Frau Frier, die Schlecker-Pleite liegt inzwischen zwei Jahre zurück. Wieso ist es aus Ihrer Sicht nicht zu spät, jetzt noch einen Film darüber zu machen?

Ich finde es häufig schwierig, wenn zum Beispiel unmittelbar, nachdem jemand gestorben ist, schon 14.000 vorbereitete Nachrufe aus der Schublade geholt werden. Unser Autor und unser Regisseur haben "Die Schlikkerfrauen" sehr sorgfältig vorbereitet und eine sozialkritische Komödie auf die Beine gestellt. Einen solchen Film kann man auch nach 20 Jahren drehen, es sei denn, die gesellschaftlichen Zustände sind so gut, dass das Thema nicht mehr relevant ist.

Sie sagen selbst, es ist ein gesellschaftlich relevantes Thema. Inwiefern hat das Schicksal der Schlecker-Frauen angesichts dessen überhaupt das Zeug zur Komödie?

Jedem Drama wohnt eine Komödie inne, so wie jedes Leben nicht nur schwarz oder weiß verläuft. Es wird ja nicht umsonst anlässlich von Todesfällen sehr viel gelacht. Außerdem ist es doch der schönste Teppich, auf dem ich eine Komödie spielen kann, wenn es wirklich um etwas geht, und nicht immer nur darum, einfach einen blöden Spruch zu reißen. In meinem Leben habe ich häufig die Erfahrung gemacht, dass mir mein Humor immer dann besonders wichtig war, wenn es mir schlecht ging. Insofern halte ich es für eine spannende Idee, diesen Komödien-Ansatz zu wählen. Wie ein Betroffenheitsfilm aussehen würde, kann ich Ihnen relativ schnell runterreferieren. So ist es aber ein mutiges Projekt. Wir bedienen uns satirischer Stilmittel, jedoch ohne Grenzen zu überschreiten. Wir sind zuversichtlich, dass es klappt, aber mutige Projekte können natürlich auch scheitern. Aber mehr als scheitern kann man ohnehin nicht. Also auf!

Hätte Sie der Film denn auch gereizt, wenn er ein klassisches Drama geworden wäre - ganz ohne diesen satirischen Aspekt?

Bestimmt. Es besitzt in beiden Fällen dieselbe gesellschaftliche Relevanz. Das Genre ist mir letztendlich egal. Ich finde die Komödie gerade mit Blick auf die Schlecker-Frauen jedoch mutiger und experimenteller. Das bedeutet aber nicht, dass ich in einem Drama nicht auch eine schöne Rolle übernehmen würde. Am Ende steht und fällt alles mit dem Drehbuch.

Was vermuten Sie, welche Reaktionen der Film bei den betroffenen Frauen auslösen wird?

Wir haben einige Schlecker-Frauen gesprochen, die das Drehbuch gelesen haben und davon begeistert waren. Es zeigte sich, dass die Frauen sehr offen sind und es gut finden, wenn man ihre Geschichten nicht vergisst. Dennoch bin ich gespannt, wie sie auf den fertigen Film reagieren werden. Ihnen muss er gefallen, nicht dem Feuilleton.

Mit Katharina Thalbach haben Sie eine Schauspielerin an Ihrer Seite, die den Satire-Spagat schon bei "Der Minister" gewagt hat. Hat dieser Film gewissermaßen den Ausschlag gegeben, sich auf das "Schlikkerfrauen"-Projekt einzulassen?

Da kam viel zusammen. In erster Linie waren allerdings Regisseur Uwe Janson und das Buch die ausschlaggebenden Faktoren. Uwe hat in der Vergangenheit ganz viel "Danni Lowinski" gemacht. Es kann also eigentlich gar nicht so viel schiefgehen. Dass ich dann auch noch zusammen mit Katharina Thalbach spielen kann, ist umso schöner.