Was genau war es nochmal, das dem deutschen Fernsehen fehlte? Ach ja, eine Krimiserie mit Ermittlern, die einander nicht so recht leiden können, die aber zu sehen sind, wie sie redend in ein Auto steigen, dann mit diesem Auto zu einer Zeugenbefragung fahren und dann Zeugen befragen und sich dann nach einer brenzligen Situation gegenseitig retten und irgendwen festnehmen. Stimmt, so etwas hat man lange nicht gesehen. Das riecht echt nach Marktlücke.

Und was fehlte noch? Richtig, eine Serie mit Diana Amft, der Neuzeitausgabe von Veronica Ferres. Amft kennt man aus „Doctor’s Diary“, wo sie als Außenseiterin vom Dienst Probleme hatte, diese aber mit pfiffigem Wesen immer alle meisterte. Ja doch, da war beim Publikum ein echter Mangel zu spüren. Man konnte geradezu sehen, wie die Zuschauer vor dem Fernseher hockten und jammerten: „Jetzt bitte mal eine Serie mit einer Außenseiterin, die Probleme hat, diese aber mit pfiffigem Wesen immer alle meistert.“

Und auf wen kann man sich in solchen Notsituationen verlassen? Auf Sat.1. Der Sender weiß halt, was Zuschauer wirklich wollen und liefert nun „Josephine Klick – Allein unter Cops“ (Montag, 21:15 Uhr). Das ist eine Krimiserie mit einander nicht so zugeneigten Ermittlern, die in Autos steigen und zu Zeugenbefragungen fahren. Und es ist eine Serie, in der Diana Amft eine Außenseiterin mit Problemen spielt, die sie mit ihrem pfiffigen Wesen alle meistert.

Die Serie soll auch lustig sein, was man daran sieht, dass die von Amft gespielte Titelfigur Josephine Klick aus Bielefeld kommt. Hi hi, lustig: Bielefeld. Noch lustiger: Einer ihrer neuen Kollegen kann Bielefeld und Bitterfeld erst nicht auseinander halten und mosert an der Neuen im Revier herum. Nun ja, Berliner halt. Als er es dann aber doch kapiert hat, nennt er Klick kurzerhand Bielefeld.

Ja, so sind die Konflikte gestrickt im deutschen Serienfernsehen. Zwei Jungbullen haben ihr Revier markiert, und dann kommt so eine blöde Kuh daher und will mitspielen. Prompt jaulen die Jungbullen auf, blasen ihre Testikel auf Imponiergröße auf, um das fremde Wesen zu vertreiben, aber es gelingt nicht. Bielefeld will nicht mehr weggehen.

Bielefeld mag Bielefeld auch nicht so dolle. Man kann das haarscharf aus jener Szene schließen, in der sie ein Bielefelder Ortsschild zerschießt. Was ihr das Leben in Bielefeld vermieste, weiß man nicht so recht. Irgendein zerrüttetes Verhältnis zum Vater gibt es und ein paar ungelüftete Geheimnisse. Als wäre das nicht schlimm genug, muss sie in Berlin auf einem Reiterhof wohnen, in der Obhut ihres Reittrainers Viktor. Der wird gespielt von Max Moor, besser bekannt als Ex-Dieter oder Bernd, das Brot aus „Titten, Tresen, Thrombosen“. Mehr muss man dazu nicht sagen.

Sat.1 bewirbt die Serie mit dem markigen „Von den Machern von Danni Lowinski“, was wohl bedeuten soll: Ist lustig, aber auch ein bisschen ernst gemeint. Leider ist das alles nur durchweg erwartbar und unfassbar öde. Diana Amft ist immer Diana Amft, nichts anderes. Als pfiffige Kommissarin, die den sprichwörtlichen Fisch an Land spielen soll, ist sie ungefähr so glaubhaft wie ein Amboss, der Usain Bolt darstellen soll. Und die beiden Jungbullen verbreiten eher den Charme von Filialleitern als den von echten Kommissaren. Dass sie ihrer neuen Kollegin über kurz oder lang mächtig Respekt werden zollen müssen, deutet sich nicht nur an, diese Erkenntnis wird geradezu mit dem Holzhammer verabreicht.

So etwas ist schön für alle Menschen, die es lieben, wenn Ermittler, die sich nicht so mögen, in Autos steigen, zu Zeugen fahren und irgendwann in eine brenzlige Situation geraten, an deren Ende natürlich ein Bösewicht in Handschellen steht. So etwas ist auch schön für Menschen, die nicht genug kriegen von Diana Amft im Kampf gegen den Rest einer unwirtlichen Welt. So etwas ist auch schön für Menschen, die Soundtracks mögen, die mit altmodischen Gossip- und Rolling-Stones-Songs zugekleistert werden. Für alle andere ist es Bielefeld.