Apropos zweite Staffel und Optimieren: Was werden Sie bei "Promi Big Brother" dieses Mal besser machen?

Von den Quoten her war "Promi Big Brother" 2013 in Ordnung. Trotzdem habe ich nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass ich persönlich nicht vollauf zufrieden war mit dem, was wir inhaltlich abgeliefert haben. Umso spannender finde ich es jetzt, mit "Promi Big Brother" nochmal neu anzutreten. Wir haben uns personell neu aufgestellt und "Mister Big Brother" Rainer Laux zurück an Bord geholt. Wir haben den Produktionsstandort gewechselt, sind wieder hier bei uns vor der Tür in Köln. Gemeinsam mit Sat.1 haben wir uns für die neue Staffel eine Menge einfallen lassen.

Was denn zum Beispiel?

Wenn man das jetzt schon verraten würde, nähme man bei einer Reality-Show die Spannung weg. "Promi Big Brother" lebt vor allem von dem, was die Charaktere, die zwei Wochen ins Haus eingesperrt sind, uns aus ihrem Leben preisgeben und welche Geschichten sich aus ihrem Zusammenleben entwickeln. Vieles davon ist vorab nicht kalkulierbar. Den Grad der Herausforderungen werden wir sicher stärker anziehen, als wir das im vorigen Jahr getan haben.



Wie hoch ist der Stellenwert von "Promi Big Brother" für Endemol? Oder anders gefragt: Wie stark ist der Druck, dass es diesmal hinhaut?

Sportlichen Ehrgeiz und Spannung haben wir immer, aber von Druck würde ich nicht sprechen. Gerade dieses Format kann nur gelingen, wenn wir es mit einer gewissen spielerischen Leichtigkeit angehen. Aus all dem, was wir vorhin über unsere Wachstums- und Diversifikationsstrategie besprochen haben, folgt natürlich auch: Wir sind heute viel weniger abhängig von einem einzelnen Format.

Mit "Deal or No Deal" und "Nur die Liebe zählt" legen Sie zwei weitere Endemol-Klassiker neu auf. Wie wollen Sie da für die nötige Frische sorgen, ohne den Markenkern zu zerstören?

Früher war es super, wenn ein Moderator die Showtreppe runterkam und drei Minuten Applaus bekam. Diese Zeiten sind vorbei. Auch wenn wir bei "Deal or No Deal" über ein Studioformat und bei "Nur die Liebe zählt" über ein vor allem von MAZen getragenes Format reden, geht es doch in beiden Fällen darum, von der ersten Minute an packende Geschichten zu erzählen und die Zuschauer mitzureißen. Wir haben ja etwa bei "Joko gegen Klaas – Das Duell um die Welt" eine ganz neue MAZ-Erzählweise geprägt. Vor zwei Jahren hätten uns noch einige Sender für verrückt erklärt, wenn wir für eine Studioshow 15-Minuten-MAZen vorgelegt hätten. Inzwischen liegt das im Trend. Die Erzählweise und Haltung muss man für jedes einzelne Format immer wieder neu herausarbeiten. Bei "Deal or No Deal" verzichten wir auf die Damen mit den Koffern und setzen stattdessen auf Kandidaten, die Geschichten mitbringen. Und wir wollen auch in einer Gameshow durchaus überraschen. Ich glaube, die Zeit der von A bis Z durchformatierten Shows, in denen der Zuschauer kaum mal in seinen Sehgewohnheiten überrascht wird, ist vorbei.

Höchst unerfreulich war für Sie der Skandal um das Reportage-Format "Lange Undercover" Ihrer Tochterfirma Meta Productions. Wie viel Schaden hat die Firma dadurch genommen?

Es gab in einer von insgesamt sechs Folgen "Lange Undercover" einen Fehler, den Meta Productions eingeräumt hat. Die anderen fünf Folgen waren journalistisch einwandfrei – das haben wir intensiv nachgeprüft. Man darf bei einem solchen Fehler, der zugegeben inakzeptabel ist, nicht vergessen, dass die Firma Meta seit über 20 Jahren erfolgreich auf hohem journalistischem Niveau unterwegs ist. In der Zwischenzeit haben wir sowohl die Meta-Geschäftsführung als auch die Redaktionsleitung neu aufgestellt. Ich bin sicher, dass Ulrich Meyer als Gründer und Hendrik Schierloh als Geschäftsführer den erfolgreichen Weg der Meta fortsetzen werden.

"Das Team der Meta wird alles daran setzen, weiterhin eine so investigative und erfolgreiche 'Akte' zu machen wie in den letzten 20 Jahren"

Marcus Wolter, Endemol


Über das Format "Lange Undercover" hinaus hat Sat.1 in diesem Zusammenhang zeitweise auch die Glaubwürdigkeit des wöchentlichen Magazins "Akte" mit Ulrich Meyer in Frage gestellt. Müssen Sie sich bei Meta mittelfristig auf eine Zukunft ohne "Akte" einstellen?

Wir haben die Angelegenheit im Einvernehmen mit dem Sender aufgeklärt und blicken nun gemeinsam positiv nach vorn.

Rechnen Sie ernsthaft damit, dass Sat.1 den Vertrag für "Akte" nächstes Jahr noch einmal verlängert?

Im Januar 2015 wird die "Akte" 20 Jahre alt. Sie ist für Sat.1 nach wie vor eine erfolgreiche und wichtige Sendung. Das Team der Meta wird jedenfalls alles daran setzen, auch weiterhin eine so investigative und erfolgreiche "Akte" zu machen wie in den letzten 20 Jahren.

Herr Wolter, herzlichen Dank für das Gespräch.