Volker HerresGibt es Überlegungen für eine Auswertung in den digitalen Spartenkanälen der ARD?

Das kommt – jenseits  nachrichtlicher Berichterstattung – allein von der klar vorgegebenen Ausrichtung der Spartenkanäle nicht in Betracht. Die Programmkonzepte der Sender sind sehr konkret definiert und es sind keine Sportkanäle. Während der Olympischen Spiele haben wir sie punktuell auch für  Sportübertragungen genutzt. Aber eine Regel-Sportberichterstattung in den digitalen Kanälen wird es nicht geben.

In der vergangenen Woche gab es einen Rückschlag bei den Verhandlungen der European Broadcasting Union mit dem Internationalen Olympischen Komitee um die Rechte für die Olympischen Spiele 2014 und 2016. Wie geht es hier weiter?

Es handelt sich um Rechte, die die EBU mit dem IOC verhandelt. Diese Verhandlungen hat das IOC jetzt abgebrochen. Es gibt derzeit einen Stillstand. ARD und ZDF werden sich natürlich im weiteren Vorgehen abstimmen. Zunächst werden wir aber abwarten, was passiert. Wir haben im Rahmen der EBU unsere Gebote gemacht und waren – wie andere Länder auch – nicht bereit, noch mehr zu bieten. Der Ball liegt jetzt beim IOC. Aber auch die Sportverbände sollten sich überlegen, was es für einzelne sportliche Disziplinen und die sonstige Berichterstattung bedeuten kann, wenn ARD und ZDF einmal nicht mehr bei Olympischen Spielen dabei wären.

ZDF-Intendant Markus Schächter erwähnt immer mal wieder, dass sich Google um künftige Sportrechte bewerbe. Sehen Sie eine neue Konkurrenz auf Seiten der Internet-Unternehmen?

Internetanbieter sind auf dem Markt der Rechte ein Konkurrent mit zunehmender Bedeutung. Das Online-Geschäft ist ein Wachstumsmarkt. Ich gehe fest davon aus, dass Unternehmen wie Google derzeit ausloten, was sie auf den verschiedenen Märkten aus ihrer Kernkompetenz heraus noch machen können. Wenn sie ins Rechtegeschäft einsteigen wollen, haben wir es mit einem sehr potenten Marktteilnehmer mit einer  beeindruckenden Expansions-Kreativität zu tun.
 

 
Für die Rechte-Inhaber ist ein Anbieter wie Google nicht nur wegen des Geldes attraktiv, sondern auch wegen der Gesamtaufstellung des Angebots. Wie bereitet sich die ARD auf dieses Szenario vor?

Wir sind nicht der Wettbewerber von Google, sondern haben einen definierten öffentlich-rechtlichen Auftrag, an dem wir unsere Angebote ausrichten. Wir treten in keinen Wettbewerb mit Online-Anbietern – schon gar nicht kaufmännisch. Es gibt aber einige Bereiche, wo man sich in die Quere kommt.

Können Sie das konkretisieren?

Das Nutzungsverhalten ändert sich und das Internet spielt bei der Informationsvermittlung eine immer größere Rolle. Nehmen Sie das Beispiel der "Tagesschau": Das ist die Nachrichten-Marke im deutschen Fernsehen schlechthin. Nun geht es darum, diese Marke, die synonym für Fernseh-Nachrichten steht wie "Tempo" für Papiertaschentücher,  zukunftsfähig zu machen. Das ist sie in einer digitalen Welt nicht mehr nur dadurch, dass sie im Fernsehen zu sehen ist. Das bleibt zwar ihre Basis, aber um die Marke in die Zukunft zu führen, braucht man mehr. Darum gibt es die "Tagesschau" bei Eins Extra elf Stunden am Tag und auch im Netz unter tagesschau.de. An diesem Beispiel kann man sehen, warum wir eine Gesamt- Strategie einschließlich Online brauchen: Um die User zu erreichen, die sich von klassischen Medien verabschiedet haben.

Bleiben wir doch gleich bei den Nachrichten. Zu Ihrem Antritt haben Sie gesagt, eine einheitliche Sendezeit der „Tagesthemen“ sei eine Baustelle im Programm, um die sich vom ersten Tag im Amt an kümmern wollen. Kürzlich war zu lesen, eine Lösung müsse nicht sofort gefunden werden. Wie ist hier der Stand der Dinge?


Meine Position hat sich nicht verändert und ich habe immer dasselbe gesagt. Es ist nur so, dass man mal stärker mit dem einen, mal stärker mit dem anderen Satz zitiert wird. Daher noch einmal: Dass wir am Mittwoch-Abend einen Ausrutscher nach hinten haben,  muss bei nächster, passender Gelegenheit korrigiert werden – aber nicht um den Preis, bei anderen Programmen größeren Schaden anzurichten. Es ist ein Schönheitsfehler im Programmschema des Ersten, weil die "Tagesthemen" werktags eine einheitliche Sendezeit haben sollten. Trotz dieses Mankos ist aber die Akzeptanz am Mittwoch momentan sehr gut  und das Sendeschema funktioniert.