So, es gibt jetzt also ein 24h-Cartoon-Festival am kommenden Wochenende in Berlin. Wie kindisch ist das denn?

Elias Hauck: Gack-gack-gack!

Das Klischee musste ich nochmal ausgraben, weil ich das tatsächlich hin und wieder gehört habe als ich erwähnte, dass DWDL.de das Festival unterstützt. Cartoons sind Kindersache, ist da noch oft verbreitet.

Hauck: Gack!

Dominik Bauer: Das macht ja nix. Erwachsene benehmen sich sowieso immer öfter wie Kinder, während Kinder immer öfter wie Erwachsene agieren. Bald werden wir alle gleich alt sein.

Über den Humor der Deutschen wird oft geunkt. Wie sieht es bei Cartoons bzw. Karikaturen aus. Ist Deutschland noch Entwicklungsland oder schon einen Schritt weiter?

Hauck: Wir haben für das Festival einfach die Kollegen eingeladen, die wir lustig finden und auch bewundern. Die brauchen keine Entwicklungshilfe.

Bauer: Nehmen wir mal Michael Sowa, Rudi Hurzlmeier und Ernst Kahl, die drei großen Meister, die den Cartoon in die Malerei übersetzt haben. Etwas Schöneres kann einem Witz doch gar nicht passieren, als von einem dieser dreien gemalt zu werden.
 
Die hochpolitische Karikatur in der Tageszeitung gab es ja immer schon. Aber Cartoons für den Alltagswitz haben bei uns länger gebraucht oder täuscht das? Und wenn ja, warum?

Bauer: Es gab bei den Zeitungen wohl lange Zeit Berührungsängste mit echtem Humor. Lieber veröffentlichte man symbolische Grafiken, z.B. ein Feuerzeug, auf dem „Rechtsextremismus“ steht, das dann die Lunte einer Bombe anzündet, auf der „Demokratie“ steht. Da konnte man sicher sein, daß es jeder versteht und keiner lacht.

Hauck: Aber im Moment tut sich was in den Redaktionen. Die wirklich komischen Zeichner werden die Gegenstandsbeschrifter hoffentlich irgendwann ganz ersetzt haben. 

24h Cartoon Festival© Hauck & Bauer

 
Ist Social Media bzw. das Netz eigentlich Fluch oder Segen? Auf der einen Seite gibt es ja Kollegen, die sich via Netz eigenständig einen Namen gemacht haben. Gleichzeitig aber werden andere kreative Werke oftmals gedankenlos weiterverbreitet - ohne dass die Kreativen davon finanziell etwas haben…

Hauck: Ja, genau so ist es. Vielen Dank für Ihre Antwort.

Ist der Wettbewerb um die Gags härter geworden?

Bauer: In unserer Szene? Nein. Man kennt sich sehr gut untereinander, man würde also einem Kollegen keinen Platz wegnehmen, sondern sich eher anderswo einen Platz suchen. Ich glaube übrigens, es gibt für Cartoonisten noch viele unbesetzte Nischen.
 
Jetzt mal zurück zum Festival selbst: Wie entstand eigentlich die Idee dazu?

Hauck: Dominik hatte die Idee zu einem Cartoon-Lese-Festival. Ich hatte die Idee, daß es 24 Stunden lang sein muss.

Bauer: Und als wir wieder nüchtern waren, war die Idee immer noch da.

Cartoon© Hauck & Bauer

 
Und im nüchternen Zustand habt Ihr Euch fürs Crowdfunding entschieden, aber habt ja vorher schon den Beteiligten eine Zusage abgerungen. Wie schwer war es, da auf Verdacht hin ein LineUp zusammenzukriegen?

Bauer: Das war der leichteste Teil. Fast alle, die wir gefragt haben, hatten sofort Lust auf die Veranstaltung.

Hauck: Und alle haben unser Crowdfundung mit wunderschönen Prämien unterstützt. Für 150 Euro durfte man z.B. Martin Sonneborn die Hand schütteln, mit Hannes Richert Minigolf spielen oder sich von Rattelschneck einen Medizinball aufblasen lassen.

Das ganze Projekt ist ein großes Abenteuer. Entwickelt man da sowas wie Vorfreude aufs Festival oder hofft man einfach nur, dass es ohne große Pannen über die Bühne geht?

Hauck: Es ist wie im Sport. Wenn man wirklich sein Bestes gibt, gewinnt man am Ende auch die Weltmeisterschaft.

Elias, Dominik - danke fürs Gespräch

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