Gerald McRaney (Foto, links) wurde in den 80er Jahren durch seine Hauptrolle in der Krimiserie „Simon & Simon“ berühmt; spielte zuletzt größere Rollen in Serien wie „Deadwood“ oder  „Jericho“. Bei „House of Cards“ spielt er in Staffel 2 den Multimilliardär Raymond Tusk, der beim Machtpoker in Washington mitmischen will. Nathan Darrow (Foto, rechts) spielt in der Serie Meechum, den Bodyguard und Fahrer von Frank Underwood, der in Staffel 2 nach einer Versetzung eine weitaus größere Rolle spielt. Wir sprachen mit den beiden bei der Verleihung der Primetime Emmy Awards Ende August in Los Angeles. 

Was ist grausamer: Das echte Washington, D.C. oder die Welt von „House of Cards“?

Gerald McRaney: (lacht) Gute Frage. Washington ist manchmal schon sehr surreal, aber „House of Cards“ - ich glaube, dass unsere Serie einen faszinierenden Blick auf Washington gibt. Die Storylines sind natürlich nicht real, aber das Bild von Verhalten und Umgangston in der Hauptstadt ist so glaubwürdig, dass die Serie auch in Washington gerne gesehen wird.

Nathan Darrow: „House of Cards“ zeigt in einer sehr zynischen Art, wie die wahren Politikmachenschaften in Washington vor sich gehen könnten. Es ist nicht die erste Show über die große Politik, aber die erste aus diesem Blickwinkel.

Stellt Frank Underwood, gespielt von Kevin Spacey, jetzt eine Über- oder Untertreibung des echten politischen Machtspiels in Washington?

Gerald McRaney: Eine Übertreibung sicher nicht. Was den Vergleich mit der Realität so schwer macht, ist die Tatsache, dass wir im echten Leben nie alle Beweggründe kennen. Dieses Wissen um der Gedanken von Frank Underwood lässt uns doch heimlich sogar die Daumen drücken für diese meist ganz und gar nicht freundliche Figur.

Macht es stolz, Teil einer Serie zu sein, über die so viel geredet wird?

Gerald McRaney: Das ist in der Tat ein geniales Gefühl, Teil eines so exzellenten Kunstwerks zu sein. Aber können Sie mir vielleicht zur Abwechslung eine Frage beantworten? Ich habe nie so richtig verstanden, warum Journalisten und Fans immer unbedingt wissen wollen, was in der nächsten Staffel passiert. Alle wollen wissen, was in Staffel 3 passieren wird. Also für mich wäre das, als wenn ich bei einem Krimi die letzte Seite des Buches zuerst lesen würde.

In Deutschland feiert erst einmal die zweite Staffel ihre FreeTV-Premiere - ganz profan im linearen Fernsehen. In den USA ist die Serie weiterhin ausschließlich bei Netflix zu sehen. Hatte die Tatsache, dass kein klassischer Sender hinter der Produktion steht, Einfluss auf Ihre Entscheidung, bei der Serie mitzumachen?

Gerald McRaney: In der Tat, ja. Für mich war das absolut aufregend und sogar ausschlaggebend, da ich Netflix es sehr hoch angerechnet habe, dass bereits im Vorfeld eine komplette Staffel in Auftrag gegeben wurde. Mich als Schauspieler fasziniert bei Netflix weniger das Binge-Watching der fertigen Staffel - sondern die Tatsache, dass alle Kreativen die Gewissheit haben, frei arbeiten zu können und das ohne Angst der vorzeitigen Absetzung.

Nathan Darrow: Genau, darauf wollte ich auch hinaus. Jeder Schauspieler ist erst einmal darauf erpicht, ein großartiges Drehbuch zu bekommen. Uns geht es um die Charaktere und Geschichten. „House of Cards“ ist ein Projekt, bei dem da alles stimmt. Und wenn das wiederum möglich wird, weil Netflix direkt eine ganze Staffel produzieren lässt, dann ist das großartig.

Jeder guckt „House of Cards“ in eigener Geschwindigkeit. Schwierig also sich z.B. über Social Media mit den Fans der Serie auszutauschen…

Gerald McRaney: Wir sind beide nicht auf Twitter. Aber ich bin der Meinung, dass jede Serie heutzutage über Social Media vermarktet werden muss.

Nathan Darrow: Man könnte tatsächlich annehmen, dass viele Spoiler über Social-Media-Kanäle im Umlauf sind, was dann einige Fans auf Grund von zeitversetztem Fernsehkonsum verärgern könnte. Aber jetzt wo sie es ansprechen, muss ich sagen: Das passiert erstaunlich selten, finde ich. zum Glück ist dem nicht der Fall.


Gerald McRaney: Aber selbst wenn das ein oder andere aus der Serie über Twitter und Co. verraten wird, sind die wahren Fans trotzdem noch mit Leib und Seele dabei. Unsere Lieblngsfilme schauen wir uns ja auch immer wieder an, obwohl wir den Ausgang schon kennen. Außerdem: Nur zu wissen, was mit Frank Underwood passiert oder ihm dabei zugucken zu können - das sind zwei Paar Schuhe. Den deutschen Fans viel Spaß mit Staffel 2.

Gerald, Nathan, herzlichen Dank für das Gespräch.