Herr Wolter, welches ist Ihr persönliches Lieblingsformat von Shine?

Ich finde, dass schon Palina Rojinski ein Grund ist, "Got to Dance" gut zu finden. Wir haben ja mit der Florida TV das Vergnügen, zwei neue Shows mit ihr zu produzieren, und ich freue mich über jedes Talent unserer "Halligalli"-Truppe, das sich so erfreulich entwickelt. Ich sehe die Show gern, auch wenn 'Lieblingsformat' übertrieben wäre.

Würden Sie's denn gern produzieren?

Das Format ist in guten Händen und die Frage stellt sich nicht.

Wir fragen deshalb, weil Sie ja bald mehr mit den Shine-Kollegen zu tun haben werden. 21st Century Fox und die neue Endemol-Mutter Apollo Global Management wollen Endemol, Shine Group und Core Media Group in einem gemeinsamen Joint Venture zusammenführen.

Wir finden die strategische Option am Horizont sehr interessant, sie beeinflusst unser operatives Geschäft in Deutschland bislang jedoch nicht. Wir sind mit unserer Entwicklung und dem weiteren Wachstum von Endemol gut beschäftigt.



Welche Auswirkungen hat es denn generell auf den Markt, wenn durch die fortschreitende Konsolidierung immer größere globale Produktionskonzerne entstehen? Man hört ja schon ängstliche Stimmen aus den Sendern, die offenbar eine Umkehr der Machtverhältnisse befürchten.

Ich habe nie das Lied des armen, kleinen Produzenten mitgesungen, der dem großen, übermächtigen Sender ausgeliefert ist. Stattdessen setzen wir bei Endemol auf eine gewisse Unabhängigkeit, indem wir für alle Sender arbeiten, Marken aufbauen, Produktionsfirmen mit eigenem USP gründen und neue Geschäftsfelder aufbauen. Die Endemol beyond ist ein gutes Beispiel. International rangiert die von uns in Deutschland vor zwei Jahren gegründete Company mit 260 Millionen Videoabrufen pro Monat schon unter den Top 25 der Welt. Insofern singe ich jetzt auch nicht das gegenteilige Lied mit. Nicht zuletzt als Antwort auf die wachsende Konzentration treten wir eben nicht als Produktionsriese am Markt auf, sondern als leidenschaftliches Entertainment-Kaufhaus mit verschiedenen, individuellen Designer-Shops.

Sie haben eben das organische Wachstum von Endemol Deutschland erwähnt. Wie genau kommt das zustande?

Unsere Diversifikationsstrategie ist aufgegangen. Wir wachsen auch in diesem Jahr wieder zweistellig und sind mit einem dreistelligen Millionen-Umsatz und insgesamt rund 35 Formaten on air in diesem Jahr inzwischen der größte unabhängige Produzent in Deutschland. Aus der Firma, die noch vor einigen Jahren nur mit dem Tafelsilber "Wer wird Millionär?", "Big Brother" und "Nur die Liebe zählt" bewaffnet war, ist inzwischen die Endemol-Gruppe geworden. Mit Florida TV, der Herr P., Wiedemann & Berg Television und Endemol beyond sind echte Perlen hinzugekommen.

Besteht bei einem solchen Wachstum nicht das Risiko, dass man zuweilen einfach die Schlagzahl am Fließband erhöht und die Qualität auf der Strecke bleibt?

Die Gefahr sehe ich nicht. Je mehr profilierte Showrunner und starke Kreative man an Bord hat, desto höher ist am Ende auch die Qualität. Die Sender interessiert gar nicht mehr so sehr, aus welcher Gruppe oder Firma eine Show kommt. Entscheidend ist, wer die Show tatsächlich umsetzt, wer kreativ verantwortlich ist. Und wenn ich mir anschaue, welche auch kleineren Pflänzchen wir so pflegen – zum Beispiel die "Beef Buddies" bei ZDFneo, die "Wiwaldi Show" im WDR Fernsehen, "Yps – Die Sendung" bei RTL Nitro oder natürlich das Grimme-Preis-gekrönte "Circus Halligalli", aus dem wiederum "Schulz in the Box" und die neuen Palina-Shows hervorgegangen sind – dann ist das alles weiß Gott keine Massenware. Alle diese Formate stehen sowohl für Qualität als auch für Erfolg in ihrer jeweils größeren oder kleineren Nische.

"Entscheidend ist, auch aus weniger erfolgreichen Formaten die richtigen Lehren zu ziehen"

Marcus Wolter, Endemol


Ihrer Aufzählung könnte man allein aus den letzten zwei Monaten "Mama International", "Ticket to Love" und "Hotter Than My Daughter" entgegenhalten. Lauter Formate, die den Eindruck machen, als kämen sie doch vom Fließband – inhaltlich 'me too', handwerklich mittelmäßig.

"Mama International" mag ich persönlich sehr. Insofern bin ich unglücklich, dass der Zuschauer das Format nicht angenommen hat. Auch "Ticket to Love" war handwerklich ordentlich gemacht, wir haben damit aber offensichtlich nicht den Nerv des Publikums getroffen. So etwas ist bitter und wir arbeiten daran, möglichst wenige solcher Momente zu erleben. Entscheidend ist, auch aus weniger erfolgreichen Formaten die richtigen Lehren zu ziehen. "Hotter Than My Daughter" ist dagegen durchaus ein Quotenerfolg gewesen und aus meiner Sicht auch handwerklich super gelungen. Ich finde Guido Maria Kretschmer großartig und bin stolz darauf, dass wir mit ihm zusammenarbeiten. In einer möglichen zweiten Staffel werden wir das Format sicher noch optimieren und weiterentwickeln, aber das ist ein ganz normaler Prozess.