Herr Eishold, ist die Börse ein geeignetes Pflaster für ein Medienunternehmen?

Das ist immer eine sehr beliebte und oft auch berechtigte Frage. Im Grunde ist alles, was sehr kurzfristig und projektorientiert und damit nicht gut planbar ist, nicht naheliegenderweise börsengeeignet. Insofern sind kleine Medienunternehmen, die sehr stark von wenigen Produkten und Kunden abhängen, nicht unbedingt börsentauglich. Ab einer gewissen Größe und einem Portfolio, das Schwankungen und Risiken ausgleichen und planbar machen kann, kann es wiederum tatsächlich interessant sein. Denn die Medienbranche hat was, sie ist sexy - auch für Investoren.

Ist die WIGE wieder sexy? Sie mussten im vergangenen Jahr hart kämpfen. Jetzt hat sich das Unternehmen und der Aktienkurs aber wieder erholt. Sind die Aufräumarbeiten abgeschlossen?

Das Aufräumen ist abgeschlossen, das Haus ist besenrein. Hier und da kann man sicher noch etwas polieren und noch besser machen, aber die groben Aufräumarbeiten sind erledigt und damit ist das Unternehmen nachhaltig saniert und gerettet. Jetzt schalten wir gedanklich und operativ in einen anderen Modus und sagen jetzt eben, dass wir expandieren wollen. Organisch wachsen aber natürlich haben wir auch den Blick auf dem Markt, wo man sich durch gezielte Akquisitionen verstärken kann. Wenn man sich den Markt so anschaut, dann sind viele Unternehmen  sagen wir mal gerupft durch die Krise gekommen. Die haben das alles zwar überstanden aber sind doch sehr mitgenommen. Da merken wir, dass der ein oder andere nach einem starken Partner schielt und der könnte die WIGE sein. Und wir haben mit dem Zugang zum Kapitalmarkt auch die Finanzkraft dafür. Zu Ihrer Eingangsfrage: In schlechten Zeiten wird, wenn man ein börsennotiertes Unternehmen ist, der Scheinwerfer auf einen gerichtet, was nicht immer angenehm ist. Aber in guten Zeiten kann man von der Börse eben profitieren.

Jetzt haben Sie sich im vergangenen Jahr ja auch von einigen Bereichen getrennt. Wenn Sie jetzt wieder wachsen wollen, in welchen Bereichen dann?

Obwohl ich strategisch gezielt denke und handele, sage ich trotzdem: Wir schauen relativ breit. Warum? Weil wir mit unseren fünf Geschäftsbereichen ja schon in fünf relativ unterschiedlichen Märkten unterwegs sind, in denen wir uns überall genau die Wettbewerber anschauen. Aber auch in angrenzenden Branchen könnte man dazu kaufen. Wobei es nicht darum geht eine Medienholding nach dem Motto „Hauptsache irgendwas mit Medien“ aufzubauen. Es muss Anknüpfungspunkte zu unserem bestehenden Geschäft geben und Potenziale für unseren Geschäftserfolg bieten.

Erst kürzlich haben Sie Anteile an der Mood and Motion, früher Neue Sentimental, erworben. Mit welchem Ziel?

Das war eine Entscheidung zu beidseitigem Vorteil, weil wir uns perfekt ergänzen. Die Mood and Motion AG ist so attraktiv, weil sie die von uns angepeilte Kreativität gut verkörpert und international unterwegs ist - und durch die immer ortsungebundenere, mobile Produktion ist das interessant, weil man inzwischen auch problemlos auf anderen Märkten zum Beispiel in Europa aktiv sein kann. Das hilft dann ja auch bei der immer so beschworenen Ressourcenauslastung. Und die Mood and Motion ergänzt dazu auch unser existierendes Angebotsportfolio, das wir damit von Kleinstproduktionen bis Highend vervollständigen.

Die WIGE Media ist bislang als technischer Dienstleister eine feste Größe im Markt - und doch kennt sie durch diese Zuarbeiter-Rolle kaum jemand. Ist diese Rolle in der zweiten Reihe eine, in der Sie sich wohlfühlen?

Die WIGE Media AG hat heute schon durchaus einen erheblichen Bekanntheitsgrad, sowohl bei Branchenteilnehmern als auch bei Börsenprofis. Unser Leitgedanke für die WIGE ist, in Margen-stärkere Bereiche vorzudringen. Denn leider ist es ja oft so, dass man am unteren Ende der Nahrungskette eine geringere Marge hat. Konkret gesagt: Wer hinter der Kamera arbeitet, ist oft scheinbar unsichtbar. Deswegen soll die WIGE nicht mehr allein technischer Dienstleister sein, der nur über den Preis an den Auftrag kommt. Wir wollen rein in das Kreativ-Geschäft und verbunden mit unserem technischen Knowhow dann einzigartigere Angebote schaffen mit der in der Nahrungskette nach oben klettern. Oder wie sie es sagen: In die erste Reihe kommen.