Es ist also mal wieder soweit. Sat.1 probiert mal wieder ein neues Magazin am Vorabend. Verzeihen Sie den Einstieg, aber was hebt „Unser Tag“ von den bisherigen Versuchen ab? Was ist der USP?
 
Matthias Ebel: Da kann ich ganz bewusst sagen: Wir haben keinen USP.
 
Ach.
 
Ebel: Ich glaube nicht, dass ein tägliches Magazin einen USP braucht. Es muss einfach gut gemacht sein und Tag für Tag gute Themen liefern. Es geht um tägliches Handwerk. Ich bin fest davon überzeugt, dass allzu verkopfte Ansätze für ein Magazin einfach ins Nichts führen. Im Grunde genommen ist Magazin immer General Interest. Produktionstechnisch muss es auf der Höhe der Zeit sein. Und das ist bei uns durch den neuen Produktionsstandort absolut gegeben.

Jobst Benthues: „Unser Tag“ muss im Grunde zu einem täglichen Mitnahmeartikel werden. Man schaut rein und nimmt etwas mit. Es muss eine Erkenntnis, ein Tipp oder eine Anregung hängen bleiben.
 
Ebel: Ich predige unserem Team jeden Tag bei jedem Thema: Versetzt euch in die Lage des Zuschauers bzw. der Zuschauerin und beantwortet mir die Frage: Was hat das mit mir zu tun? Kochen kann ebenso dazu gehören wie nachrichtliche Tagesaktualität – beides aber nur, wenn wir mit Blick auf das Publikum entscheiden: Da kann ich mir was mitnehmen, das interessiert mich.
 
Wäre die Flüchtlingskrise ein Thema für „Unser Tag“?
 
Ebel: Wir sind kein Nachrichten-Magazin und überlassen die Chronistenpflicht den Kollegen der „Sat.1 Nachrichten“, die im Anschluss an uns übernehmen. Aber nachdem über die Flüchtlingskrise ja anfangs nur mit Zahlen, Statistiken und politischen Statements berichtet wurde, ist das Thema jetzt emotionalisiert: Es betrifft und bewegt die Menschen, wie nach all den Diskussionen über den Hass jetzt die Welle der Hilfsbereitschaft zeigt. Und natürlich ist es dann auch für uns ein Thema.
 
Also nicht nur Promi-Klatsch…
 
Ebel: Wir wollen dem Zuschauer natürlich auch aktuell zeigen, was an diesem Tag Gesprächsthema war. Da kann und wird auch Prominenz eine Rolle spielen. Ebenso wie ein nennenswerter Service-Bereich. Magazin-Handwerk funktioniert nach dem guten alten Wundertüten-Prinzip. Die sieht von außen immer gleich aus und ich kaufe sie, weil ich weiß, dass jeden Tag etwas Tolles drin ist.
 
Benthues: Natürlich werden wir den Sendeplatz nutzen und auch Themen aus der neuen Sat.1-Vorabendserie „Mila“ aufgreifen, diese aber dann so aufbereiten, dass sie unserem Publikum einen Mehrwert bringen.

Matthias Ebel / Jobst Benthues

Meworks-Geschäftsführer Matthias Ebel, RedSeven-Geschäftsführer Jobst Benthues
 
Hinter „Mila“ zu laufen, war schon immer der Plan. Aber eigentlich sollten Sie um 18.30 Uhr auf Sendung gehen. Durch das Aus für „Newtopia“ wurde es 19.30 Uhr. Macht die Stunde einen Unterschied in der Planung der Sendung?
 
Ebel: Wir haben an Details geschraubt, aber nicht grundsätzlich alles über den Haufen geworfen. Die Anforderungen an ein Magazin um 19:30 Uhr sind nicht grundsätzlich andere. Die Tagessituation ist ein bisschen eine andere: Der Zuschauer sitzt eine Stunde später vielleicht schon etwas entspannter auf dem Sessel und ist bereit, sich ein Stück weiter zurückzulehnen. Aber am Ende ist doch das Schöne an einem täglichen Live-Magazin: Wir können jeden Tag daran arbeiten und optimieren.
 
Benthues: Und das Wichtigste ist: Der Vorlauf mit "Mila" ist unverändert. Zusammen mit der Serie liefern wir eine positive, freundliche und hochwertig produzierte Stunde am Vorabend, die vom Fiktionalen über unsere Themen zu den wichtigsten Nachrichten des Tages und dann der Primetime überleitet. „Unser Tag“ soll das Angebot an die Sat.1-Zuschauer sein, den Tag abzuschließen und den Abend einzuläuten.
 
Sie haben sich hier für ein reales Set entschieden. Mit welchem Hintergedanken?
 
Benthues: Es geht darum, eine Heimat für die Zuschauer zu schaffen. Das Set kann sich jeden Tag ein bisschen neu erfinden. Man kann Positionen wechseln, auch experimentieren. Wir können die Jahreszeiten und besondere Atmosphären ganz natürlich umsetzen. Und es ist auch für die Mitarbeiter natürlicher, wenn sie von der Redaktion über den Flur in ein Studio wechseln und nicht in leere virtuelle Räume. Das Studio ist "back to basic“: mehr Fernsehen, weniger Technik.
 
Ebel: Wir wollen, dass die Zuschauer das Gefühl bekommen, dass unsere Themen etwas mit ihnen zu tun haben. Das lässt sich glaubwürdiger aus einem realen Raum vermitteln als aus der Virtualität.
 
Benthues: Matthias und ich hatten sehr ähnliche Vorstellungen: Wir wollten ein wohnliches Set, ohne dass es ein ausdekoriertes Wohnzimmer wird. Das wäre kontraproduktiv.
 
Warum kontraproduktiv?
 
Benthues: Wir wollen ja auch auf tagesaktuelle Meldungen eingehen können. Und wenn wir über Unglücke oder Tragödien sprechen, dann wollen wir solche harten Themen nicht aus einem kuschelig bis ins Detail dekorierten Wohnzimmer – kurzum: der heilen Welt – verkünden. Da brauchen wir die Möglichkeit, auch etwas neutraler aussehen zu können.