Markan Karajica ist bereits seit einigen Jahren für ProSiebenSat.1 tätig, derzeit als Vorsitzender der Geschäftsführung von ProSiebenSat.1 Digital. Sein Bruder Zeljko, einst Chef von Sport1, folgte ihm im vergangenen Jahr nach und ist seither Geschäftsführer der ProSiebenSat.1 TV Deutschland. Ein erfolgreiches Geschwisterpaar also, das allerdings noch nie ein Doppelinterview gegeben hat - bis jetzt.

Zeljko Karajica, ist es ProSiebenSat.1 wirklich so toll, dass Sie Ihrem Bruder unbedingt nachfolgen wollten?

Zeljko Karajica: Mein Bruder hat nur Positives erzählt. (lacht) Er ist ja auch schon ein paar Jahre dabei. Insofern war das Risiko gering - übrigens auch, was die Zusammenarbeit zwischen uns angeht. Wir haben früher schon mal zehn Jahre zusammengearbeitet und müssen uns nicht jeden Tag aus dem Weg gehen.

Markan Karajica: Die Firma ist glücklicherweise so attraktiv, dass ich ihn nicht groß überzeugen musste. Ich war allerdings auch nicht der Verhandlungsführer.

Woher kommt das gemeinsame Interesse für die Medienbranche? Der ähnliche Weg kann doch kein Zufall sein…

Zeljko Karajica: Auch im Sport kommt es ja häufiger mal vor, dass Brüder ähnliche Interessen entwickeln. Bei uns ist das ganz ähnlich.

Markan Karajica: Das hat sich schon während des Studiums angedeutet. Vielleicht liegt es tatsächlich ein Stück weit in der Genetik, die uns dazu gebracht hat, einen ähnlichen Weg einzuschlagen. Ein bisschen Zufall war aber sicherlich auch dabei.

Können Sie das Berufliche und das Private eigentlich trennen?

Zeljko Karajica: Das ist bei uns schon sehr stark vermischt. Wenn wir mit unseren Frauen zusammen im Kino waren, durften wir uns schon früher nicht nebeneinander setzen, weil wir sonst die ganze Zeit über Fehler im Film gesprochen hätten. Und ich behaupte: Wenn wir zusammen joggen gehen, dann reden wir sicherlich eine halbe Stunde über den Job. Nicht, weil wir es müssen, sondern weil wir unsere Jobs gerne machen.

Markan Karajica: Trotzdem können wir das trennen, wenn es nötig ist.

Dann kommen wir doch mal auf Ihre Arbeit zu sprechen. Welche Rolle spielt eigentlich das klassische Fernsehen bei Ihrer täglichen Arbeit?

Zeljko Karajica: Das Fernsehen ist unser Kerngeschäft. Zugleich wirkt es als Initialzünder dafür, sich online mit zusätzlichen Inhalten, Werbebotschaften oder Produkten auseinanderzusetzen. Dieses enge Zusammenspiel treiben wir aktiv voran.

Markan Karajica: Die Fernsehreichweite ist ein großer USP, aber wir gehen ohnehin nicht von einer Konkurrenz zwischen Fernsehen und Online aus. Wir werben im TV nicht ohne Grund sehr stark für unsere Online-Angebote. Das alles soll nach Möglichkeit zu einem Gesamterlebnis werden.

Interessant ist aber, dass alle von der Digitalisierung sprechen, aber ProSiebenSat.1 in diesem Jahr gleich zwei neue Free-TV-Sender gestartet hat. Das wäre doch vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen.

Zeljko Karajica: Sixx performt hervorragend, Sat.1 Gold hat seine Nische gefunden und die Quoten, die ProSieben Maxx schon nach wenigen Wochen erreicht, können sich wirklich sehen lassen. Es ist für mich aber keine Diskrepanz, denn gleichzeitig wollen wir das digitale Thema ja weiterspinnen. Früher nannte man das "360-Grad-Konzept", heute ist es Standard. Daher macht es Sinn, Zielgruppen über kleine Sender anzusprechen, gleichzeitig aber die große 360-Grad-Welt mitzudenken.

Markan Karajica: Im Digital-Bereich sind wir nicht weniger umtriebig. Denken Sie beispielsweise an AMPYA, unseren neuen Musik-Service, oder an Studio 71, unsere neue Dachmarke für web-only-Produktionen.

Wie schwierig ist es, eine Fernsehmarke so aufzustellen?

Zeljko Karajica: Die Komplexität ist gestiegen, vieles davon gehört aber mittlerweile zum Handwerkszeug. Dass wir zum Start eines neuen Formats eine Facebook-Seite angelegen, wird jetzt nicht gerade mit der Verleihung des internen Innovationspreises gewürdigt.

Die mobile Nutzung hat zuletzt massiv an Fahrt aufgenommen. Ist das auch für Sie als Fernsehmacher ein Stück weit noch „Learning by Doing“?

Zeljko Karajica: Es hängt sehr viel von der technischen Entwicklung ab. Als es die ersten WAP-Handys gab, sah es einfach doof aus. Oder denken Sie an die HD-Diskussion: Wir waren uns alle einig, dass HD kommen wird. Tatsächlich hat es aber sechs, sieben Jahre gedauert, bis es sich durchsetzte. Und vermutlich hat es dem Pay-TV zum Durchbruch verholfen. Es müssen also mehrere Dinge zusammenkommen. Und der richtige Riecher darf natürlich nicht fehlen.

Im Zuge von "Promi Big Brother" habe ich mir kürzlich die Sat.1 Connect-App angesehen. Die kam teilweise noch etwas ruckelig daher. Soll das tatsächlich die Zukunft des Fernsehens sein?

Markan Karajica: Ich kenne Ihre Verbindung nicht. (lacht) Bei "Promi Big Brother" hatten wir eine sehr hohe Interaktionsrate. Innerhalb kurzer Zeit kommen da schon mal 200.000 Zugriffe und mehr zusammen. Da kann es passieren, dass es etwas ruckelt.

Zeljko Karajica: Als wir das erste Fußball-Spiel über Mobile-TV übertragen haben, konnten Sie kaum einen Spieler erkennen. Aber im Moment geht es darum, dass überhaupt so viele Menschen mitmachen, dass das Interesse so hoch ist. Das bestärkt uns.