Kann mal jemand meinen Fernseher sauber machen? Feucht durchwischen reicht da wahrscheinlich nicht. Es müsste wohl mal einer mit der Drahtbürste kommen und all den Dreck entfernen, der meinen täglichen Schaugenuss stört, all diese Inserts, diese Logos, die galoppierenden Einschübe, die ungefragt meine Perspektive verändern. Ich möchte nämlich das sehen, was ich eingeschaltet habe und nicht irgendwelche Farbklatscher. 

Ich meine damit nicht die Senderlogos, die wahlweise links oder rechts oben die Bildecke zu verzieren suchen. Ich habe mich an die Dinger gewöhnt, auch wenn sie offenbar in umgekehrt proportionalem Verhältnis zur Senderbedeutung stehen. Je unbedeutender der Sender, desto größer das Logo, siehe EinsPlus und Einsfestival. 

Viel mehr nerven die Zusatzinformationen, die mir ungefragt angedient werden. Ich kann ja verstehen, dass etwa die „Aktuelle Stunde“ im WDR Fernsehen ständig ein rotes Rechteck mit dem Sendungstitel in der linken unteren Ecke platziert. Schließlich sind WDR-Zuschauer sehr alt, und manche von ihnen vergessen schnell, wo sie sind. In solch geistiger Wohnungslosigkeit kann es durchaus hilfreich sein, wenn da quasi eine Ortsmarke als Heim funktioniert.

Aber was ist mit diesen jungen hippen Sendern. Nehmen wir mal ProSieben. Die haben „Galileo“, eine Sendung, die dem Zuschauer als Wissensmagazin angedient wird. Es ist also davon auszugehen, dass jene, die zuschauen, wissen, was sie tun. Trotzdem knallt der Kommerzkanal seinen Kunden einen blauen Fleck in die linke untere Ecke. Da drauf steht „Galileo“.

Im Prinzip verfährt das junge hippe ProSieben also genauso wie der verschnarchte WDR. Was darf ich daraus ableiten? Dass die beim jungen Kanal genauso schnell vergessen wie die Alten? Oder funktioniert das als Ausweis der geistigen Beweglichkeit, die von den Sendern bei den Zuschauern vermutet wird. Ich wage mal die These: Je größer das Logo, desto unbeweglicher der Konsument.

Ich sage nicht, dass Menschen, die diese Flecke ertragen, doof sind. Aber die allerhellsten können sie nach Sendermeinung auch nicht sein. Sonst müssten sie ja nicht dauernd gesagt bekommen, wo sie sind.

Man stelle sich nur mal vor, Leonardo da Vinci hätte sich entschlossen, seiner Mona Lisa nicht nur ein fettes „Leo“ in die rechte obere Ecke zu setzen, sondern unten links auch noch den Namen der Porträtierten als dicken Farbklecks zu hinterlassen. Hinge das Bild dann immer noch im Louvre?

Der Künstler hätte wohl auch als gutem Grund nicht neben sein „Leo“-Logo ein LD gesetzt. Dass die milchige Anmutung des Kunstwerks eher als Low Definition bezeichnet werden darf, erschließt sich selbst dem nicht ganz so kundigen Betrachter auch so.

Deutsche Sender aber halten ihre Kunden für ein wenig begriffsstutzig. Sie packen deshalb neben das Senderlogo gerne noch ein fettes HD. Diejenigen, die also ein klares Bild mit fein gezeichneten Linien sehen, werden daran erinnert, dass sie gerade High Definition konsumieren. Ebenso gut könnte man auch neben das Logo das Insert „Tonfilm“ packen.

Dazu kommen Laufbänder, die gerne mal aus dem Nichts aufploppen oder sich mit einem nervigen Pling von der Seite reinschleichen und nerven. Oft macht es Pling, und von irgendeiner Seite schiebt sich eine Werbung ins Bild. Sehr häufig handelt es sich dabei um Eigenreklame, manchmal auch um kommerzielle. Ob ich danach gefragt habe oder nicht.

Solch ein Vorgehen sagt für meine Begriffe viel über die Fernsehmacher aus. Ihnen ist ganz offensichtlich egal, wie das alles aussieht, wie das alles wirkt. Vielleicht verachten die Macher ihr Medium auch ein wenig und zerstören genau deshalb, was sie geschaffen haben. Ich nenne das Autodestruktivität, weiß aber wohl, dass ich mit meinem Verlangen nach einem televisionären Reinheitsgebot sehr weit draußen im Abseits lebe.

Trotzdem möchte ich meinen Appell für einen sauberen Bildschirm gerne loswerden. Vielleicht wenigstens bei den Öffentlich-Rechtlichen, die ich ja schließlich auch direkt finanziere und nicht nur den Kauf von beworbenen Produkten. Daher als inständige Bitte mein Slogan: Keep my screen clean.