So mancher mutmaßt, dass über kurz oder lang einfach die Mediengruppe RTL Deutschland die Disney-Anteile übernehmen wird. Aber das ist ja derzeit aus Medienkonzentrations-rechtlichen Gründen gar nicht möglich...

Ja, unschöne Situation. Es würde auf die Frage hinauslaufen, ob es strategische Investoren gibt oder man sich einen reinen Finanzinvestor sucht, den einfach nur die wirtschaftliche Attraktivität des Unternehmens interessiert. Ich als Geschäftsführer spiele dabei aber keine Rolle, weil das eine Frage der Gesellschafter ist. Ob das auch mittelfristig so sein wird? Ich weiß es nicht. Die Situation ist und bleibt skurril und wird mit der Zeit nicht weniger merkwürdig.



Jetzt ist der neue Disney Channel nicht die einzige Bewegung auf dem Markt des Kinderfernsehens. Was macht den Markt plötzlich so viel größer, dass sich noch mehr Wettbewerber darin tummeln wollen?

Ich glaube nicht, dass der Markt größer wird. Eher kleiner. Es gibt für mich zwei Ursachen, warum die Fragmentierung jetzt auch Super RTL erreicht. Die eine sind ehrlich gesagt wir. Uns geht es gut. Und das kriegen die anderen mit. Da scheint also wirtschaftliches Potential zu liegen. Und auf der Kostenseite sind die Eintrittsbarrieren gesunken. Das Geld, das man früher in die Hand nehmen musste, um einen neuen Fernsehsender zu starten, waren hunderte von Millionen Euro. Heute ist das für einen Bruchteil zu haben, weil die Distributionskosten rapide gesunken sind. Jetzt können auf einmal viele ins Fernsehgeschäft einsteigen.

Sie hatten eben schon mal den Dreamworks-Deal angesprochen. Wie viel Prozent des Programms müssen Sie denn ersetzen, wenn Disney Ihnen ab Januar nichts mehr zuliefert? Dreamworks allein wird da kaum reichen...

Grob gesagt kamen 30 Prozent unseres Daytime-Programmbedarfs von Disney. Das ist nicht wenig, aber auch nicht 60 oder 90 Prozent. Allerdings mussten wir in der Vergangenheit auch viele Programme von Disney zeigen, die wir nicht wollten. Wenn ich mir nur die Disney-Programme anschaue, die ich auch tatsächlich auf dem freien Markt eingekauft hätte, dann machte das 20 Prozent aus. Diesen Anteil zu ersetzen, ist nicht so schwer.

Gilt das für die gesamte Bandbreite des Kinderprogramms?

Preschool kriegt man relativ einfach ersetzt, da gibt es eine sehr große Bandbreite an Formaten auf dem Markt. Animationsserien am Nachmittag sind auch kein Thema. Komplizierter und spannender wird der Vorabend. Da haben wir einige sehr gut laufende Disney-Serien, und die müssen wir in der Tat ersetzen. Deswegen auch der Dreamworks-Deal. Der garantiert uns Vorabend-taugliche Serien. Aber wir nehmen auch mehr Geld in die Hand für eigenproduzierte Wissens-Magazine, die wir künftig nicht am Wochenende tagsüber senden, sondern am Vorabend. Das hilft unserer Positionierung und hat den Vorteil, dass wir kurzfristig reagieren können. Das ist auch deswegen gut, weil der Dreamworks-Deal ja erst einmal langsam anfängt mit einer Serie und etwas braucht, bis wir von dort mehr Material bekommen.

Aber gefühlt bleibt auch nach dem Dreamworks-Deal und mehr Eigenproduktionen bei Ihnen sowohl Budget als auch Bedarf übrig...

Genau, in erster Linie Bedarf, aber glücklicherweise auch das dafür nötige Budget. Da haben wir eine relativ einmalige Situation durch unseren weltweit tätigen Programmeinkauf, der immer genau weiß, was wo auf dem für uns wichtigen Markt passiert. Was wir jetzt ändern, ist der Einstiegszeitpunkt. Wir nehmen mehr Geld in die Hand, um früher in spannende Production Deals zu investieren. Das haben wir bislang nicht gemacht. Wir investieren jetzt praktisch in Scripts und sichern uns eine Option auf die Ausstrahlung.

Und warum haben Sie das bislang nicht gemacht?

Weil der härtere Wettbewerb es jetzt erst nötig macht, sich frühzeitig Ideen zu sichern und das Territorium abzustecken. Wir haben ja auch einen Nachteil gegenüber den Disney-Kollegen: Wir können nicht so wie sie gleich einen internationalen Deal machen. Wir kaufen nur für den deutschen Markt. Und deswegen gehen wir den Weg der aktiven Unterstützung neuer Ideen, um bei dem einen oder anderen Projekt vielleicht einen Hit gefördert zu haben, der uns dann gehört. 15 solcher Deals haben wir derzeit laufen. Früher war es vielleicht einer.

Auf welche Märkte guckt man da?

England ist traditionell sehr wichtig, aber auch Frankreich und Kanada.