Wer am Montag auf der Titelseite der "taz" den Aufmachertext "Geständnis eines Linken" lesen wollte, der kam nicht allzu weit - endete der Artikel doch in Buchstabensalat - verbunden mit dem Hinweis "Den Rest des Artikels können Sie sich schenken". Wer den Artikel auf der Website taz.de aufruft, bekommt nach Überschrift und Teaser sogar gar keinen sinnvollen Text mehr angezeigt. Erst nach Umblättern oder Klick erscheint der normale Text. Damit will die "taz" mehr Leser dazu bewegen, freiwillig beim Projekt "taz.zahl ich" mitzumachen und ein Online-Abo abzuschließen.

Die "taz" setzt schon seit 2011 online auf ein freiwilliges Bezahlmodell - wer taz.de weiterhin kostenfrei nutzen will, kann das auch weiterhin tun. Damit das funktioniert, benötigt die "taz" aber eben freiwillig zahlende Kunden - am besten regelmäßig als Abonnenten. Um deren Zahl zu steigern, begann die "taz" im Frühjahr vergangenen Jahres verstärkt dafür zu werben. Das damals ausgegebene, überaus ambitionierte Ziel: 20.000 Abonnenten bis Ende 2015.

Dieses Datum ist inzwischen verstrichen, die 20.000er-Marke ist aber in weiter ferne. Trotzdem: Von rund 2.000 im Frühjahr 2015 stieg die Zahl der freiwilligen Online-Abonnenten bislang auf immerhin rund 7.500 an. Nun hat man ein neues Ziel ausgegeben und will die Zahl der Abonnenten mit Unterstützung der Berliner Agentur DOJO, die die Kampagne entwickelt hat, auf immerhin 10.000 Unterstützer und Unterstützerinnen steigern.

Jochen Wegner, Chef von "Zeit Online", hält das "taz"-Modell für eine gute Idee und schreibt in einer Grußbotschaft: "Wir dürfen nicht ruhen, bis wir unseren Journalismus auf neue Füße gestellt haben. Wie das gehen soll? Liebe taz, Du bist ein gutes Beispiel dafür, wie das geht. Vielleicht wunderst Du Dich selbst ein wenig, dass Du neuerdings zu den Hipstern der Medienindustrie zählst, weil Du in den frühen 80ern die heute so angesagte Crowdfinanzierung entdeckt hast. taz.zahl ich, eine freiwillige Digitalabgabe treuer Leser, für die Du heute wieder einmal wirbst, ist die konsequente Fortsetzung des Genossenschaftsprinzips der taz ins flüchtigere Medium."