Ich will auch einen Ableger. Alle haben einen. Mindestens. Manche haben zwei, drei. Ich will mich endlich auch fragmentieren, neue Zielgruppen erschließen. Ich folge daher dem Beispiel all der Sender und gründe eine neue Rubrik. Sie heißt „Das Hoff zum Sonntag – You“ und soll vor allem junge Zielgruppen ansprechen. Dazu kommt dann noch „Das Hoff zum Sonntag – Gold“ für Koma-Patienten, nicht zu vergessen „Das Hoff zum Sonntag – plus“ für Menschen, die „Das Hoff zum Sonntag“ bislang nur peripher interessierte. Außerdem ist mit „Das Hoff zum Sonntag – Die Böhmi-Edition“ auch an jene gedacht, die Ironie nicht für einen Baumarktartikel halten.

Ich ahnte schon lange, dass sich die Diversifizierung meiner Angebote nicht mehr aufhalten lässt. Menschen suchen inzwischen mehr nach Angeboten als dass sie bei ihnen verweilen. Die Suche ist das Ding der Zukunft. Finden ist dagegen so was von 90er.

Ich habe schon jede Menge hungrige Jungspunde eingestellt. Die machen mir die Kanäle voll, die entwerfen für mich die verschiedenen Angebote, und ich setze dann am Schluss meinen Namen darüber – fertig ist die Laube. Natürlich werden die Angebote meiner Hoff-Holding im 20-Minuten-Takt aktualisiert. Neue Überschrift drüber, und ab in den Kosmos. 20 Minuten später wieder eine neue Überschrift, und erneut ab ins Netz. Das bringt Klicks, das macht mich groß. Google mal da.

Einige der Jungspunde haben schon angemerkt, dass bei manchen Angeboten mein Gesicht oben drüber nicht unbedingt verkaufsfördernd sei. Ich habe daher überlegt, mir eine Baseballmütze verkehrt herum aufzusetzen, verrückter Kerl, der ich manchmal bin. 

Für die Böhmi-Edition soll ich mich zudem mit einem Augenzwinkern fotografieren lassen, von wegen Ironie und so. Mach ich alles, wenn meine Publikumsforscher das sagen. Ich werde zudem Aufmerksamkeit erregen, indem ich ein Gedicht über Jan Böhmermann veröffentliche. Ich werde dort eine Schmähkritik einstellen, die als Beispiel dienen soll, was man im Netz nicht sagen darf. Ich werde Böhmermann einen schmusigen Ziegenfreund nennen und ihm ein winziges Gemächt unterstellen. Soll er mich doch anzeigen. Hauptsache, Aufmerksamkeit. In Vorbereitung ist vorsorglich bereits „Das Hoff zum Sonntag – verboten“.

Natürlich werde ich auch gnadenlos bloßstellen, was schief läuft. Ich werde Missstände anprangern, die mir Whistleblower zuflöten. „Das Hoff zum Sonntag – Leaks“ wird die Welt aufschütteln. Regierende werden sich jeden Sonntag neu fürchten, dort vorzukommen.

Selbstredend werde ich auch etwas für die Meinungsvielfalt tun. „Das Hoff zum Sonntag – die Kommentar-Edition“ wird ausschließlich aus User-generated-Content“ bestehen. Ich schreibe da einfach gar nichts hin und schaue dann zu, wie sich die Kommentatoren bekriegen.

Natürlich ist das nur der Beginn. Wer in diesen Zeiten überleben will und Focus Online Paroli bieten möchte, muss ständig alert sein. Ich werde mir Redaktionsableger in San Francisco und Australien zulegen, damit ich auch nachts aktuell reagieren kann. Wie? Das ist das Ding von gestern? Echt jetzt? Daran sind gerade einige Publikationen gescheitert? Ach Mann, immer diese Neuerungen.

Egal, wichtig ist auch das zeitliche Stretching. Ich kann mich nicht nur auf den Sonntag beschränken, ich muss immer da sein. Ich muss der Igel sein, der immer schon da ist, wenn der Hase User angehechelt kommt. Unausweichlich ist daher die Markenverlängerung in die Tristesse der Arbeitswoche. „Das Hoff zum Sonntag – die Montagsedition“ wird es daher bald ebenso geben wie die Entsprechung für die anderen Wochentage.

Was ich da überall reinschreiben werde? Weiß ich doch nicht. Wer interessiert sich denn im Netz noch für Inhalte? Wichtig ist, dass die Leute mich überall finden, dass sie mir nicht entgehen können. Wer Inhalte will, soll doch zu DWDL.de gehen.