Vor eineinhalb Jahren haben Sie "Aspekte" grundlegend umgebaut. Wie hat sich die Sendung seither gewandelt?

Das ist mehr gewesen als ein normaler Relaunch. Es war fast ein Neustart; ein Riesen-Brett, das wir uns vorgenommen haben - und seit wir gestartet sind, befinden wir uns weiterhin in der Werkstatt. Man sammelt Erfahrungen und merkt, was funktioniert und was nicht.

Was hat denn nicht funktioniert?

Eine Situation, an der wir stark arbeiten, ist das Studio-Setting - speziell die Frage, wie man das Publikum optimal integriert. Das spielt schon alleine deshalb eine zentrale Rolle, weil die Moderationen aus dem Publikum heraus stattfinden. Damit waren wir ein bisschen unzufrieden, sodass wir da inzwischen einige Veränderungen vorgenommen haben. Man hat darüber hinaus immer das Problem, in den kurzen Studiogesprächen unmittelbar auf den Punkt kommen zu müssen. Da gilt es, bei der Auswahl der Gäste aufzupassen. Und die Dauer-Aufgabe ist es, aus dem riesigen Themenfeld, das wir zu beackern haben, die relevanten Themen herauszufiltern und daraus eine auch dramaturgisch gute Sendung zu machen, bei der man als Zuschauer vom einen in den nächsten Emotionszustand geführt wird. Das ist jede Woche eine neue Herausforderung. Da müssen und können wir noch besser werden.

Seit dem Neustart hat "Aspekte" seine Zuschauerzahlen nicht nennenswert ausbauen können. Worauf führen Sie das zurück?

Der Relaunch war nicht geplant, um Massen an Zuschauern hinzuzugewinnen. Zunächst mal war es toll, im Hauptprogramm mehr Sendezeit für Kultur zu bekommen. Schon alleine daraus hat sich eine andere Form ergeben. Darüber hinaus war es unser Ziel, Kultur lebendiger zu gestalten, was uns gelungen ist. Dass wir die Quote halten wie sie in den vergangenen Jahren war, ist angesichts dieser Veränderungen ein schöner Erfolg, zumal wir stets in die Nacht hinein senden. Sie wissen, wie unterschiedlich unsere Vorläufe sind. Ich bin mit unserem Sendeplatz nicht immer glücklich, weil es einen Unterschied macht, ob vor uns die "heute-show" oder "Ellerbeck" läuft. Kulturfernsehen ist immer ein Programm, das stark vom Vorlauf abhängig ist, weil es aus sich heraus ganz schwer Zuschauer generieren kann.

... man muss dazu sagen, dass "Aspekte" selbst an Tagen, an denen die "heute-show" läuft, nicht immer unmittelbar nach der "heute-show" läuft.

Das kommt noch dazu.

Sieht nach Grabenkämpfen zwischen der Unterhaltung und der Kultur aus.

Das sind keine Grabenkämpfe mit den Show-Kollegen, sondern Vorgaben von den Kollegen der Programmplanung, die an einer Optimierung der Sendeplätze arbeiten...

... die ja eigentlich eine Sendeplatz-Verschlechterung für Sie darstellt.

Optimierung im Sinne des Gesamt-Senders.

"Unser Wunsch ist es, einen stabilen Sendeplatz mit stabilem Vorlauf zu bekommen."
Daniel Fiedler

Ich erinnere mich auch noch an Zeiten, in denen Elke Heidenreichs Literatursendung einen eigenen Platz am Dienstagabend hatte und "Aspekte" dafür nicht ausfallen musste. Besteht unterm Strich die Sorge, dass im ZDF der Rückhalt für Kultur schwindet? 

Das Gefühl habe ich nicht, denn wir kommen ja auf 38 oder 39 Sendungen pro Jahr. Wir haben also einen festen wöchentlichen Sendeplatz, auf dem 45 Minuten Kultur stattfinden - und damit 15 Minuten mehr als in den Jahren zuvor. Das ist in jedem Fall eine Verbesserung, über die wir sehr froh sind. Unser Wunsch ist es, einen stabilen Sendeplatz mit stabilem Vorlauf zu bekommen. Der Freitag ist aber an sich kein guter Tag für Kultur im Fernsehen.

Nach der "Quartett"-Premiere gilt Ihre ganze Aufmerksamkeit "Schulz & Böhmermann"?

Gut beobachtet. Das wird tatsächlich der nächste große Brocken sein. Mitte Oktober werden wir zunächst allerdings noch das 50-jährige "Aspekte"-Jubiläum mit einer Rückblicks-Doku feiern, in der wir zeigen möchten, wie sich "Aspekte" und das Kulturfernsehen in den letzten fünf Jahrzehnten verändert haben. Gegen Ende des Jahres kümmere ich mich dann mit ganzer Kraft um "Schulz & Böhmermann". Das ist für mich ja eine Rückkehr zu den Wurzeln.

Hat Sie diese Format-Idee seit "Roche & Böhmermann" nie so recht losgelassen? 

Das war eine der schönsten Sachen, die ich in meinem bisherigen Fernseh-Leben gemacht habe. Noch heute hängt in meinem Büro ein Plakat der Sendung. Jan Böhmermann und ich reden schon lange über die Idee, "Schulz & Böhmermann" zu produzieren. Uns war allerdings bewusst, dass wir ein wenig Zeit verstreichen lassen mussten. Jetzt war die Zeit reif. Und ich freue mich, dass wir sie bei ZDFneo verwirklichen können.

Was hat Olli Schulz, was Charlotte Roche nicht hat? 

(lacht und denkt nach) Er ist ein Mann. Da besteht eine andere Spannung zu Jan Böhmermann. Olli Schulz ist keine Eins-zu-Eins-Nachbesetzung für Charlotte Roche. Ohnehin glaube ich, dass das ganz anders wird als man sich das vorstellt. Wer glaubt, dass wir "Sanft & Sorgfältig" machen und einfach eine Kamera dazustellen, der wird sich irren.

Herr Fiedler, vielen Dank für das Gespräch.