gedanken.

6.59 Uhr 14. März 2014. In einer Minute wird der Wecker klingeln. Dann könnte es spannend werden, weil sich dann zeigen dürfte, ob die Schlafphase ertragreich war.

7.01 Uhr 14. März 2014. Der Wecker klingelt. Mit einer Minute Verspätung. Experten und Beobachter sehen diese mangelnde Perfektion als Anzeichen für eine möglicherweise schludrige Herangehensweise.

7.02 Uhr 14. März 2014. Erstes Lebenszeichen vom Autor. Er grunzt leise, schnorchelt ein wenig. Ganz offensichtlich hat er den Wecker gehört. Es könnte nun die Aufwachphase eingeleitet worden sein. Der Autor dreht sich auf die andere Seite und… schläft nochmal ein. Im Raum knistert es nun vor Spannung.

7.15 Uhr 14. März 2014. Keinerlei Regung. Obwohl der Wecker schon vor einer knappen Viertelstunde Alarm geschlagen hat. Lässt der Tag so etwas durchgehen? Kann solch ein lahmer Start auf große Schaffenskraft hindeuten? Wahrscheinlich wohl eher vermutlich nicht. Das wird noch spannend.

7.48 Uhr 14. März 2014. Beobachter und Experten sind geschockt. So etwas haben sie noch nicht erlebt. Gegen 7:46 Uhr hat der Autor kurz die Bettdecke angehoben und – gepupst. Das stinkt zum Himmel, könnte aber auch spannend werden.

7.59 Uhr 14. März 2014. Erneute Regung am Bettrand. Bei Beobachtern und Experten steigt die Spannung ins Unermessliche. Erste Berichterstatter sind schon raus auf die Straße, um Volkes Meinung zu den brisanten Vorgängen rund um den Autor einzufangen. Typische Wortmeldung eines Passanten: „Als Autor kann man sich das ja leisten. Uns kleine Leute fragt ja niemand.“

8.12 Uhr 14. März 2014. Alles sieht danach aus, als sei womöglich die Aufwachphase jetzt eventuell definitiv eingeleitet.

8.13 Uhr 14. März 2014. Es ist soweit. Experten und Beobachter berichten von leicht geöffneten Augenlidern. Mit der Hand fährt sich der Autor übers Gesicht und hustet kurz. Kein Zweifel, das sieht danach aus, als könnte jetzt womöglich gleich die ganz große Entscheidung anstehen. Alle wissen, dass es jetzt darauf ankommt. Wie kommt der Autor aus dem Bett? Mit welchem Bein steht er zuerst auf festem Grund? Die Spannung ist förmlich mit Händen greifbar, und sie könnte wohl noch eventuell vielleicht steigen. Noch drei Stunden und 47 Minuten bis zur Deadline.

8.20 Uhr 14. März 2014. Noch drei Stunden und 40 Minuten bis zur Deadline. Der Autor ist wach. Beobachter und Experten sind sich da ausnahmsweise einig. Ja, er ist wach.

8.21 Uhr 14. März 2014. Der Autor zieht genüsslich die Nase hoch und entlässt dann einen feinen Grünen in sein Taschentuch. Ist da schon die Tendenz abzulesen, die der heutige Text nehmen wird? Noch drei Stunden und 39 Minuten bis zur Deadline.

8:25 Uhr 14. März 2014. Der Autor ist aufgestanden. Er hat vom Bettrand aus seine Cordpantoffeln der Marke Aldi-Süd angezogen und schlurft nun gerade Richtung Toilette. Das kann spannend werden.

8.26 Uhr 14. März 2014. Doch nicht Toilette. Der Autor ist ganz knapp vorher abgebogen. In die Küche. Puh! Beobachtern und Experten ist beinahe das Herz stehen geblieben. Solch eine überraschende Wendung hat niemand erwartet. Wer hier im Vorfeld versprochen hat, dass es dramatisch werden könnte, der dürfte sich nun möglicherweise eventuell bestätigt sehen.

8.35 Uhr 14. März 2014. Der Autor hat die Kaffeemaschine angeschmissen und ist dann auf Toilette geschlurft. Von dort ist nun ein sanftes Plätschern zu hören. Experten und Beobachter deuten das als Hinweis auf einen eher gnädigen Text. Noch drei Stunden und 25 Minuten bis zur Deadline.

8.52 Uhr 14. März 2014. Man riecht, dass der Autor Zähne geputzt hat. Nun schmiert er sich zwei Scheiben Toast. Eine Scheibe mit Frischkäse, die andere… Er wirkt noch unentschlossen. Das deutet darauf hin, dass er heute auch mit dem Text womöglich keine eindeutige Linie finden könnte. Doch, jetzt hat er entschieden. Auf die zweite Scheibe Toast kommt - Honig. Mannomann! Das ist gerade nochmal gut gegangen. Wie leicht hätte da schon zum Start alles danebengehen können.

9.24 Uhr 14. März 2014. Der Autor hat zwei Toast gegessen und sich dreimal Kaffee nachgeschenkt. Beobachter und Experten sind kurz aufgeschreckt, als er sich zwischendrin, ohne vorher auch nur im Geringsten darauf hinzudeuten, gereckt hat. Er hat die Arme in die Luft gehoben und dann lustvoll gestöhnt. Bereitet er womöglich einen lustvollen Text vor? Das könnte eventuell womöglich darauf hindeuten, dass es wohl nicht ganz spannungsfrei ausgehen könnte. Noch zwei Stunden und 36 Minuten bis zur Deadline.

9.59 Uhr 14. März 2014. Endlich. Der Autor ist an seinem Arbeitsplatz angekommen und fährt seinen Computer hoch. Das Sirren der Festplatten und Laufwerke gibt der Situation etwas Spannendes. Hier wird es gleich passieren. So viel kann man jetzt, zwei Stunden und eine Minute vor der Deadline, mit Sicherheit schon sagen. Da kann man sich ruhig schon mal früh festlegen.

10.10 Uhr 14. März 2014. Der Autor sucht etwas in den Papierstapeln auf seinem Schreibtisch. Scheppernd fallen ein paar CDs zu Boden. Das schreckt Beobachter und Experten auf. Gerade nochmal gut gegangen.

10.10 Uhr 14. März 2014. Der Autor macht keine Anstalten, die CDs aufzuheben. Stattdessen lehnt er sich zurück und blickt angespannt auf den Bildschirm, der ein weißes Blatt zeigt. Experten und Beobachter und die Leser des Livetickers halten den Atem an. Jetzt dürfte es womöglich eventuell so weit sein. Jetzt gleich. Oder bald.

10.11 Uhr 14. März 2014. Zu früh gefreut. Alle Tasten blieben unberührt. Der Autor ist noch einmal in die Küche geschlurft und hat sich einen weiteren Kaffee eingegossen. Ohne Milch und Zucker. Ein schlechtes Zeichen, denn womöglich könnte das eventuell darauf hindeuten, dass ihm nichts einfallen könnte. Auf den Straßen werden Passanten zur aktuellen Lage befragt. Häufigste Aussage: „Uns kleine Leute fragt ja niemand.“

10.16 Uhr 14. März 2014. Tatsächlich, auf dem Bildschirm sind erste Zeichen zu erkennen. Es werden sekündlich mehr. Keine Frage, hier ist gerade ein Schreibfluss entsprungen. Immer mehr Buchstaben hüpfen auf die weiße Fläche. Das kann eine Stunde und 44 Minuten vor der Deadline noch richtig spannend werden, denn noch ist nicht klar, ob der Autor nicht möglicherweise noch einmal an die Box muss, Kaffee nachtanken. Auch ein erneuter Toilettenstopp ist denkbar. Das wird noch spannend.

10.31 Uhr 14. März 2014. Der Schreibfluss sprudelt fröhlich weiter, und durch eine zwischenzeitliche Drehung des Bildschirms sind nun auch für Experten und Beobachter die ersten Sätze zu entziffern. Da steht es ganz deutlich. „Deadline 12 Uhr – Vom Unsinn der Liveticker.“ Und dann geht es weiter: „3.23Uhr 14. März 2014. Alles ist ruhig im Schlafzimmer des Autors. Experten deuten das als Ausweis erhöhter Anspannung im Inneren des Autors…“