Herr Kloeppel, wie schwer ist Ihnen vor 20 Jahren die Entscheidung gefallen, nach Köln zu gehen? Sie waren zu dieser Zeit ja in der Welt unterwegs, was auch seinen Reiz hat...

Es lag mit damals 32 Jahren eigentlich noch nicht in meiner Lebensplanung, Moderator einer Hauptnachrichtensendung zu werden. Ich hatte eher vor, noch länger in Amerika zu bleiben und danach vielleicht noch in ein anderes Land oder eine Redaktion zu gehen.

Was hat Sie dann doch überzeugt?

Das Angebot war insofern so interessant, weil mir der damalige Chefredakteur sagte: „Also, Herr Kloeppel, ich kann Ihnen nicht garantieren, dass ich Ihnen den Job in fünf Jahren noch einmal anbieten werde.“ Da mich grundsätzlich die Moderation der Sendung schon gereizt hat – nicht zu dem Zeitpunkt, aber vielleicht später – dachte ich mir, ich gehe das Wagnis ein. Ich war ja noch relativ jung und hatte trotz meines jugendlichen Alters die Chance, aus der Sendung noch mehr zu machen. Ich wusste: Wenn ich diese Chance bekomme, dann muss ich sie ergreifen, bevor ich sie gar nicht mehr bekomme.

Wohl wissend, dass sie damit die weite Welt gegen ein Studio in Köln eintauschen würden...

Ich hatte das Glück, dass man mir die zwei besten Welten quasi parallel angeboten hat. Ich konnte auf der einen Seite moderieren, die Redaktionsleiter und Chefredakteure haben mir aber immer die Möglichkeit eingeräumt, dass ich auch rausgehe und Sendungen vor Ort mache, längere Reportagen oder auch längere Interviews. So konnte mein Reporterherz neben meinem Moderatorenherz weiter in meiner Brust schlagen.

Zwei Herzen in einer Brust. Wie schaltet man eigentlich als Nachrichtenjunkie und Journalist mal ab? Muss man das erst für sich lernen?

Ich schaffe das nur, weil ich weiß, dass das Team genauso alles im Griff und im Blick hat was auf der Welt passiert, auch wenn ich nicht da bin und ich muss, oder besser gesagt: kann auch nicht für jede Nachricht im Studio sitzen. Wir haben hervorragende Moderatoren, die den  Job genauso gut machen wie ich. Wir haben eine tolle Redaktion, die seit langer Zeit mit mir gemeinsam und auch ohne meine Anwesenheit täglich eine gute Sendung auf die Beine stellt.

Das war jetzt die diplomatisch-kollegiale Antwort. Aber juckt es nicht trotzdem...

Natürlich juckt es in den Fingern und natürlich gab es in den vergangenen 20 Jahren auch Situationen, wo ich mir im Urlaub gedacht habe, warum passiert das gerade jetzt? Ich bin dann aber Gott sei Dank nicht verrückt geworden. Im Gegenteil: Ich habe mir immer gesagt: wir haben ein gutes Team, die Menschen werden auf jeden Fall weiter mit Nachrichten versorgt.

Reden wir nicht von den Themen der letzten 20 Jahren, aber den Ereignissen oder Veränderungen, die Ihre Sendung besonders geprägt haben. Gab es da Meilensteine für den Informationsbereich bei RTL, an die Sie sich erinnern?

Eine entscheidende Situation war, als wir nach der Ermordung des israelischen Ministerpräsidenten Jitzchak Rabin spontan von einer Nacht auf den nächsten Morgen entschieden haben, die Sendung zum ersten Mal an den Ort des Geschehens zu verlagern. Wir sind mit einem Mini-Team von zwei Leuten nach Jerusalem geflogen und haben mit den damals noch sehr geringen Bord-Mitteln „RTL aktuell“ live von dort gestemmt. Das war ein Moment, der uns gezeigt hat, dass wir so etwas können und auch weiter ausbauen sollten. Sendungen solcher Art galten bis dahin -  wenn überhaupt - als etwas, wozu nur die Öffentlich-Rechtlichen mit ihren unvergleichlich größeren Ressourcen in der Lage waren. Ähnlich sah es bei einem Sommer-Interview mit Helmut Kohl am Wolfgangsee aus, weil wir erkannten, dass wir eine Nachrichtensendung auch schwerpunktmäßig mit einem politischen Thema füllen können und die Leute trotzdem dran bleiben. Die Zuschauer honorierten, dass jetzt auch RTL, das bis 1996 keinen Zugang zu diesen Sommer-Interviews hatte, so etwas im Programm hat - was ja auch einen gewissen Stellenwert ausdrückt.