Die International Emmy Awards haben eine Historie der frühen Erkennung internationaler Trends. Sie entdeckten durch frühe Auszeichnungen Kreativität und Talent in Fernsehmärkten wie Isreal oder Skandinavien und haben dem britischen Fernsehen seit Jahren eine große internationale Bühne geboten. In der Nacht zum Dienstag erhielten die sonst so stark vertretenen, britischen Produktionen nur eine Auszeichnung bei der Verleihung im New York Hilton. Das nicht-englischsprachige Ausland räumte stattdessen ab.

So konnte sich das französische Fernsehen gleich über drei der insgesamt zehn Auszeichnungen des Abends freuen. In der Königsdisziplin Drama Series gewann die Krimiserie „Engrenages“ (im englischsprachigen Markt als ‚Spiral‘ bekannt) für ihre 5. Staffel. Die Serie hat in Deutschland eine interessante Karriere hingelegt: In 2013 zeigte Einsfestival die Produktion zunächst im französischen Originalton mit deutschen Untertiteln. Seit Oktober zeigt der Pay-TV-Kanal Sony Entertainment Television die Serie in synchronisierter Fassung. Am 20. Januar startet die zweite Staffel.

Die beiden weiteren Auszeichnungen für das französische Fernsehen gab es in den Kategorien Arts Programming und TV-Movie/Miniserie für „Illustre et Inconnu: Comment Jacques Jaujard a Sauvé le Louvre“ (im Englischen: „The Man Who Saved the Louvre“) sowie der Fernsehfilm „Soldat Blanc“ („White Soldier“). Immerhin zwei International Emmys gingen nach Brasilien. Die Telenovela „Imperio“ („Empire“) setzte sich in ihrer Kategorie durch und „Doce de Mae“ („Sweet Mother“) gewann eine goldene Trophäe als beste Comedy. Anke Engelke hielt hier die Laudatio.

„Miners Shot Down“ aus Südafrika erhielt die Auszeichnung als beste Dokumentation, das britische Format „50 ways to kill your mammy“ den International Emmy für bestes Non-Scripted Entertainment und „Arrepentidos: El Infierno de Montoya“ gewann in der recht jungen Kategorie des besten nicht englischsprachigen Primetime-Programms innerhalb der USA. Mit dieser Kategorie trägt die International Academy dem wachsenden, in erster Linie spanisch-sprachigen Programmangebot im US-Fernsehen Rechnung.

Dank dieser Kategorie und den Fans der nominierten Formate erhalten die in New York verliehenen International Emmy Awards auch endlich mehr Aufmerksamkeit in den USA. Das Interesse in den Staaten an der Ehrung des besten Fernsehens außerhalb der USA sonst sehr überschaubar. Weder in Größe, Bedeutung noch Glanz konnte die kleine internationale Schwester mit den großen Primetime Emmys in Los Angeles mithalten. Mit der neuen Kategorie aber insbesondere der anhaltenden Import-Welle z.B. europäischer Produktionen in die USA erlebt die Preisverleihung einen spürbaren Aufschwung.

Julian Fellowes© IATAS

Julian Fellowes, Elizabeth McGovern und Gareth Neame (Executive Producer Downton Abbey)

„Downton Abbey“ war einer der großen Türöffner für europäische Serien in den USA. Der Schöpfer der gerade beendeten Serie, Julian Fellowes, wurde in der Nacht zum Dienstag mit dem Founders Award der International Emmys ausgezeichnet. Den Ehrenpreis erhielt er aus den Händen von Elizabeth McGovern, die in der Serie die Rolle der Lady Cora spielt. „Ich widme diesen Preis allen Frauen und Männern, die nie die Chance hatten zu zeigen, was sie können“, sagte er in seiner Dankesrede in Anspielung auf seine späte Karriere, bei der ihm auch Glück und Zufall geholfen hätten.

Der zweite Ehrenpreis an dem vom ägyptischen TV-Star Bassem Youssef moderierten Abend in New York ging an HBO-CEO Richard Plepler. Die Laudatio auf ihn hielt Michael Douglas, der durch seine Rolle im HBO-Film „Behind the Candelabra“ zuletzt Emmy und Golden Globe abräumte. In seiner Dankesrede würdigte Plepler sein herausragendes Team - und sprach seinen Respekt für die Leistung von Julian Fellowes aus. Die International Emmy Awards 2015 waren aus deutscher Sicht zwar zwar kein Erfolg, aber ein Abend der verdienten Gewinner. Mit Blick auf die fiktionalen Ambitionen des deutschsprachigen Fernsehens im Bereich der Serien stehen die Chancen gut, dass im kommenden Jahr auch wieder deutsche Produktionen in New York auf eine Auszeichnung hoffen dürfen.

Brauce Paisner, Präsident der International Academy of Television Arts & Sciences, spannt in seiner abschließenden Analyse der diesjährigen Preisverleihung noch den Bogen zu den Terroranschlägen in Paris. „Fernsehen ist eine universelle Kunstform, die Kulturen, Sprachen und Grenzen überschreitet. Angesichts der jüngsten tragischen Ereignissen ist die International Academy besonders stolz allen Gewinnern - darunter drei aus Frankreich -, die mit einem Emmy ihr kulturelles Erbe ins Scheinwerferlicht rücken, zu gratulieren.“