Frau Schmidt, „Sturm der Liebe“ wird 10 Jahre alt. Wenn Sie Ihre Serie heute mit den ersten Folgen von damals vergleichen: Erkennen Sie sie wieder oder hat sich viel verändert?

Ich erkenne sie sehr gut wieder. Vielleicht erzählen wir heute ein bisschen schneller, auch der Look unseres Hotels „Fürstenhof“ hat sich seit der HD-Umstellung 2011gewandelt. Aber das Prinzip der Serie haben wir früh festgelegt und sind ihm über die Jahre treu geblieben: Regelmäßig frischen wir „Sturm der Liebe“ auf mit einem neuen Traumpaar in der bekannten Hotel-Umgebung. Das Paar findet nach vielen Höhen und Tiefen nach etwa einem Jahr zueinander und beginnt nach einer romantischen Hochzeit ein neues Leben außerhalb des „Fürstenhofs“.

Ist „Sturm der Liebe“ eigentlich eine Telenovela, wenn die Serie nun doch alles andere als endlich ist?

„Sturm der Liebe“ war anfangs als Telenovela angelegt. Nach hundert Folgen sollte Schluss sein. Allerdings haben wir schnell den Auftrag für 50 weitere Folgen bekommen, weil die Serie so viele Zuschauer und Fans gefunden hatte. Eine erfolgreich eingeführte Serien-Welt gibt man dann nicht auf, nur weil die Form einer klassischen Telenovela dies so vorgesehen hätte. Also wurde aus „Sturm der Liebe“ eine von mir gern so genannte Dailynovela.

Praktischerweise hatte „Sturm der Liebe“ von Anfang an ja keinen Namen von Charakteren im Titel.

Vielleicht war es Instinkt, keine Namen in den Titel zu setzen. Man wäre an das Schicksal einzelner Rollen gebunden. Aber die Geschichte eines jeden Traumpaares ist irgendwann einmal auserzählt. Irgendwann gibt es eben keine Hindernisse mehr, die man ihm in den Weg legen könnte. (lacht)

Ach, also wird es irgendwann auch Ihnen dann mal zu bunt? Dann braucht es ein neues Paar, das sich finden muss…

Dabei hat sich ein Prinzip von Beginn an als erfolgreich erwiesen: Frühzeitig, noch bevor die Geschichte eines Traumpaars zu Ende erzählt ist, führen wir die neuen Charaktere ein. Die Zuschauer wissen dann noch nicht, dass dies die neuen Hauptdarsteller sein werden.

Stehen zuerst die neuen Geschichten oder das neue Paar fest?

In der Regel haben wir zuerst die Geschichte und casten dann das neue Paar. Weil es extrem schwer sein kann, die richtigen Schauspieler zu finden, müssen wir manchmal bis zu vier Casting-Runden durchlaufen. Dabei kamen durchaus schon mal Zweifel auf, ob wir es zeitlich bis zum Drehbeginn schaffen. Allerdings ist es in den vergangenen zehn Jahren letztlich immer gut ausgegangen (lacht).

Frau Schmidt, jetzt helfen Sie mir doch mal „Sturm der Liebe“ von „Rote Rosen“ zu unterscheiden. Was hebt Ihre Serie ab?

Gefühle sind natürlich das A und O, der Kontrast zwischen Arm und Reich, zwischen „denen da Oben“ und „denen da Unten“. Was uns klar von „Rote Rosen“ unterscheidet, ist das Märchenhafte: In den vergangenen zehn Jahren wurden 206 Traumsequenzen verfilmt. Hinzu kommen unsere Außenaufnahmen. Wir begreifen uns als eine sehr heimatverbundene Serie und die sensationelle oberbayerische Landschaft liegt uns durch unseren Produktionstandort, die Studios der Bavaria in Geiselgasteig bei München, im wahren Wortsinn, zu Füßen. Das nutzen wir vor allem in Form der so genannten Establishing Shots, den Eröffnungsszenen oder Zwischeneinblendungen. Anfangs haben viele nicht verstanden, warum ich darauf setze. Die Establishing Shots erfüllen für mich aber einen wichtigen Zweck: Sie sorgen dafür, dass sich Emotionen, die Spannung und all das, was der Zuschauer soeben in einer intensiven Szene gesehen hat, setzen kann. Ein schönes Landschaftsbild ist dafür ideal.

"Ich könnte es nur schwer verkraften, wenn ich zwar tolle Kritiken hätte, aber kaum jemand zuschaut."

Bea Schmidt

Worauf achten Sie bei den Storylines?

Schöne heile Welt allein funktioniert nicht. Wir brauchen Spannung und lassen dabei nichts aus. Keine Intrigen und auch keinen Mord. Aber es wird nie zu heftig und zu gruselig – schließlich senden wir am Nachmittag. Für die Storylines insgesamt ist die Idee, sämtliche Geschichten in einem Hotel spielen zu lassen, schon großartig. Ein Hotel ist ein totaler Mikrokosmos, in dem gearbeitet und gelebt wird. Jeder verfolgt seine Ziele, aber das Hotel eint dann im Zweifel doch alle.

Gibt es für Sie in 10 Jahren so etwas wie persönliche Meilensteine? Von der Umwandlung einer zeitlich begrenzten Telenovela in einer fortlaufende Serie mal abgesehen?

Einer der aufregendsten Höhepunkte war die große Explosion des Fürstenhofs 2011. Wir mussten damals mit der Serie das Studio wechseln, weil es eigentlich nur auf eine zeitlich begrenzte Produktion ausgelegt war und aus allen Nähten platzte. Zusätzlich stand die Umstellung auf HD-Produktion an. Wir haben also unser altes Set mehr oder weniger in die Luft fliegen lassen. Das war schon eine gewagte Aktion, wir konnten die Szenen schließlich nur einmal drehen. Da musste alles sitzen. Auch inhaltlich war das für die Serie ein entscheidender Moment: Das ganze Hotel geht in die Luft – wer überlebt? Doch das war ja noch gar nicht alles. (lacht)

Wie meinen Sie das?

Es fand auch noch eine Hochzeit statt. Ein Höhepunkt at its best. Ein ganz grandioser Meilenstein in der „Sturm der Liebe“-Geschichte, auf den ich sehr stolz bin. Großartig war auch unser Ausflug nach Wien anlässlich der 2.000 Folge. Wir haben dort in ganz kurzer Drehzeit etwas auf die Beine gestellt, das sonst nur bei TV-Movies mit weit mehr Drehtagen möglich ist. Das funktioniert nur, weil wir beim „Sturm“ nicht nur ein sehr eingespieltes, sondern ein sensationell gutes Team sind. Da geht alles Hand in Hand und jeder gibt immer alles, vor allem, wenn es um solche Höhepunkte geht!