Bei dem Erfolg dürfte ein Ende kaum abzusehen sein...

Stimmt (lacht). Und mit über 100 Ausgaben des Comicbuchs wird es uns an Vorlagen so schnell nicht mangeln. Und mit immer wieder neu eingeführten Charakteren und dem Mut, auch geliebte Charaktere unerwartet sterben zu lassen, erneuert sich „The Walking Dead“ von selbst. Das ist unser Rezept für viele weitere Staffeln. Und während die Zombie-Bedrohung logischerweise nicht enden wird, kommt in Staffel 3 auch noch mehr menschliche Bedrohung hinzu.

Wie weit können Sie sich denn bei der Serie von den Comicbüchern entfernen? Wieviel Freiheit gönnen Sie sich da?

Wir weichen schon sehr deutlich von den Comicbüchern ab. Was nur möglich ist, weil Robert Kirkman, der Erfinder von „The Walking Dead“, als Producer und Autor bei uns dabei ist und genau weiß, was eine Fernsehserie braucht und wie wir uns in seinem Universum bewegen können. Wir ändern so z.B. auch bei Fragen wie „Wer stirbt wann und wo?“. Bei uns Charaktere die noch leben, obwohl sie im Buch schon tot sind und welche, die schon gestorben sind obwohl sie gedruckt auch nach 100 Comicbüchern noch leben. Ich glaube, dass das wichtig ist, damit die Serie überraschend bleibt.

Worin weicht die Serie denn allgemein am meisten von den Comicbüchern ab?

Wenn wir von der Atmosphäre der Serie sprechen, dann lebt bei uns die Hoffnung der Überlebenden etwas deutlicher als in den Büchern und lässt so auch Gefühle zu. Das ist auch nötig, weil die Tiefe von Charakteren allein schon deshalb wichtiger wird, weil wir von einem Schauspieler mehr Emotionen, mehr Spiel erwarten als von Zeichnungen auf Papier.

Wer „The Walking Dead“ noch nie gesehen hat, wird es vielleicht einfach als Zombie-Serie abstempeln. Aber was ist das größere Ganze in der Serie?

Interessante Frage. Ich glaube, dass die Serie auch deshalb ein Erfolg ist, weil sie bei den Zuschauern die Frage aufwirft, wie es wohl wäre, wenn das alles real wäre. Ich denke das hat viel damit zu tun, dass wir die völlig veränderte Welt in „The Walking Dead“ sehr ernst und realistisch erzählen. Aber es ist noch mehr: Durch die verschiedenen Rollen in der Serie, die sehr unterschiedlich mit dieser neuen Welt umgehen, fragt man sich wohl automatisch: „Was würde ich tun? Wie würde ich reagieren?“ Wir werfen auch viele moralische Fragen auf: Würde ich jemanden umbringen, wenn es nötig wäre um mich selbst oder meine Familie zu retten?

„The Walking Dead“ passt in eine Reihe von Serien, die entweder in Fantasie-Szenarien spielt oder in vergangenen Jahrzehnten spielt: Will der TV-Zuschauer derzeit so weit es geht der Realität entfliehen?

Ja, definitiv. Und ich würde es wirklich als Trend zu Fantasie-Welten sehen, denn auch jedes time period drama wie z.B. „Mad Men“ löst beim Zuschauer die gleiche Faszination aus wie Serien wie „Game of Thrones“ oder „The Walking Dead“: Man ist in eine Welt versetzt, die anders ist als unsere heutige. Die vielleicht schöner, vielleicht böser ist. Aber sie ist nicht die Realität vor der eigenen Haustür. Wobei ich glaube, dass auch das wieder abebben kann. Wenn wir uns die diesjährigen Emmys anschauen. Der Politfilm „Game Change“ und dann „Homeland“ - da sind wir wieder in der Realität zurück. Es wird als weiterhin spannend sein zu sehen, wie sich der Geschmack des Publikums entwickelt.

Frau Hurd, herzlichen Dank für das Gespräch

Fox zeigt die 3. Staffel von "The Walking Dead" ab dem 19. Oktober als Deutschland-Premiere.