Frau Engelke, in Sat.1 gibt es neben Ihnen jetzt mit Martina Hill noch eine zweite Comedy-Frau. Haben Sie die Konkurrenz eigentlich im Auge?

Ich bekomme so etwas natürlich mit, ich lebe ja nicht auf dem Mond. Aber ich schaue mir solche Formate kaum an, weil ich mich generell nicht gezielt vor den Fernseher setze, auch bei meinen eigenen Sendungen nicht. Ich weiß, dass Martina eine Show hat – und Monika Gruber neuerdings auch, wenn auch nicht in Sat.1. Aber zwei zusätzliche Comedy-Frauen im Fernsehen sind doch schon mal super.

Das wäre vor ein paar Jahren kaum denkbar gewesen...

Ja, das ist doch komisch, oder? Dabei machen die das ja auch nicht erst seit 2011. Beide kommen ja nicht einfach so und sagen: „Ich will jetzt 'ne Show“. Aber sie haben sich über Jahre hinweg an verschiedenen Stellen bewiesen und bekommen jetzt zurecht eigene Sendungen.

Gibt es heute im Fernsehen überhaupt noch genügend Plätze, um sich zu beweisen? Vor einigen Jahren bot die „Wochenshow“ noch Spielräume und Möglichkeiten. Fehlt so etwas heute?

Sie können das doch eigentlich viel besser beurteilen. (lacht) In der „heute-show“ kann man sicherlich etwas ausprobieren, gerade was die verschiedenen Außenreporter angeht. Das hat ein bisschen was von unserer „Wochenshow“. Aber das war damals der totale Luxus! Die ersten Folgen will heute keiner mehr sehen, die gehen hoffentlich für immer und ewig in die Fernsehhölle. Irgendwann haben wir aber doch noch die Kurve gekriegt und auch ein tolles Niveau gehabt. Das war aber nur deshalb möglich, weil wir so lange unter Ausschluss der Öffentlichkeit probieren durften und es uns von niemandem übel genommen wurde, wenn mal etwas schief ging. Die guten Sachen konnten das, was in die Hose gegangen ist, wieder auszubügeln.

Vor einem Jahr hat Sat.1 beim Versuch eines Neustarts der „Wochenshow“ gerade mal acht Folgen durchgehalten. Das war wahrscheinlich längst nicht genug Zeit, um auch nur ansatzweise herauszufinden, was das Publikum will oder wie man selbst so eine Show gestaltet, oder?

Ich frage mich selbst, woran das liegt. Ist das Thema „Quote“ wirklich das große Problem? Sind es die Zuschauer, die mittlerweile auch viel mehr Möglichkeiten haben, sich zu äußern? Oder gibt es in den Sendern Leute, die kalte Füße kriegen und sagen, dass es ihnen jetzt nicht gefällt und sie keine Perspektive sehen? Uns hat das früher niemand gesagt. Keiner hat gesagt: „Die Quote stimmt nicht, die Zuschauer haben uns nicht mitgekriegt.“ Und beim Sender hatte man andere Themen, die wichtiger waren. Die haben uns einfach machen lassen.

Sie sind lange genug im Geschäft: Sind die Zuschauer aus Ihrer Sicht heute eigentlich schwerer zu unterhalten als noch am Anfang Ihrer Karriere?

Das weiß ich nicht, denn das Publikum ist für mich eine gesichtslose, unbekannte Masse, auf die man draufsendet. Ich habe einen Freundeskreis, der mir Feedback gibt, aber da kann ich mir auch nie sicher sein, ob die nicht zu brutal sind, oder zu informiert, zu kritisch, oder ganz im Gegenteil zu unkritisch.

Sie haben also überhaupt kein Bild von Ihren Zuschauern?

Null. Während des Drehs denkt man an niemanden, da ist man nur bei der Sache. Das ändert sich ein wenig, wenn man beginnt, die Sendung zusammenzustellen und spätestens wenn wir die Belachungen machen, weil wir lieber mit echten Lachern statt mit Konserve arbeiten wollen. Da merke ich schon, wie es beim Publikum ankommt. Ich könnte Ihnen jetzt aber keine prozentualen Anteile bezüglich Männer oder Frauen, Alter oder Bildung geben.

Das spielt für Sie auch gar keine Rolle, oder?

Nein, überhaupt nicht. Das würde ja bedeuten, dass ich bereits ein halbes Jahr bevor wir mit der Produktion beginnen – wenn also gefühlt fünf Tonnen Sketche vor uns liegen – eine Form der Selektion vornehme und sagen würde: „Halt, das können wir denen nicht zumuten, das raffen die nicht, oder das geht nicht, denn da übergeben die sich kollektiv, weil es zu eklig ist!“ Niemals, damit habe ich überhaupt nichts am Hut! Ich frage mich nur gerade, ob das gut oder schlecht ist...

Es ist womöglich authentisch...

Auf jeden Fall. Aber es gibt ja auch den berechtigten Aspekt, dass man womöglich am Zuschauer vorbeigesendet haben könnte. Das ist eine Falle, denn man muss tierisch aufpassen, nicht so viel Freude an der eigenen Arbeit zu haben, dass man gar nicht mehr mitbekommt, wenn draußen die Welt untergeht und man all das für niemanden mehr macht.