Am Vorabend haben Sie gerade ein unerwartetes Luxusproblem.

Wir haben es mit den Quiz-Formaten geschafft, die 18-Uhr-Schiene nach vorne zu bringen. Das ist einer der größten Sprünge, die es in den letzten Jahren auf einem Sendeplatz gegeben hat. Aber wir waren auch sehr notleidend und es beanspruchte viel Zeit und Arbeit, bis wir auf der jetzigen Flughöhe angekommen sind. Aktuell steigen die Quoten stetig an, allerdings wissen wir noch nicht, wie lange der Erfolg anhält. Daher testen wir stets ein bis zwei weitere Formate, um dem Publikum Abwechslung zu bieten. Der Erfolg liegt in meinen Augen aber auch darin begründet, dass wir die Ausstrahlung am Vorabend stets mit Specials in der Primetime verbinden. Diese Ausgaben sind für uns wie ein riesiger Trailer und haben in fast allen Fällen zu Quotensteigerungen geführt.


Streng genommen bräuchte es am Vorabend also gar keine Serien wie "Akte Ex" mehr...

Wir wollen für eine gesunde Mischung sorgen. Das "Großstadtrevier" und "In aller Freundschaft – Die jungen Ärzte" funktionieren sehr gut und auch mit "Hubert und Staller" sind wir außerordentlich zufrieden. Da wäre es doch falsch, wenn wir solche Formate in Frage stellen würden, denn die haben ja einen hohen Repertoirewert. Daher halten wir an unserem Weg fest. Nur am Dienstag haben wir den richtigen Weg noch nicht gefunden. Aber ohne Herausforderung wär's ja auch langweilig. (lacht) Mit dem Quiz im Rücken wird es aber auch dort besser werden– und von den recht erfolgreichen "Rentnercops" haben wir ohnehin bereits Nachschub produziert.

Besitzt eine der Vorabendshows eigentlich eine besondere Priorität? Geht es nach Anzahl der Folgen, dann würde ich derzeit auf "Gefragt – gejagt" tippen.

Das lässt sich so nicht sagen. Bisher wissen wir noch gar nicht, welches das erfolgreichste Format ist, weil jedes, das wir gezeigt haben, besser lief als das vorherige. Mit einer Ausnahme: Das "Quizduell" hat nicht ganz das gehalten, was "Wer weiß denn sowas?" geschafft hat. Da ist mir aber der Live-Aspekt besonders wichtig. Angesichts von 100.000 App-Spielern, die permanent dabei sind, fühle ich mich darin auch bestätigt. Das "Quizduell" ist sicherlich eine der besten Live-Sendungen, die wir auf diesem Feld haben.

Die letzte "Quizduell"-Woche war allerdings gar nicht live...

Daran erkennen Sie, wie sehr wir noch experimentieren. Es entstehen ja Vor- und Nachteile, wenn man auf Interaktivität setzt – die technischen Abläufe diktieren die Dramaturgie. Das ist der Nachteil, den wir mit dem "Quizduell-Olymp" aufbrechen wollten. Obwohl die Sendung nicht live war, hat immerhin noch die Hälfte der App-Mitspieler an der Show teilgenommen. Das finde ich auch noch eine beachtliche Zahl.

Sie kümmern sich ja nicht nur um den ARD-Vorabend, sondern sind auch für das Programm des NDR Fernsehens verantwortlich. Schaden Sie eigentlich nicht Ihrem eigenen Sender, wenn das Vorabendprogramm im Ersten immer erfolgreicher wird?

Bei uns gilt die Maxime: Das Erste first. Insofern machen wir uns das Leben selbst schwer. Allerdings können wir als NDR Fernsehen nicht klagen – wir sind schließlich bundesweit auf Platz eins bei den Regionalmagazinen.

Herr Beckmann, vielen Dank für das Gespräch.