Was hält Sie davon ab, einen neuen Anlauf zu unternehmen?

Ich möchte keine Interviews führen, wie man sie heute im Fernsehen führen muss. Ich möchte, dass der Gast sich wohl fühlt. Dann erzählt er auch etwas, ohne dass ich das redaktionell geplant rauskitzeln muss. Ich möchte nicht, dass von Seiten des Gastes oder des Moderators das Erwartbare kommt. Ich würde sehr viel Rücksicht darauf nehmen, was mein Gast ausstrahlt. Der Moderator darf sich nicht so wichtig nehmen und zeigen wollen, dass er die Biographie auswendig gelernt hat. Das interessiert nämlich keinen Menschen.

Im Mai moderieren Sie den Eurovision Song Contest. Als Live-Moderatorin stehen Sie seit Ihrer Jugend vor einem großen Publikum. Was ist die größte Herausforderung für Sie beim ESC?

Das ist mein Grand Prix! Mit dem bin ich groß geworden. Die größte Herausforderung ist, der Sache gerecht zu werden. Es stört oder kickt mich nicht, dass 130 Millionen Menschen zuschauen. Aber ich verbinde persönlich so unglaublich viel mit der Veranstaltung. Ich werde mittendrin stehen und sehen wie diese Maschine Eurovision Song Contest funktioniert. Da sehe ich mich mehr als Fan, denn als Moderatorin. Es gibt keinen Grund, vor der Moderation Angst zu haben. Ich werde es nur genießen. Ich werde eventuell ganz langsam sprechen, damit die Zeit nicht so schnell vergeht.

Ist der ESC für Sie also auch so etwas wie ein persönliches Geschenk?

Klar ist das ein Geschenk, aber das spielt keine Rolle bei meiner Haltung zur Aufgabe, die lautet: Ist das schön, dass wir alle hier zusammen sind und uns an Musik erfreuen! Ich bin dann auch ein bisschen Zuschauerin. Schließlich habe ich in den vergangenen 36 Jahren immer Listen geführt über die Punkte. Das werde ich im Kopf auf der Bühne auch machen und daran denken, wie viele Punkte meine Schwester und meine Freundinnen geben. Das wird mir fehlen. Und wir müssen jetzt überlegen, wer das bei uns zu Hause jetzt macht. Ich bin ja nicht da!

Haben Sie schon einen Ansatz für Ihre Moderation?

Wir sind noch nicht so weit mit Ablauf und Büchern. Aber es wäre mir ein Anliegen, dass auch Menschen, die nur Deutsch verstehen, mit dem Englischen und Französischen etwas anfangen können. Das kann man spielerisch machen. Ich kann mit den Sprachen sehr gut umgehen, aber es geht nicht darum zu beweisen, wie gut ich Englisch spreche. Ich möchte es so machen, dass sich niemand ausgeschlossen fühlt. Das wäre doch ätzend. Im Idealfall verwirren wir die Leute nicht mit mehrsprachigen Ansagen.

Bevor Sie nach Düsseldorf zum ESC reisen, werden Sie im Phantasialand gemeinsam mit Bastian Pastewka als Wolfgang und Anneliese durch eine große Frühlingsshow führen. Können Sie hier schon einen kleinen Ausblick geben?
 
Am Freitag, den 13. Mai gibt es bei Sat.1 die "Wolfgang und Anneliese Frühlingsshow". Ich kämpfe aber noch für einen anderen Titel. Die Sendung geht noch mal in eine andere Richtung als die Weihnachtsshows. Wir nutzen diesmal auch die Hallensituation wie bei der echten Volksmusik – inklusive Gang durch das Publikum. Das wird sich noch einmal anders anfühlen. Es gibt auch die vorproduzierten Reportagen und wir machen mehr kurze Music-Acts als bisher. Basti und ich singen doch beide so gerne! Das ist noch mal eine Schippe drauf: Ein Hallenpublikum in den Bann der Illusion von Wolfgang und Anneliese zu ziehen. Beim Fernsehpreis war es ja ein reines Branchenpublikum mit sehr viel Showerfahrung. Die haben eine kritische und spassbremsende Haltung. Ein Volksmusik-Publikum will erstmal nur einen schönen Abend haben.

Frau Engelke, vielen Dank für das Gespräch.