Ich habe Angst. Große Angst. Ich wache oft schweißgebadet auf, weil ich von Yvonne Willicks geträumt habe, der vom WDR zum Patent angemeldeten Superduperhauswirtschaftsmeisterin. Über die habe ich hier schon mal geschrieben, habe sie als Ursula von der Leyen des WDR-Verbraucherschutzministeriums bezeichnet und damit kräftig untertrieben. Yvonne Willicks ist schlimmer als die Flinten-Uschi. Willicks ist überall. Und öfter.

Erst vor ein paar Tagen stieß ich auf einen ihrer Tweets. „Gucke gerade den ESC Vorentscheid: Tja- ich bin mal wieder überfordert! ‪#‎usfö‬ was sollte ich noch mal wann für wen abstimmen?“ Doch, das stand da. Gepostet von einer 44-Jährigen am Donnerstag um kurz vor 22 Uhr, als noch keiner ahnte, welches Drama sich kurz danach dort abspielen würde. Das war typisch Willicks. Kurz das Dööfchen spielen und dann medial abtauchen. Wahrscheinlich ist sie direkt danach, darauf deutet zumindest der Mangel an weiteren Tweets hin, ins Bett gegangen, um dort ihre professionelle Ahnungslosigkeit zu pflegen, denn die ist ihre schärfste Waffe, ihr Handwerkszeug sozusagen.

Mich hat das gleich wieder schwitzen lassen, obwohl ich ja weiß, dass die Willicks sich so doof stellen muss, damit sie hinterher rausfinden kann, dass man nass wird, wenn es regnet.

Aber das allein begründet nicht meine Angst. Daran habe ich mich fast gewöhnt. Also zumindest so wie sich auch Menschen, die in autoritären Staaten leben, daran gewöhnen, dass sie nichts zu sagen haben.

Aber dann ist etwas passiert, was mich zittern ließ. Ich habe mal nach Willicks gegoogelt, und was ich dann feststellte, hat mein Leben verändert. Nein, ich war nicht bei Heftig.co oder bei diesen Aufmerksamkeitsheischern von Spiegel Online. Ich stieß auf einen YouTube-Clip, unter dem der Name Willicks steht. In dem Filmchen regt sich jemand furchtbar auf über die deutsche Bahn. Es sei immer wieder ein Erlebnis mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren, klagt da eine junge Frau, und dann verhallt ihre Stimme in gruseliger Unendlichkeit, als sie ihr Urteil verkündet. „Es nervt so dermaßen, ne“, sagt sie und erzählt, dass sie wegen der Bahn sogar schon mal in Bremen eine halbe Nacht im Bahnhof schlafen musste. „Wie die Penner. Mit Schlafsack. Seitdem hasse ich Bremen. Danke dafür Bahn.“ Oben links in der Ecke prangt übrigens das WDR-Logo. Neue Töne in der Anstalt. Menschen, die in Bahnhöfen schlafen, werden dort also als Penner tituliert. Aber das nur nebenbei.

Ich löse mal auf. Die Frau in dem Video heißt Willicks, aber nicht Yvonne, sondern Anne Lena. Die ist auf den Seiten der von Yvonne beherrschten WDR-Servicezeit noch mehrfach zu sehen. „Anne Lenas Aufreger“ heißen dort die Clips, in denen sich die Studentin über Dinge echauffiert, die aber so was von gar nicht in Ordnung sind.

Sie kauft beispielsweise T-Shirts von H & M und von Primark, eines für acht und eines für zwei Euro vierzig. „Ich frage mich, ob’s da echt Qualitätsunterschiede gibt, die den Preis rechtfertigen würden“, sagt sie allen Ernstes im gewohnten Yvonne-Tonfall und wäscht dann beide Hemdchen, um festzustellen, dass das teurere viel mehr einläuft. Mensch, ne! Sowas aber auch!

Dann stellt sie noch fest, dass die Artikel bei Heftig.co nicht so ganz koscher sind. „Boah ich habe mich fast übergeben. Mich kotzen diese Posts so an. Die sind so übelst nervig. Warum sind die überhaupt überall?“ Da ist sie wieder, die typische Willicks-Frage, die am besten gewürzt wird mit ein bisschen Milchmädchen-Empörung.

Die geht so. „Ich frage mich wirklich, was für emotional labile Leute da bei Heftig arbeiten“, sagt Anne Lena und zeigt sich verwundert über sich selbst. „Man klickt da einfach drauf, obwohl die Geschichten gar nicht neu sind.“ Ne? Echt, jetzt? Auch einen passenden Vergleich, der wie das Beispiel mit den Pennern tief in die Willickssche Wertewelt blicken lässt, hat sie parat. „Das ist wie ein One-Night-Stand an Karneval. In dem Moment will man das unbedingt, und am nächsten Morgen denkt man sich: Hätte ich das bloß nicht gemacht.“

Mir macht das Angst, dass sich im WDR-Auftrag nun schon zwei Willickse öffentlich doof stellen. Wo führt das hin? Was kommt noch? Heißt die nächste Intendantin Willicks? Leben wir bald in der Willicksrepublik Deutschland?

Vor zwei Jahren war Yvonne Willicks bei Bettina Böttinger zu Gast und sonderte dort eine sehr interessante Lebensweisheitskorrelation ab, die sich mir jetzt erst in ihrer ganzen Bandbreite offenbarte. „Wenn die Besteckschublade nicht vernünftig aufgeräumt ist, dann ist auch meistens Chaos im Kopf los“, sagte sie. Ich habe sofort in meiner Besteckschublade nachgeschaut und umgehend die Gabeln in Löffelchenstellung gebracht. Bei mir ist jetzt also alles in Ordnung. In der Schublade und im Kopf. Wie es bei Willicks daheim aussieht, weiß ich nicht. Aber ich habe da so eine Ahnung.